Balthazar: Roman (German Edition)
trocknen.
Während Balthazar reglos dalag, schlüpfte Skye aus ihrer eigenen nassen Kleidung und sprang unter die Dusche. Das heiße Wasser brannte einen kurzen Moment lang auf ihrer Haut; als sie dann jedoch die dampfende Luft einatmete, fühlte sie sich zum ersten Mal seit dem Angriff der Vampire wieder wirklich am Leben.
Es ist alles in Ordnung , sagte sie sich und stützte sich mit den Armen an den Fliesen ab, sodass das Wasser auf ihren Rücken trommeln konnte. Die Blutergüsse, die sie sich bei ihrem Sturz zugezogen hatte, schmerzten bereits; morgen würden die blauen Flecken überall zu sehen sein.
Du hast es geschafft .
Du kannst dich bei Redgrave bedanken , meldete sich eine andere Stimme in ihr, doch sie entschied sich, ihr keine Aufmerksamkeit zu schenken.
Skye drehte den Hahn zu, trocknete sich ab und lief zurück in ihr Schlafzimmer. Dort lag Balthazar, und er bewegte sich genauso wenig wie in dem Augenblick, als sie ihn aus dem Fluss gezogen hatte. Seine Augen waren geschlossen, aber Skye schlüpfte trotzdem in den kleinen Raum, der an ihr Zimmer angrenzte, um ihr T-Shirt und ihre Yogahose anzuziehen. Als sie in ihr weiches Nachtzeug schlüpfte und das Gefühl der Wärme tief in ihrem Körper genoss, fragte sie sich, was sie als Nächstes tun sollte. Redgrave hatte gesagt, dass Balthazar Tage brauchen könnte, ehe er wiederhergestellt sein würde. In diesen Tagen wäre sie angreifbar, ganz zu schweigen davon, dass ihre ewig abwesenden Eltern vielleicht doch einmal nach Hause kommen könnten und einen Blick in ihr Zimmer riskieren und den nackten Mann dort entdecken würden. Balthazar musste so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen. Am besten sofort.
Als sie ins Zimmer zurückkehrte, hingen ihr die handtuchtrockenen Haare ins Gesicht, und ihre weiche Baumwollkleidung schmiegte sich an ihren Körper. Da wusste sie, was zu tun war.
Skye schlug die Bettdecke zurück und schlüpfte neben Balthazar. Er drehte sich zu ihr, noch immer benebelt, aber instinktiv ihre Nähe suchend. Langsam schlang sie ihre Arme um ihn. Er reagierte auf die Hitze ihrer Umarmung, und eine seiner schweren Hände legte sich auf ihren schmalen Rippenbogen, dann glitt sie tiefer und blieb in ihrem Kreuz liegen. Trotz der Dusche war sein Körper kälter als ihrer, und sie begann zu bibbern, halb, weil es sie fröstelte, halb wegen eines Gefühls, das schwer zu fassen war.
Balthazar und sie rutschten enger zusammen, und Skye legte ein Bein über seine. Er kam noch ein Stückchen näher und bettete seinen Kopf an ihre Brust. Skye veränderte ihre Position ein wenig, sodass sein Gesicht in die Kuhle ihrer Kehle geschmiegt war.
Balthazar lag halb auf ihr und gehorchte nun nur noch seinem Instinkt. Skye flüsterte: »Trink.«
Balthazar biss sie nicht. Aber er lehnte auch nicht ab. Er fuhr fort, sie zu liebkosen und sich langsam zu bewegen, als ob er kaum wusste, was er da tat, und nur an seine Sehnsucht denken konnte, Skye zu berühren. Skye hoffte inständig, dass der Instinkt, mit dem Trinken dann wieder aufzuhören, ebenso ausgeprägt war wie der zuzubeißen.
Sie wölbte sich ihm entgegen, und Balthazars Hand auf ihrer Schulter verstärkte den Griff. Ein tiefer, beinahe knurrender Laut stieg aus seiner Kehle auf, und er klang so sehr nach wildem Tier, dass Skye ein Schauer über den Rücken lief. Seine Lippen streiften ihren Hals. Es war kein Kuss, sondern ein Test.
»Trink von mir«, sagte sie. Wie sollte ihm ihr pochendes Herz entgehen? Es schien ihr beinahe aus der Brust zu springen. Ihr Puls klopfte an seinen Lippen. Ganz sicher konnte er ihn hören, wo sie ihn doch selbst hörte.
»Beiß zu.«
Balthazar zog sie enger an sich und grub seine Finger so tief in ihre Haut, dass es schmerzte. Aber Skye schrie erst auf, als sich seine Reißzähne in ihren Hals bohrten.
17
Zuerst schien alles gleichzeitig zu passieren …
… Balthazar ist unter Wasser, eine Erfahrung, so entsetzlich wie der Tod. Die Strömung reißt an ihm, lässt ihn bis ins Mark frieren, verwirrt ihn, stellt seine ganze innere Welt erst auf den Kopf, und dann erlischt alles.
Balthazar ist in Skyes Armen, ihr schlanker Körper presst sich an seinen, und er kann nichts anderes mehr spüren und wahrnehmen als die Wärme ihres Fleisches und den Geruch von Blut unmittelbar unter ihrer Haut.
Balthazar ist in der Scheune, der Trancezustand, in den Redgrave ihn versetzt hat, macht ihn bewegungsunfähig, und er hört die Schreie aus dem Haus, als
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