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Bamberger Verrat

Bamberger Verrat

Titel: Bamberger Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Degen
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nachher fertig sind. Aber so feucht, wie das Papier war, könnte es schwierig werden. Ein Glück, dass die Schrift noch lesbar war.«
    Â»Und habt ihr schon eine Idee, was uns diese Schrift sagt? ›Tod dem Verräter‹? Welcher –«
    Â»Wart mal!« Werner kniff die Augen zusammen und unterbrach Benno mit erhobener Hand. »Jetzt, wo du es sagst, fällt mir auf … Ich habe instinktiv genau wie du angenommen … Aber es heißt ja nicht ›Tod‹, sondern ›lebenslanges Leid‹. Lebenslanges Leid für einen, den man gerade umgebracht hat? Ist etwas unlogisch, oder?«
    Â»Hm.« Benno faltete sein letztes Salatblatt zusammen. »Vielleicht wollte er ihn ja nicht töten, sondern nur verletzen, die Knie zerschmettern oder so.«
    Â»Und dann schießt er ihn aus Versehen aus nächster Nähe in den Kopf?«
    Â»Vielleicht ging ja was schief, im Kampf oder so?«
    Â»Die Spusi wird uns nachher sagen, ob ein Kampf stattgefunden hat. Aber abgesehen davon scheint dein Hirn heut wirklich nicht gut zu funktionieren.«
    Â»Danke!«
    Â»Na, denk doch mal nach. Der Mörder hat den Kostner doch zuerst erschossen, und danach erst hat er ihm den Zettel zwischen die Finger geschoben. Das hätte er doch nicht mehr …«
    Â»Ja, stimmt. Hm …« Benno rieb sich die Nasenwurzel. »Dann würde sich das ›lebenslange Leid‹ also nicht auf Kostner beziehen, sondern auf jemanden, der unter seinem Tod leiden wird.«
    Â»Genau das! Das heißt, wir müssen jetzt nur noch herausfinden, wer Kostner so nahestand, dass er oder sie unter seinem Tod leidet.«
    Â»Charly Baumann vielleicht?«
    Â»Hm, ich weiß nicht so recht. Aber wir müssen ihn unbedingt zur Fahndung ausschreiben. Wir wissen zwar noch nicht exakt, wann der Mord geschah, aber die zeitliche Nähe von Baumanns übereilter Flucht zum Tod seines Freundes ist doch mehr als verdächtig. Kannst du das veranlassen? Das Schreiben mit den entsprechenden Daten müsste schon in deinen E-Mails sein.«
    Â»Mach ich.« Benno trank seinen Saft aus.
    Â»Kommst du nachher zur Soko-Sitzung um zwei?«
    Â»Ich kann leider schon wieder nicht. Ich hab um halb drei Verhandlung. Aber ich ruf dich gleich danach an. Und wenn irgendwas veranlasst ist, wo du mich sofort brauchst, schick mir eine SMS ; dann muss die Verhandlung halt so lang unterbrochen werden.«
    Â»Okay, bis später.«

17
    Als Erstes fuhr Franz Novak durch die aufklarende Morgendämmerung mit seinem Motorrad zur Station der bayerischen Grenzpolizei im westdeutschen Nachbarort von Willersdorf. Die Polizisten halfen ihm, sein nahe der Grenze verstecktes Gepäck auf die Polizeistation zu bringen. Gegen acht Uhr morgens fuhren sie ihn zur Dienststelle der amerikanischen Armee in Kronach.
    Die Amerikaner richteten ihm im Keller einen Raum zum Übernachten ein, und Angehörige des amerikanischen Geheimdienstes in Kronach und später in Bayreuth befragten ihn in den folgenden Tagen intensiv. Wie gut sie über die Grenztruppen der
DDR
Bescheid wussten, zeigt die Tatsache, dass zu Beginn der Vernehmungen ein Leutnant mit dem Decknamen »Ludwig« einen Karteikasten öffnete, Franz Novaks Karteiblatt heraussuchte und ihn aus dem Verzeichnis der Grenztruppenangehörigen strich.
    Täglich sieben bis acht Stunden dauerten die Gespräche, in denen Novak den Amerikanern alles erzählte, was er wusste. Zum Schluss wurde er von einem Offizier mit dem Decknamen »Beiroth« befragt, ob er ein Exemplar der neuen Gasmaske der
DDR
-Truppen besorgen könne. Novak verneinte das, obwohl ihm der Amerikaner dafür das in Aussicht stellte, was er sich am allermeisten wünschte: eine Stelle als Jäger oder Förster. »Beiroth« gab ihm dennoch einen Briefumschlag mit einer Telefonnummer für den Fall, dass Novak doch einmal die Möglichkeit erhalten sollte, eine solche Gasmaske zu besorgen. Novak hob die Telefonnummer sorgfältig auf.
    Aus Bayreuth schrieb Franz Novak zehn Tage nach seiner Flucht das erste Mal an seine Frau. Bereits dieser erste Brief wurde von der Stasi abgefangen, fotokopiert und archiviert, obwohl Novak den Brief an seine Schwiegermutter adressiert und als Absender seinen Onkel aus der Pfalz angegeben hatte.
    Er hatte allerdings nicht bedacht, dass sein Verschwinden natürlich große Aufregung im Dorf verursacht hatte. Seine Frau schrieb davon in

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