Bamberger Verrat
geöffnet worden. In der Wohnung sah es aus wie nach einem Tornado, Schubladen ausgeleert, Sessel umgeworfen, die Betten herausgerissen, sogar das von dem kleinen Jungen. Und das Klo! So was Ekelhaftes!«
»Scheint so was wie das Markenzeichen von unserem Einbrecher zu sein. Damit haben wir eine klare Verbindung zu unserem Mordfall. Hast du die Spurensicherung schon verständigt?«
»Na klar, aber die sind ja alle bei euch zugange. Doch ich habe ihnen gesagt, sie sollen sich so bald wie möglich die Steinhübel-Wohnung vornehmen. Ich habe sie jetzt jedenfalls einmal versiegelt. Frau Steinhübel kann zunächst bei Frau Dr.  Tal unterkommen, hat sie gesagt.«
»Hat sie einen Verdacht geäuÃert, wer ihr das angetan haben könnte?«
»Sie nicht, aber Frau Dr.  Tal. Sie hat Frau Steinhübel zuerst gedrängt, es selbst zu sagen, aber als diese nicht reagierte, hat sie erzählt, dass der Freund von der Steinhübel am Rand mit der Rauschgiftszene â«
»Stopp«, warf Werner hastig ein, »dieses Wort haben wir jetzt alle nicht gehört. Ich muss unbedingt zuerst mit der Steinhübel reden, denn wenn der feinfühlige Waitz, dieses Trampeltier â¦Â«, er drehte sich zu Claudia Jung um und schob erläuternd ein: »K4, Rauschgift ⦠wenn der sie in die Finger kriegt, dann macht sie bestimmt dicht und sagt kein Wort mehr. Warum hast du sie denn nicht gleich mitgebracht zur Befragung?«
»Ich konnte doch nicht ahnen, dass dieser Einbruch was mit euerm Fall zu tun hat. Und auÃerdem war Frau Steinhübel in groÃer Eile. Sie hat nämlich neben ihrem Job als Hausbesorgerin noch mehrere Babysitteraufträge. Und um zwölf Uhr hatte eine ihrer Kundinnen einen wichtigen Termin, und sie musste deshalb unbedingt rechtzeitig deren Baby übernehmen. Sie kommt auf die Inspektion, sobald sie fertig ist.«
»So lange will ich nicht warten.« Werner schaute auf seine Uhr. »Hast du vielleicht die Handynummer von ihr?«
»Ja, die hat sie mir gegeben, wenn auch widerwillig.«
»Gut, dann will ich sie gleich mal anrufen.«
16
»Ich nehme das Tagesgericht«, sagte Werner. »Und du?«
»Ich hab keinen Hunger«, knurrte Benno und starrte in seinen Apfelsaft, als läge dort die Lösung seiner Probleme.
»Herrgott, was ist denn bloà mit dir los? Spuckâs endlich aus. Das ist ja nicht zum Aushalten!«
Das Café Luitpold war voll wie meist um diese Tageszeit, aber sie hatten noch einen der begehrten Zweiertische im Wintergarten erwischt mit dem Blick auf den Harmoniegarten, in dem die Pfützen zu trocknen begannen.
Benno schwieg. Erst als die Bedienung Werners Bestellung aufgenommen hatte, sagte er tonlos: »Sie ist weg.«
Werner runzelte die Stirn. »Wer oder was ist weg?«
»Sie ⦠sie hat mich ⦠verlassen.« Benno tat sich hörbar schwer mit dem Wort.
»Hanna?«, fragte Werner fassungslos.
»Na, wer denn sonst? So viele Freundinnen habe ich ja nicht!«
»Das glaub ich nicht! Hanna? Ja aber ⦠warum denn blo�«
Benno trank einen Schluck, atmete tief ein, trank noch mal. »Weil ich ⦠also na ja ⦠weil ich zu ihr gesagt hab, sie soll die Zahnpastatube zumachen.« Seine Stimme klang flach und gepresst.
Werner starrte seinen Freund ein paar Sekunden lang an, dann wandte er sich ab und gab sich die gröÃte Mühe, das Lachen, das in ihm aufstieg, nicht herausplatzen zu lassen. Er versteckte es mit rotem Kopf hinter einem Husten.
»Aha!«, sagte er, als er sich wieder einigermaÃen unter Kontrolle hatte.
»ScheiÃkerl«, bemerkte Benno. Ein ganz kleines Lächeln erschien in seinen Augen, als hätte ihn Werners Reaktion unerwarteterweise getröstet. »Was soll ich denn nur machen?«
»Hol sie dir zurück«, antwortete Werner, jetzt sehr ernst. »Sie ist das Beste, was dir je begegnet ist.«
Benno zeichnete mit dem Fingernagel Streifen in den Bierfilz unter seinem Glas. »Und wenn sie nicht will? Wenn sie denkt, dass ich nicht ⦠dass ich einfach nicht zu ihr passe?«
»Du Dösel«, sagte Werner liebevoll. »Probierâs einfach.« Sein Essen kam.
»Na ja, ist ja schon egal«, murmelte Benno und bestellte sich nun auch die Shrimps auf Salat.
Nach einem kleinen Schweigen fragte Werner: »Das mit der Zahnpasta kannâs ja wohl nicht gewesen
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