Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bamberger Verrat

Bamberger Verrat

Titel: Bamberger Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Degen
Vom Netzwerk:
Spätnachrichten nach Hause kam.«
    Â»Das war fast das Einzige, was sie gesagt hat.« Harald Meyer, der Frau Kostner vernommen hatte, wirkte sichtlich verlegen. »Ansonsten hat sie ständig geheult. Ich konnte sie fragen, was ich wollte, sie hat nur geheult. Ich kann weinende Frauen ganz schlecht ertragen, und ich bin nach einiger Zeit raus aus dem Zimmer, damit sie sich erst mal beruhigt. Und Ilse …«
    Â»Kasinski?«
    Â»Soweit ich weiß, haben wir nur eine Ilse«, antwortete Harald Meyer leicht pampig. »Ilse hat angeboten, die Frau zu trösten, und ich dachte, es wäre doch ganz gut, wenn sie Erfahrungen sammelt und sich etwas bewährt. Und bei der hat Frau Kostner plötzlich geredet wie ein Buch.«
    Â»Wo ist sie denn überhaupt?« Werner war bisher nicht aufgefallen, dass Ilse Kasinski nicht da war.
    Harald Meyer räusperte sich. »Also, das war so: Als sie die Vernehmung vom Band abgeschrieben hat, na ja, da ist sie plötzlich aufgesprungen und hat gesagt, sie müsse etwas verifizieren. Seitdem ist sie noch nicht wiedergekommen.«
    Â»Wo ist sie denn hin?«
    Â»Ich weiß es nicht. Ich dachte, sie will vielleicht einen Kollegen befragen. Ich war gerade am Telefon, als sie raus ist.«
    Â»Nein, sie ist weggefahren. Ich hab sie mit einem von den jungen Kollegen in ein Dienstfahrzeug steigen sehen«, warf Stefanie Brustmann ein.
    Â»Was? Also hört mal, das geht ja gar nicht!« Werner knallte die flache Hand auf den Tisch. »Ihr könnt sie doch nicht einfach so weggehen lassen! Seit wann ist sie denn weg?«
    Â»Seit einer knappen Stunde. Ich dachte natürlich, sie ist zur Sitzung wieder da. Ist doch eine Chance für sie, da dabei sein zu dürfen.«
    Wie aufs Stichwort öffnete sich in diesem Moment die Tür, in der die kleine Kasinski erschien, zerzaust und außer Atem.
    Â»Entschuldigung, ich hab’s nicht schneller geschafft«, sprudelte sie mit ihrer hellen Stimme hervor und hielt Werner ihren Bericht hin. »Aber ich …« Dann fielen ihr die unheilvoll auf sie gerichteten Blicke auf. Sie schlug die Hand vor den Mund und schaute sich erschrocken um. »Es war wirklich …«, stammelte sie.
    Werner ließ sie nicht ausreden. »Wo warst du denn, verdammt noch mal?«
    Â»B… bei Frau Kostner, weil … wegen …« Ilse Kasinski schien noch kleiner zu werden, als sie ohnehin schon war.
    Â»Du kannst doch nicht allein irgendwohin fahren, ohne deinen Vorgesetzten zu informieren«, fuhr Werner sie an.
    Ilse Kasinski schluckte, aber dann sagte sie tapfer: »Ihr wart alle so beschäftigt, und ich wollte doch das vor der Sitzung hier noch klären, und bei Kostners ging niemand ans Telefon, und da dachte ich, ich frag sie halt einfach noch mal, und ich bin ja auch nicht allein, der Peter ist doch mit, und es ist auch wirklich wichtig!« Flehend sah sie Werner an.
    Etwas besänftigt legte der ihren Bericht auf den Tisch, zeigte auf einen freien Platz und knurrte: »Jetzt setz dich erst mal hin und dann erzähl gefälligst der Reihe nach.«
    Aber Ilse Kasinski war zu aufgeregt, um sich hinzusetzen. Sie legte nur ihre Tasche ab und wandte sich dann an die versammelte Runde.
    Â»Es war wegen Kostners Alibi. Seine Frau hatte doch gesagt, er sei gleich nach den Spätnachrichten nach Haus gekommen, und da hab ich nachgesehen, wann die kamen. Gestern Abend waren aber die Tagesthemen im Ersten schon um zweiundzwanzig Uhr vierzig zu Ende und das heute-journal um zweiundzwanzig Uhr fünfzig. Und das geht doch nicht zusammen, wenn Herr Kostner erst um dreiundzwanzig Uhr beim Keesmann aufgebrochen ist. Also wollte ich Frau Kostner fragen, welche Nachrichten sie denn gesehen hat. Und weil keiner bei Kostners ans Telefon gegangen ist, hab ich gedacht, ich fahr halt mal hin. Ich hatte irgendwie so ein ungutes Gefühl. Ich hab unten auch Bescheid gesagt, ich brauchte ja ein Auto.«
    Sie wischte sich die Hände an ihren Jeans ab.
    Â»Okay. Aber besser wäre es gewesen, du hättest gewartet, bis du das mit Harald hättest besprechen können.«
    Â»Nein, das wäre nicht besser gewesen.« Die junge Kriminalhauptmeisterin atmete tief durch. »Als wir dort vorfuhren, kam Frau Kostner gerade aus dem Haus gestürzt, weil ihr Mann sie verprügeln wollte. Sie hatte sich nämlich entschlossen, ihn zu verlassen, das hatte sie mir in der Vernehmung schon

Weitere Kostenlose Bücher