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Bamberger Verrat

Bamberger Verrat

Titel: Bamberger Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Degen
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mehr oder weniger. Ich hatte kurz vorher im Fernsehen einen Krimi über so ein Stasi-Netzwerk gesehen und wie die mit Leuten umgehen. Und außerdem hat die Frau so nett … also, richtig sympathisch hat die geklungen, so echt. Ich hab ihr einfach geglaubt.«
    Â»Und wie ging es dann weiter?«
    Â»Also, ich hab mehrere Tage nichts von ihr gehört, und ich dachte schon … na ja, vergiss es! Vielleicht hat sie sich’s anders überlegt, oder es ist ihr was passiert. Und dann am Mittwoch, also das war der Tag, wo ich den Streit mit Marty hatte. Ich bin in der Mittagspause schnell nach Hause gefahren, weil ich was vergessen hatte – und da saß Marty in Unterhosen auf der Couch vor dem Fernseher und aß Ölsardinen. Und hatte Ölflecken auf meine neue Ledercouch gemacht. Also, ich bin ja sonst kein Reinlichkeitsfreak, aber da bin ich ausgeflippt. Ich hab ihn angeschrien, dass ich die Nase voll habe, und ich würde mich nicht länger ausnutzen lassen und in Zukunft mein eigenes Ding machen, und er soll gefälligst seine Sachen packen und aus meiner Wohnung verschwinden. Also, das mit dem eigenen Ding muss er so verstanden haben, dass ich jetzt selbst, allein, was mit Drogen machen will. Aber ich wollte doch bloß sagen, dass ich nichts mehr mit ihm zu tun haben will. Na ja, so ist alles gekommen.«
    Charly ließ unglücklich den Kopf hängen.
    Â»Was ist wie gekommen?«
    Â»Also, als ich abends heimkam, da war dieser Brief da, der, den Sie da haben. Das heißt, er war schon morgens gekommen mit der Post, aber wegen dem Streit mit Marty hatte ich ihn noch nicht aufgemacht. Der Brief – also mir kam das ja schon komisch vor, dass ich nachts in den Hain kommen sollte und … also ehrlich, ich hatte auch … na ja, Schiss oder so. Also ging ich erst mal ins ›Runde Eck‹, da war ich mit ein paar Kumpels verabredet, also nur lose, so ›komm halt vorbei‹. Und nach ein paar Bier ging’s mir schon besser, und ich dachte, also schauen kannst du ja mal. Als ich aus dem ›Runden Eck‹ kam, war’s schon zwanzig vor elf. Aber es hatte zu nieseln begonnen, und drum bin ich noch mal in die Wohnung, um meine Regenjacke zu holen, und dann sah ich den Brief und dass Marty ›Das wirst du mir büßen, du Verräter‹ draufgeschrieben hatte. Und als ich mein Fahrrad nehmen wollte, da war der Hinterreifen platt, und ich dachte noch: Das hat bestimmt Marty gemacht! Und bis ich ihn aufgepumpt hatte und im Hain war, also da war’s bestimmt fünf nach elf. Und dann hab ich mich auch noch verfahren, weil im Hain, also da gibt’s ja viele Wege, und ich wusste nicht genau, welcher zu dem Denkmal führt. Und so kam ich nicht von vorn, von der Wiese, sondern mehr so von der Seite, wo die Büsche sind, zum Glück. Denn so haben sie mich nicht gesehen.«
    Â»Wer hat Sie nicht gesehen?«, fragte Werner.
    Â»Die zwei, die dort auf den Stufen standen.«
    Â»Wie konnten Sie die denn sehen, es war doch stockdunkel in dieser Nacht?«
    Â»Ja schon, aber ich hab sie trotzdem gesehen. Da war irgendein Licht, ich weiß nicht, was, aber ich weiß, dass ich Marty deutlich erkennen konnte, und schräg vor ihm stand eine Gestalt, die war … Das war komisch, die glitzerte oder … oder schimmerte so irgendwie.«
    Â»Ein Geist?«, murmelte Werner, aber Charly beachtete ihn gar nicht, sondern fuhr an Claudia Jung gewandt fort: »Es wirkte absolut unirdisch, wie in einem Alptraum. Und dann … und dann schrie diese Person mit einer Stimme – die Stimme werde ich mein Leben lang nicht vergessen, also, ich hatte wirklich das Gefühl, mir stehen die Haare zu Berge –, sie schrie: ›Das ist für deinen Vater, der mein ganzes Leben zerstört hat.‹ Und dann … peng, mitten ins Gesicht … mitten in den Kopf.«
    Charlys Stimme versagte. Er war sehr blass geworden und schluckte krampfhaft. Claudia Jung schenkte ihm einen Becher Wasser ein, den er gierig austrank. Nach dem zweiten Becher atmete er wieder etwas ruhiger.
    Â»Ich wusste sofort, dass mein Vater gemeint war und dass eigentlich ich es war, den die … die Person ermorden wollte. Und ich wusste ja nicht, wann ihr auffällt, dass sie den Falschen erwischt hat.«
    Â»Deswegen haben Sie sich also in das Gartenhaus geflüchtet«, stellte Claudia Jung fest.
    Â»Und warum haben

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