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Bambule am Boul Mich

Bambule am Boul Mich

Titel: Bambule am Boul Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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weiter in ihrem Regal. „Wirklich nicht!“
    Sie hockte sich auf den Boden,
sah dann plötzlich unters Bett.
    „Ah! Da ist es ja! Siehst du,
ich hab’s nicht verkauft.“
    „Hoffentlich ist es nicht
versaut. Hätte mir grade noch gefehlt!“
    Yolande stürzte auf Jacqueline
zu und riß ihr das kostbare Buch aus den Händen.
    „Gott sei Dank!“ rief sie. „Nichts
dran. Aber wirklich, du hast ‘ne Ordnung!“
    „Dieses Schwein Mauguio muß
überall rumgeschnüffelt haben“, entschuldigte sich Jacqueline.
    „Darf ich mal sehen?“ fragte
ich.
    Widerstrebend überließ mir
Yolande ihren Schatz. Sehr luxuriös ausgestattet, bestimmt interessant, aber
nicht für mich. Jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Ich gab es zurück.
Jacqueline kroch halb unters Bett und holte eine leere Flasche Rum hervor.
    „Die ist sicher von dem.“
    „Sicher“, stimmte ich ihr zu.
„Um sich die Wartezeit zu vertreiben.“
    „Hätte was ans Buch kommen können , sagte „Yolande, im nachhinein besorgt.
    „Könntet ihr später darüber
diskutieren?“ fuhr Gérard dazwischen. „Haun wir endlich ab?“
    „Ja, ja“, sagte seine Freundin.
    „Zusammen oder getrennt?“
    „Ich soll Sie wohl fahren, hm?“
fragte ich lachend.
    „Klar!“
    „O.K. Vielleicht trinken wir
noch was zusammen? Auf Mauguios Wohl.“
    „Das Turkey hat noch
auf, Boulevard Saint-Germain“, schlug Jacqueline vor.
    „Liegt auf unserm Weg“, sagte
Gérard. „Sie können uns da rauslassen. Zum Trinken werd ich woanders schon
erwartet.“ Ich setzte das Brillenpaar an der Ecke BouP Mich’ und Saint-Germain
ab. Sie verschwanden in der kalten Nacht.
    „Ich hab eigentlich gar keinen
Durst“, sagte ich zu Jacqueline. „Sie?“
    „Oh, ich auch nicht. Aber ich
dachte...“
    „Ich wollte nur den Anschein
wahren. Würde gerne noch ein wenig mit Ihnen plaudern.“
    „Wenn Sie meinen...“
    „Jaquelines Zimmer war in
unserer Abwesenheit nicht wieder besucht worden. Niemand hatte eine
Zirkusnummer aufgeführt. In der nächsten Stunde erzählte mir Jacqueline nichts
Neues über ihren toten Ex-Geliebten. Alles, was sie wußte, hatte sie mir schon
am Nachmittag gesagt. Ich fragte sie, ob sie noch Sachen von Paul hier habe.
Bücher oder Kleider vielleicht. Paul hatte zwar bei seinem Vater gewohnt, aber
hier war ihr Liebesnest gewesen. Widerspruchslos ließ sie mich die Reliquien
untersuchen.
    „Ist alles da?“
    „Ja.“
    „Vielleicht sehen Sie mal nach,
ob die Schnapsleiche Ihnen was geklaut hat. Aus dem Regal oder so.“
    „Es fehlt nichts.“
    „Sind Sie sicher? Jetzt ist er
uns nicht gewachsen. Wenn er was mitgenommen hat, könnten wir’s ihm leicht
abnehmen.“
    „Es fehlt nichts“, wiederholte
sie. „Außerdem... er hätte es eben doch noch bei sich gehabt, wenn er irgendwas
geklaut hätte, oder? Sie haben ihn doch durchsucht
    „Stimmt.“ Ich lachte. „Sagen
Sie, Sie denken jetzt bestimmt, daß ich so als dynamischer Detektiv nicht grade
explodiere, hm?“
    „Das würde ich mir nie erlauben
    „Hat man Ihnen nicht erzählt,
daß ich gut arbeite auf meinem Gebiet?“
    „Nein, aber ich nehm’s an.“
    „Warum haben Sie sich
eigentlich ausgerechnet an mich gewandt?“
    Sie lächelte.
    „Ich hab mir das
Branchenverzeichnis vorgenommen. Hätte genausogut einen andern anrufen können.“
    „Ja, den erstbesten.“
    „Aber ich bin froh, daß ich Sie
angerufen habe. Ich hab Vertrauen zu Ihnen, und Sie sind auch nicht der
erstbeste, glaub ich.“
    „Doch. Alphabetisch. Sie sind
sehr nett, aber vielleicht etwas verquatscht. Ihre Absicht, einen
Privatdetektiv zu engagieren, war kein Geheimnis. Gérard hat’s mir erzählt.“
    „Oh! Ja, ich hab darüber
gesprochen, natürlich. War das nicht gut?“
    Ich hob die Schultern.
    „In meinem Beruf weiß man nie
so genau, was gut ist oder nicht. Sprechen wir nicht mehr darüber. In Zukunft
bringen Sie aber besser nicht unter die Leute, was ich Ihnen vielleicht
berichten werde. Versprochen?“
    „Versprochen.“
    „Schön. Jetzt muß ich gehen. An
Ihrer Stelle würd ich einen Riegel an der Tür anbringen lassen. Um Mauguio an
seiner nächsten Offensive zu hindern.“
    „Werd dran denken.“
    „Ich seh mal nach, wie’s ihm
geht. Gute Nacht, Mademoiselle Carrier.“
    „Gute Nacht, Monsieur Burma.“
    Ich ging zu Mauguio. Zusammen
mit einem Lichtstrahl drangen zwei verschiedene Schnarchtöne unter seiner
Zimmertür in die Stille des dunklen Korridors. Gut. Arzt und Patient waren
eingeschlafen. Ich

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