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Bambule am Boul Mich

Bambule am Boul Mich

Titel: Bambule am Boul Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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schön! Ich mit meiner Leiche
konnte diese Spaßvögel mit ihrer Spannung alle in die Tasche stecken!
    Anstatt mich so erfolglos mit
Toussaint Lanouvelle abzustrampeln, hätte ich nur dran denken müssen, meinen
Mantel auszuziehen. Denn die Finger hatten sich bestimmt im Stoff festgekrallt.
Wenn ein blindes Huhn auch mal ein Korn findet, legt es hinterher das Ei des
Kolumbus.
    Ich zog also schnell meinen
Mantel aus. Es war jetzt ganz einfach, den Stoff dem Griff des Negers zu
entreißen. Ich fühlte mich schon viel besser. Aber nicht lange. Bald fing ich
wieder an, mordsmäßig zu schwitzen. Wenn das so weiterging, brauchte ich noch
einen Rettungsring. War wohl die Angst, die mich nachträglich packte. Nichts
Ernstes. Ich hatte Schwein gehabt, daß die Schüsse auf Toussaint Lanouvelle
keinen Menschenauflauf verursacht hatten. Stellen Sie sich das mal vor! In der
Nachbarschaft hatte man aber nichts gehört. Übrigens hätte ich gewettet, daß
der Mörder einen Schalldämpfer benutzt hatte. Und dann hielt sich auch im
Moment niemand im Haus auf.
    Gut. Niemand war bis jetzt gekommen.
Niemand würde so bald kommen. Ich hatte zwar nicht gerade eine Ewigkeit vor mir
— wie Yolande und ihr Geliebter — , aber immerhin eine
ganze Weile.
    Ich beugte mich über den
schwarzen Körper. Er hatte zwei blaue Bohnen in den Bauch und eine in die Brust
gekriegt.
    Warum?
    Geheimnis über Geheimnis.
    Und Yolande?
    War sie auch umgebracht worden?
    Ich ging zurück in die
improvisierte Kapelle. Die Räucherstäbchen brannten noch und verbreiteten ihren
betäubenden Duft. Die Kerzen gaben ein diffuses, makabres Licht. Sehr
dekorativ, aber für meine Zwecke reichte es nicht. Ich suchte und fand einen
Lichtschalter. Eine Neonröhre über einem Spiegel tauchte das Zimmerchen in
fahles Licht. Yolande auf ihrem Totenbett sah noch toter aus, als sie sowieso
schon war.
    Ich stand vor ihr, Hände in den
Taschen, und betrachtete sie. Wartete ich darauf, daß sie anfangen würde zu
reden?
    Sie war vollständig angezogen.
Wie sollte ich da die Todesursache herausfinden? Dazu bin ich kein Arzt, weder
Gerichtsmediziner noch Gynäkologe. Aber ich hätte vielleicht Verletzungen an
ihrem Körper wahrnehmen können... falls es welche gab. Alles, was ich mit
Bestimmtheit sagen konnte, war, daß sie schon eine ganze Weile tot war. Die
Natur hatte ziemlich an ihr gearbeitet. Und mit nicht weniger Bestimmtheit
konnte ich sagen, daß sie keines natürlichen Todes gestorben war. Natürliche
Todesursachen betrachte ich immer als persönliche Beleidigung.
    Allerdings war sie bei unserem
ersten Zusammentreffen ziemlich blaß gewesen. Blaß, mit dunklen Rändern unter
den Augen, was auch die Brille nicht ganz verbergen konnte. War sie so krank
gewesen, daß sie von einem Tag auf den andern daran sterben konnte?
    Die Brille! Ich sah sie jetzt
gar nicht auf ihrer Nase. Komisch. Warum hatte man sie ihr abgenommen? Gut, sie
war tot. Aber manche Leute werden in Galauniform begraben, manchmal sogar mit
all ihrem Schmuck. Warum sollte man Brillenträger nicht mit Brille begraben?
Das wär auch nicht lächerlicher.
    Ich knipste das Licht wieder
aus und ging in das größere Zimmer zurück. Erst mal machte ich mich auf die
Suche nach einem Seelentröster. Die Aufregung mußte bekämpft werden. Hinter
einem Wandschirm fand ich eine Flasche Rum. Ich goß mir eine ordentliche Ration
in ein Senfglas. Dabei paßte ich auf, daß ich nirgendwo meine Fingerabdrücke
hinterließ.
    Ich war hergekommen, um Yolande
zu bitten, einen Blick in dieses Buch werfen zu dürfen. „Berühmt“ hatte es der
Schwarze genannt. Und mit einem seltsamen Unterton hinzugefügt, daß es sehr
teuer sei. Was verstand er darunter? Daß sein Besitz blutige Rivalitäten
hervorrief? Mußte Yolande deshalb sterben? Und er konsequenterweise auch, etwas
später? Hm... Und hatten diese tragischen Ereignisse etwas mit Pauls Selbstmord
zu tun? Verdammt nochmal! Das alles war etwas viel für einen armen Teufel, der
immer noch mit asiatischer Grippe rumlief.
    Ich begann mit der
Hausdurchsuchung. Das Buch fand ich nicht. Dafür aber ein Heft mit Notizen, die
nichts mit dem Studium des Schwarzen zu tun hatte. Eine Art Tagebuch. Besser
als nichts. Und so unverhofft! Ich faßte einen schnellen Entschluß. Ich war
jetzt lang genug hier. Noch länger zu bleiben, könnte verdammt ungesund werden.
Das Tagebuch konnte ich besser bei mir lesen, in aller Ruhe und vor allem in
Sicherheit.
    Ich setzte meinen Hut auf,
legte

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