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Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Titel: Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Mattheis
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trennt mit der Begründung, er habe in den letzten Monaten in Ruhe die Beziehung überdacht);
diverse Magen-Darm-Erkrankungen, die jeden engeren Kontakt mit einer anderen Person zu einer Partie russisches Roulette werden lassen;
zu viele Drogen;
Diskussionen über den Nahostkonflikt, weil offenbar jeder halbwegs alphabetisierte Mensch auf dieser Welt dazu eine Meinung hat, die er für die einzig richtige hält;
Einheimische an der Rezeption, die ihrem Auftrag, Unzucht zu unterbinden, rigoros nachkommen, indem sie eine weitere Person nur unter sehr hohem Aufpreis und korrekter Anmeldung mit Pass im selben Zimmer übernachten lassen.
    Was bleibt, sind seltene One-Night-Stands zwischen Personen, die sich gerade mit Mekong-Whiskey betrunken haben und deren Unterwäsche das letzte Mal vor drei Wochen eine Waschmaschine gesehen hat. Weil die Zimmerwände nur aus Sperrholz sind, weiß bald das ganze Hotel über die Paarung Bescheid. Anschließend klebt und stinkt alles. Am nächsten Morgen addet man sich noch auf Facebook und fährt allein weiter.
    Dem Verkehr mit Einheimischen ist hier ein eigenes Kapitel gewidmet. Nur so viel: Nicht alle Einheimischen sind Prostituierte, in nichtislamischen Staaten mit niedrigem Preisniveau allerdings sehr viele. In Südostasien gibt es eine gut geölte Sexindustrie – aber nicht für Backpacker. Backpacker verachten Sextouristen, sie hassen sie so sehr wie Atheisten den Papst und gehen ihnen aus dem Weg, wo sie nur können. Nur an ganz wenigen Stellen auf der Welt kreuzt der Banana-Pancake-Pfad den der Sextouristen. Sollte sich doch einmal ein Backpacker mit einem Mädchen einlassen, das dafür mit Hotelzimmer, Essen und ein bisschen Geld entlohnt wird, strafen die übrigen das Paar mit totaler Missachtung. Manchmal kommt es dann zu traurigen Situationen wie der, dass etwa eine Gruppe um ein Lagerfeuer am Strand herumsitzt und sich alle unterhalten. Niemand aber spricht mit dem Backpacker-Einheimischen-Paar, als wollte man diesem mitteilen: «Wir billigen eure Verbindung nicht, wir wollen mit eurer Schmuddelbeziehung nichts zu tun haben.» Andererseits bringt auch niemand die Energie auf, dies dem Paar verbal mitzuteilen. Man wartet in der Hoffnung, das Paar möge bald wieder verschwinden und die Erinnerung daran, dass man sich trotz des Lagerfeuers, des Biers und der Klampfe in einem Dritte-Welt-Land befindet, mit sich nehmen.
    Aus all diesen Gründen verbringt man den überwiegenden Teil seiner Reise ohne Sex. Doch trotz Faulheit, Tarotkarten, sporadisch auftretender Margen-Darm-Erkrankungen, sozialer und sprachlicher Barrieren handelt es sich eben doch um einen Trieb. Ich stehe auf. Ich brauche drei Versuche, um endlich die Hängematte zu verlassen, in der ich seit sechs Stunden liege. Mein Rücken schmerzt. Ich fühle mich wie Mr. Burns von den Simpsons. Neben ihr sitzen mittlerweile drei ihrer sehr männlich aussehenden Reisebegleiter. Sie trinken Bier, rauchen Zigaretten und erzählen sich in ihrer kehligen Sprache Geschichten. Ihr Fuß mit den rot lackierten Zehennägeln wühlt noch immer im Sand. Die Sonne versinkt in diesem Moment im Meer. Ein Glühwürmchen hat sich gerade in einer ihrer Locken verfangen.
    «Woher kommst du?», frage ich, weil das eine zwar nicht besonders kreative, aber doch solide und berechtigte Frage ist, wenn man jemanden kennenlernen möchte.
    «Israel», sagt sie.
    Es klingt herb, geheimnisvoll, selbstbewusst. Nur sieht sie mich nicht an, während sie das sagt.
    Ich sage: «Israel – da war ich letztes Jahr!»
    «Ach wirklich», sie sieht mich an, ihre Stimme wird freundlicher. «Wo?»
    «Tel Aviv, Jerusalem und im Westjordanland.»
    Einer der sehr männlich aussehenden Männer streckt seine riesige Brust vor und sieht mich an. Mit tiefer, voller Stimme sagt er: «Ich war auch im Westjordanland.»
    «O cool! Was hast du da gemacht?», frage ich.
    «Ich war Soldat.»
    «Hör mal», sagt sie. «Morgen verlasse ich die Insel, heute will ich nur kiffen. Meine Freunde wollen nicht mit dir reden. Sie halten dich für einen Idioten. Meine Tarotkarten sagen, dass ich heute nur Arschlöcher kennenlerne. Außerdem vermisse ich meinen Freund. Das mit uns kann also aus verschiedenen Gründen nichts werden. Deswegen bitte ich dich jetzt höflich: Fuck off!»
    Ich gehe, und später geht auch sie. Hand in Hand mit dem blonden Schweden.

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    Billigheimer
    Ort: Vang Vieng, Laos
    «Two dollar? You must be crazy. Half a dollar, not

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