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Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Titel: Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Mattheis
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überhaupt nicht in Frage. «Ist gleich da drüben», meinte er. Das nächste Hostel war tatsächlich nicht weit, wenn ein Fußmarsch von 20 Minuten mit Rucksack bei 35 Grad nicht weit sein soll, allerdings kostete das Doppelzimmer mit Fernseher hier 90000 Kip.
    «Wofür brauche ich einen Fernseher?», schrie Sam. «Ich bin doch nicht nach Südostasien gekommen, um im Hotelzimmer fernzusehen. Dieser Fernseher, sag ich dir, den berechnen sie mit 20000 Kip. Mindestens! Sonst ist das Loch doch keine 90000 Kip wert! 20000 Kip für ein Ding, das man überhaupt nicht braucht!»
    Ich war mittlerweile so durchgeschwitzt und übermüdet, dass ich auch 200000 Kip gezahlt hätte, zumindest für eine Nacht. Aber Sam regte sich derart auf und strotzte gleichzeitig vor Energie, dass ich es vorzog, gar nichts zu sagen und ihm schweigend zu folgen. Ich hätte da schon merken sollen, dass mit Sam etwas nicht stimmt oder er zumindest an einer kleinen Zwangsstörung leidet. Er ist vom Billigkobold besessen. Am Ende landeten wir weit weg vom üblichen Backpackerghetto in einem kleinen quadratischen Betonhaus, in welchem eine alte Frau ein Zimmer vermietete. In dem Zimmer standen keine Möbel, nicht einmal ein Schrank, es lagen nur zwei Matratzen auf dem Boden, und in der Ecke befand sich ein Waschbecken. Das Klo teilten wir uns mit der alten Frau und ihren Verwandten. Das Zimmer kostete 30000 Kip, also nicht ganz vier Dollar – für uns beide. Eigentlich hatte die alte Frau 40000 Kip verlangt, aber Sam hatte sie nach einer halbstündigen Feilschorgie um 10000 drücken können, woraufhin die Frau jammernd und stöhnend ein Bündel Scheine in ihrem Gewand verstaute. Sam dagegen schien auf einmal wie ausgewechselt zu sein. Er lief mit leuchtenden, großen Augen durch das Zimmer, besichtigte den Balkon, ging zum Waschbecken und drehte den Wasserhahn auf und wieder zu.
    Er sagte: «30000 Kip! Wir sind die einzigen Traveller, die sich nicht von Laoten verarschen haben lassen! Niemand, da wette ich, niemand zahlt in dieser Stadt weniger als wir für ein Zimmer!»
    Er reichte mir die Hand, und ich schlug ein. Dann wusch er sich die Füße.
    Anschließend wollten wir Gras bei einem alten Laoten kaufen, den mir ein Engländer auf Koh Phangan empfohlen hatte. Mister Bang war um die 70 und überaus freundlich. Er sagte: «Hello, mister, how are you? You would like to buy some very fine weed?» Dabei nickte er mehrmals.
    Der Mann, hatte der Engländer erzählt, war früher einmal Eisverkäufer gewesen, hatte aber das Geschäft gewechselt, als er gemerkt hatte, dass Backpacker Gras Speiseeis vorziehen. Der freundliche Herr wollte 100000 Kip für eine Streichholzschachtel voll Marihuana, was ich zwar nicht gerade wenig, aber irgendwie doch angemessen fand. Wo mein Preisempfinden nun genau herrührte, konnte ich nicht sagen, denn bei illegalen Gütern ist es noch viel schwerer zu beurteilen, was billig und was teuer ist. Sam war jedenfalls der Meinung, 100000 Kip seien viel zu viel. «Das Gras kostet ja dreimal so viel wie unser Zimmer!», schnaubte er. Und da ich keine Ahnung hatte, wie viel in einem fremden Land für eine Streichholzschachtel Marihuana zu bezahlen ist, erwiderte ich nichts. Dem alten Herrn, der immer so nett war, zeigte Sam einen Vogel. Dann fing er an zu feilschen. Mir war das etwas unangenehm, weil der alte Mann ja so freundlich war, aber tatsächlich schaffte es Sam, den ehemaligen Eisverkäufer auf 60000 Kip herunterzuhandeln.
    In Laos fühlt man sich übrigens immer ein bisschen wie Snoop Dogg oder irgendein anderer Gangsta-Rapper. Gras gibt es fast überall zu kaufen, und weil die Nominalbeträge so hoch sind, läuft man durch die Stadt und hat in der einen Hosentasche eine Tüte Gras und in der anderen ein Geldbündel stecken.
    Auf jeden Fall saß ich später mit Sam auf unserem Balkon, der – sah man einmal von dem fehlenden Geländer, der tropfenden Klimaanlage und dem Straßenlärm ab – gar nicht schlecht war. Wir rauchten, und Sam begann zu erzählen. Das heißt, eigentlich erzählte er nicht wirklich, es war eher ein Manifest, das er in die schwüle Abendluft hinaushustete.
    Er sagte: «Zehn Dollar am Tag! Es muss mit zehn Dollar am Tag zu schaffen sein! Die Einheimischen geben ja auch nicht mehr aus. Ich hab das mal durchgerechnet: Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen in Laos liegt bei 90 Dollar im Monat. Das heißt, die verdienen am Tag nicht mehr als drei Dollar. Ich meine, da muss doch einer wie

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