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Band 2 - Blutspiel

Band 2 - Blutspiel

Titel: Band 2 - Blutspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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breiter.
    »Mum!«, flüsterte ich in der Sicherheit des Flurs. »Du sol test dir wirklich mal was verschreiben lassen, weißt du das?«
    Sie ließ den Kopf hängen. »Er scheint so ein netter Mann zu sein. Ich wil nicht, dass du ihn vertreibst wie deine ganzen anderen Freunde. Ich habe deinen Vater so sehr geliebt, ich wil doch nur, dass du auch so glücklich wirst.«
    Als ich sie da stehen sah, al ein und so besorgt, verrauchte mein Ärger. Ich seufzte schwer. Ich sollte sie öfter besuchen.
    »Mum, er ist ein Mensch.«
    »Oh«, erwiderte sie leise. »Ich schätze, dann braucht ihr euch über Safer Sex keine Sorgen zu machen, oder?«
    Ich fühlte mich schlecht, da sie mir mit diesem Satz zeigte, dass sie die Implikationen der Situation vol erfasste. Würde das ihre Meinung über Nick ändern? Wir konnten niemals Kinder haben. Unsere Chromosomen passten einfach nicht zusammen. Der wissenschaftliche Nachweis, dass sich Hexen, Pixies und Trol e genetisch von den Menschen unterschieden, hatte eine lang anhaltende Debatte unter den Inderlandern beendet. Vamps - egal, ob gebissene oder geborene - und Tiermenschen waren genetisch betrachtet menschlich. Aber obwohl Hexen sich äußerlich so gut wie gar nicht von den Menschen unterschieden, hatten wir auf der zel ulären Ebene so viel mit ihnen gemeinsam wie eine Banane mit einer Fruchtfliege. Mit Nick als Partner war ich also unfruchtbar.
    Ich hatte es ihm gesagt, als sich aus der Knutscherei das erste Mal mehr entwickelte, weil ich Angst hatte, ihm könnten Unterschiede auffal en. Mir war dabei fast schlecht vor Angst, dass ihn diese Speziessache anwidern könnte. Als er dann einfach nur fragte: »Es sieht al es genauso aus und funktioniert auch genauso, oder?«, hätte ich fast geheult vor Erleichterung.
    Ehrlich gesagt, hatte ich das zum damaligen Zeitpunkt nicht genau gewusst, aber wir haben diese Frage dann gemeinsam beantwortet.
    Ich errötete, als mir wieder einfiel, dass ich hier neben meiner Mutter stand, und schenkte ihr ein schwaches Lächeln. Sie erwiderte es und richtete sich gestärkt auf. »Gut, ich werde dann jetzt mal gehen und eine andere Soße machen, ich habe irgendwo noch eine Dose.«
    Ich umarmte sie erleichtert. Sie drückte mich fest, und diesmal erwiderte ich die Geste. Ich hatte sie vermisst.
    »Danke, Mum«, flüsterte ich.
    Sie tätschelte meinen Rücken, und wir lösten uns voneinander. Ohne mir in die Augen zu sehen wandte sie sich zur Küche. »Ich habe ein Amulett im Badezimmer, fal s du es möchtest. Es ist in der dritten Schublade von unten.«
    Sie holte tief Luft, setzte ein fröhliches Gesicht auf und kehrte in die Küche zurück. Ich hörte einen Moment zu, wie sie sich mit Nick unbeschwert über das Wetter unterhielt und dabei die Tomatensoße entsorgte. Al es beim Alten.
    Erleichtert schlurfte ich in meinen Flip-Flops durch den düsteren Flur.
    Das Badezimmer meiner Mutter wies eine beängstigende Ähnlichkeit mit Ivys Bad auf - bis auf den Fisch in der Wanne.
    Ich fand das Amulett, wusch die Teenieschminke ab und aktivierte den Zauber. Das Resultat stel te mich zufrieden. Ein kurzer Blick in den Spiegel, ein vergeblicher Versuch, meine Haare zu bändigen, und schon eilte ich zurück in die Küche.
    Man konnte ja nie wissen, was Mum Nick so al es erzählte, wenn ich die beiden zu lange al eine ließ.
    Na klar, das hätte ich mir denken können. Sie hatten die Köpfe zusammengesteckt und waren in ein Fotoalbum vertieft, zu dem Mum detail ierte Erklärungen lieferte. Nick hielt eine Tasse Kaffee in der Hand. »Mum«, beschwerte ich mich, »aus genau diesem Grund bringe ich nie jemanden mit.«
    Jenks erhob sich mit klappernden Flügeln von der Schulter meiner Mutter. »Entspann dich, Hexe. Mit den Baby-Nackedei-Fotos sind wir schon durch.«
    Ich schloss die Augen, um den letzten Rest meiner Selbstbeherrschung zu finden. Mum ging zum Herd, um die Fertigsoße umzurühren. Ich zeigte auf ein Foto.
    »Das ist mein Bruder Robert«, erklärte ich und unterdrückte den schmerzhaften Gedanken, dass dieser meine Anrufe nicht erwiderte. »Und das hier ist mein Dad.«
    Beim Anblick des Bildes wurde mir bewusst, wie sehr ich ihn vermisste.
    »Er sieht nett aus«, meinte Nick.
    »Er war einfach der Beste.« Ich blätterte die Seite um, was Jenks zum Anlass nahm, darauf zu landen. Die Hände in die Hüften gestemmt, trampelte er über mein Leben, das hier sorgfältig in geraden Linien festgehalten war. »Das ist mein Lieblingsbild von Dad«, sagte ich

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