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Band 2 - Blutspiel

Band 2 - Blutspiel

Titel: Band 2 - Blutspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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und tippte auf das Foto einer wild gemischten Gruppe elf- bis zwölfjähriger Mädchen, die vor einem gelben Bus stand. Wir waren al e stark gebräunt und hatten sonnengebleichte Haare. Meine waren damals sehr kurz gewesen und standen nach al en Seiten ab. Dad stand neben mir, hatte die Hand auf meine Schulter gelegt und lächelte in die Kamera. Unwil kürlich seufzte ich traurig.
    »Das sind meine Freundinnen aus dem Camp.« Die drei Sommer, die ich dort verbracht hatte, gehörten zu den schönsten Erinnerungen in meinem Leben. »Siehst du«, erklärte ich weiter, »da hinten kann man den See erkennen.
    Das Lager war irgendwo oben in New York. Ich bin nur einmal geschwommen, weil es so kalt war, dass man sich fast die Zehen abgefroren hat.«
    »Ich war nie in einem Ferienlager«, meinte Nick, während er sich die Gesichter auf dem Foto näher ansah.
    »Es war eines dieser Feriencamps von einer Herzenswunsch-Initiative für kranke Kinder. Sie haben mich rausgeschmissen, als bekannt wurde, dass ich nicht sterben würde.«
    »Nicht al e in diesen Camps waren unheilbar krank«, widersprach meine Mutter
    »Aber die meisten.« Meine Stimmung verdüsterte sich, als ich die Gesichter auf dem Foto betrachtete. Wahrscheinlich war ich die Einzige auf dem Bild, die noch lebte. Ich versuchte mich an den Namen des dünnen, schwarzhaarigen Mädchens zu erinnern, das dort neben mir stand und fühlte mich mies, als es mir nicht gelang. Sie war damals meine beste Freundin gewesen.

    »Sie hatten darum gebeten, dass Rachel nicht mehr kommt, weil sie die Beherrschung verloren hatte, nicht weil sie wieder gesund wurde. Sie hatte es sich in den Kopf gesetzt einen kleinen Jungen zu bestrafen, der immer die Mädchen ärgerte.«
    »Kleiner Junge«, spottete ich. »Er war der älteste von al en und ein fieser Brutalo.«
    »Was hast du gemacht?«, fragte Nick mit einem amüsierten Funkeln in den braunen Augen.
    Ich stand auf, um mir einen Kaffee zu holen. »Ich habe ihn in einen Baum katapultiert.«
    Jenks kicherte, und Mum klopfte den Löffel am Rand des Topfes ab. »Tu nicht so bescheiden. Sie hat die Kraftlinie unter dem Camp angezapft und ihn zehn Meter hoch in die Luft befördert.«
    Jenks pfiff anerkennend, und Nicks Augen weiteten sich vor Erstaunen. Verlegen goss ich den Kaffee in meinen Becher. Das war kein besonders guter Tag gewesen. Dieses Ekelpaket war ungefähr fünfzehn gewesen und hatte das Mädchen gequält, das neben mir auf dem Foto stand. Ich hatte ihn gewarnt, aber als er dann auf mich losging, verlor ich die Kontrol e. Ich wusste damals natürlich noch nicht, wie man eine Kraftlinie benutzt; es geschah einfach. Der Junge landete in einem Baum und rutschte runter, wobei er sich den Arm aufriss. Als ich das Blut sah, geriet ich in Panik. Die jungen Vamps wurden schleunigst auf einen Übernachtungstrip ans andere Ufer des Sees geschickt, damit die Teamleiter genug Zeit hatten, die blutgetränkte Erde aufzuhäufen und zu verbrennen.
    Mein Dad musste kommen und al es regeln. Es war das erste Mal gewesen, dass ich Kraftlinienmagie benutzt hatte, und es blieb bis zum Col ege auch das letzte Mal, da mein Dad mir kräftig den Hintern versohlte. Ich hatte Glück gehabt, dass sie mich nicht noch am gleichen Tag rausschmissen.
    Ich kehrte an den Tisch zurück und betrachtete sein lächelndes Gesicht auf dem Foto. »Kann ich das haben, Mum? Ich habe meine im Frühjahr al e verloren - ein fehlgeleiteter Zauber hat sie zerstört.« Nick und ich sahen uns an, und es war klar, dass er kein Sterbenswörtchen über die Mordanschläge verlieren würde.
    Mum stel te sich neben mich. »Das ist ein wirklich schönes Bild von deinem Vater«, sagte sie, zog das Foto aus dem Album und gab es mir, bevor sie wieder zum Herd rüberging.
    Ich setzte mich, musterte die Gesichter und versuchte verzweifelt, mich an ihre Namen zu erinnern. Mir fiel kein einziger ein. Irgendwie beunruhigte mich das.
    »Äh, Rachel?« Nick sah sich immer noch das Album an.
    »Was?« Amanda?, fragte ich das dunkelhaarige Mädchen wortlos. War das dein Name?
    Jenks setzte seine Flügel in Bewegung und ließ meine Haare flattern. »Heilige Scheiße!«, rief er.
    Erst jetzt bemerkte sich, dass unter dem Bild, das ich in der Hand hielt, noch ein anderes eingeklebt war. Ich sah es mir an und fühlte, wie ich blass wurde. Es musste am selben Tag aufgenommen worden sein, da im Hintergrund der Bus zu sehen war. Aber diesmal war Dad nicht von heranwachsenden Mädchen umringt,

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