Band 2 - Blutspiel
in den Magen. Keuchend taumelte er zurück und brach zusammen. Ich setzte ihm nach und verpasste ihm noch einen Tritt in den Unterleib. »Und ich dachte, du wärst cleverer«, konterte ich, als ich zurücktrat. Er krümmte sich röchelnd auf dem Boden.
Das hätte ich wohl besser nicht getan.
Die Kel ner ließen ihre Putzlappen und Besen fal en und näherten sich mir bedächtig. Sie kreisten mich ein. Hastig schlüpfte ich aus dem Mantel und schob mit dem Fuß einen Tisch zur Seite, um mir mehr Bewegungsfreiheit zu verschaffen. Sieben Ladungen in der Splat Gun. Neun Vampire. Damit würde ich sie nicht al e erledigen können. Ich zitterte in dem Luftzug, der meine nackten Schultern umspielte.
»Nein«, sagte Kist in seiner Ecke. Die Vampire zögerten.
»Ich habe nein gesagt!«, brül te er, stand auf und kam zu uns rüber. Er ging langsam, um ein Humpeln zu kaschieren.
Die Gesichter der anderen verzerrten sich wütend, aber sie blieben stehen, in einem Abstand von ungefähr drei Metern.
Drei Meter. Ich musste an das Training mit Ivy denken. Das entsprach ziemlich genau der Sprungreichweite lebender Vampire.
Der Junge mit den angeschlagenen Eiern erhob sich mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Boden. Kist drängte sich in den Kreis und baute sich breitbeinig vor ihm auf. In dem dunklen Seidenhemd und der Anzugshose wirkte er um einiges eindrucksvol er als in seiner Lederkluft. Seine stoppelige Wange war durch eine große Prel ung entstel t, die knapp unter dem Auge endete. Aus seiner Haltung konnte ich schließen, dass ihm die Rippen wehtun mussten, doch das war sicher al es nicht so gravierend wie sein verletzter Stolz. Er hatte seinen Nachkommenstatus an Ivy verloren.
»Er sagte, wir sol en sie runterbringen, nicht aufmischen«, sagte er und funkelte mich wütend an, als mein Blick an den Kratzern auf seiner Stirn hängen blieb. Das sah stark nach Fingernägeln aus.
Obwohl Samuel größer war als er, wurde Kists Autorität nicht infrage gestel t. Seine übliche verführerische Unbeschwertheit war einer Unbarmherzigkeit gewichen, die ihm die Art von Härte verlieh, die ich bei Männern unglaublich sexy fand. Wie jede Führungskraft hatte Kist Probleme mit seinen Untergebenen, und die Tatsache, dass er sich mit so banalem Mist herumschlagen musste, machte ihn irgendwie noch anziehender. Ich musterte ihn unverhohlen und meine Gedanken verselbstständigten sich dabei. Verdammte Vamp-Pheromone.
Immer noch keuchend, schaute Samuel zwischen Kist und mir hin und her. »Sie muss durchsucht werden.« Er leckte sich über die Lippen und sah mich herausfordernd an. Mein Puls raste. »Ich werde das machen.«
Ich dachte daran, meine Splat Gun zu ziehen, aber es waren einfach zu viele.
»Ich werde sie durchsuchen«, widersprach Kist, und in seinen blauen Augen breitete sich Schwärze aus.
Fantastisch.
Samuel zog sich schmol end zurück, und Kist forderte mich wortlos auf, ihm meine Tasche zu geben. Ich zögerte, aber als er warnend eine Augenbraue hob, reichte ich sie ihm doch. Er ließ sie unsanft auf den nächsten Tisch fal en. »Und jetzt die Sachen, die du am Körper trägst«, bat er ruhig.
Ich sah ihm direkt in die Augen, griff langsam nach der Splat Gun und gab sie ihm. Keiner der Vampire reagierte. Sie hatten offenbar keinerlei Respekt vor der kleinen roten Waffe. Aber sie hatten ja auch keine Ahnung, womit sie geladen war. Mir war von Anfang an klar gewesen, dass ich sie nicht würde einsetzen können, als hatte ich nur eine Möglichkeit verloren, die nie wirklich existiert hatte.
»Was ist mit dem Kreuz?«, fragte Kist, und ich streifte das Amulettarmband ab und ließ es in seine Hand fal en.
Kommentarlos legte er es zusammen mit der Waffe hinter sich auf den Tisch. Dann kam er auf mich zu und bedeutete mir, die Arme auszubreiten, was ich auch brav tat. Er begann mich abzutasten.
Zähneknirschend fühlte ich, wie er mit den Händen über meinen Körper strich. Wo er mich berührte, spürte ich ein Kribbeln, das sich langsam zur Körpermitte hin ausbreitete.
Nicht die Narbe, nicht die Narbe, dachte ich verzweifelt, da ich genau wusste, was passieren würde, fal s er sie berührte.
Hier schwebten so viele Vamp-Pheromone herum, dass man sie beinahe sehen konnte, und al ein der sanfte Luftzug der Klimaanlage löste leichte, wohlige Schauer aus, die von meinem Hals abwärts wanderten. Ich war erleichtert, als er die Hände zurückzog.
»Den Ring an deinem kleinen Finger«, forderte er. Ich nahm ihn ab und
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