Band 2 - Blutspiel
drückte ihn ihm unsanft in die Hand. Er warf ihn neben meine Waffe. Dan baute er sich wieder vor mir auf, musterte mich ausdruckslos und erklärte unverblümt: »Wenn du dich bewegst, stirbst du.«
Ich verstand überhaupt nichts und starrte ihn wortlos an.
Er näherte sich vorsichtig, und ich konnte seine Anspannung spüren, sah seine verhaltenen Bewegungen, während er abzuschätzen versuchte, wie ich mich verhalten würde. Als er ganz dicht vor mir stand, spürte ich seinen Atem auf meinem Schlüsselbein und musste daran denken, wie er vier Tage zuvor mein Ohr liebkost hatte. Er neigte den Kopf und sah mich an, zögerte. Seine Augen waren wieder blau, doch sie waren vol kommen leer, ich konnte keinen Hunger darin erkennen.
Mit einem Finger strich er sanft über mein Ohr und ließ ihn dann den Hals hinab und über die Narbe wandern. Ich taumelte kurz, atmete dann aber tief ein und richtete mich auf. Die Erregung brannte in meinem Körper, als ich zum Schlag ausholte, doch Kist fing meine Hand ab und zog mich an sich. Ich duckte mich in eine Drehung und riss den Fuß hoch, aber wieder kam er mir zuvor, hob mich blitzschnel hoch und ließ mich einfach fal en.
Ich pral te schmerzhaft mit dem Hintern auf den Boden.
Die anderen Vampire lachten, aber Kists Gesicht war wie versteinert. Keine Wut, keine Berechnung, nichts.
»Du riechst wie Ivy«, sagte er, als ich wieder auf die Füße kam. »Aber du bist nicht an sie gebunden.« Ein Hauch von Befriedigung brach durch die ausdruckslose Maske. »Sie konnte es nicht.«
»Was redest du da eigentlich?«, fauchte ich, während ich mir wütend und erniedrigt den Staub von den Klamotten klopfte.
Seine Augen wurden schmal. »Das hat sich gut angefühlt, nicht wahr? Als ich deine Narbe berührt habe? Wenn ein Vampir dich mit Blut an sich gebunden hat, kann nur noch er so eine Reaktion auslösen. Wer hat dich gebissen und sich dann nicht die Mühe gemacht, Anspruch auf dich zu erheben?« Er wirkte jetzt nachdenklich, und ich entdeckte Lust in seinen Augen. »Oder hast du ihn hinterher getötet, damit er dich nicht an sich binden kann? Du bist wirklich ein böses Mädchen.«
Ich schwieg, sol te der doch glauben, was er wol te.
Schließlich meinte er achselzuckend: »Da du an niemanden gebunden bist, kann jeder Vamp diese Reaktion bei dir auslösen.« Er zog die Augenbrauen hoch. »Wirklich jeder Vampir«, wiederholte er vielsagend. Bei dem Gedanken, dass Piscary auf mich wartete, lief mir ein eisiger Schauer über den Rücken. »Das sol te ein interessanter Morgen für dich werden«, fügte Kist hinzu.
Damit griff er hinter sich und nahm meine Tasche vom Tisch. Die Vampire hatten angefangen, miteinander zu tuscheln und stel ten Spekulationen darüber an, wie lange ich wohl durchhalten würde. Kist zog zunächst das Fleischermesser hervor, und die Vamps brachen in schal endes Gelächter aus. Ich sah mir in Ruhe die Spuren der Verwüstung um uns herum an. Kist holte in der Zwischenzeit eine Handvol Amulette aus der Tasche und legte sie auf den Tisch.
»Hat Ivy hier so gewütet?«, fragte ich, um wenigstens ein kleines bisschen Selbstbewusstsein zurückzugewinnen. Je länger ich sie ins Gespräch verwickeln konnte, desto größer war die Chance, dass Nick und das FIB noch rechtzeitig kamen.
Der Vamp, dem ich die Kronjuwelen poliert hatte, lachte hämisch. »So könnte man es ausdrücken.« Er schaute zu Kist rüber, und ich hatte den Eindruck, dass der blonde Vamp innerlich kochte. »Deine Mitbewohnerin ist eine echt heiße Nummer«, fuhr Samuel triumphierend fort, als er sah, dass Kist immer aggressiver in meiner Tasche wühlte. »Sie und Piscary haben das gesamte Restaurant bis unters Dach mit Pheromonen vol gepumpt. Am Ende hatten wir drei Schlägereien und einige Bisse.« Er lehnte sich gegen einen Tisch, verschränkte die Arme vor der Brust und grinste.
»Einer ist gestorben und in die städtische Übergangsgruft gebracht worden. Damit hat er sich ein Bild an der Wand und einen Gutschein für ein kostenloses Essen verdient. Wir haben verdammt viel Glück gehabt, dass wir rechtzeitig gemerkt haben, was abging, so konnten wir die nicht-vampirischen Gäste nach Hause schicken, bevor hier die Höl e ausbrach. Hoffentlich hat das Piscary nicht die LGP
gekostet. Sonst muss er eine neue beantragen, und das hat beim letzten Mal fast ein ganzes Jahr gedauert.« Samuel nahm sich eine Erdnuss aus der Schale auf dem Tisch, warf sie in die Luft und fing sie geschickt mit dem
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