Band 2 - Blutspiel
Es macht ihn unglaublich an, beherrscht zu werden, aber wenn's zur Sache geht, schickt er dich auf die Bretter, bevor du auch nur Luft holen kannst. Piscary würde sich keinen Idioten als Nachkommen aussuchen, egal, wie gut er blutet.« Sie presste die Lippen zusammen. »Unser Tisch ist frei.«
Ich folgte ihrem Blick zu dem einzigen freien Tisch an der den Fenstern gegenüberliegenden Wand. Glenn und Jenks waren rübergekommen, sobald Kist verschwunden war, und so schlängelten wir uns gemeinsam zwischen den Tischen hindurch, setzten uns mit dem Rücken zur Wand auf eine halbkreisförmige Bank - Inderlander, Mensch, Inderlander -, und warteten auf die Bedienung.
Jenks hatte es sich auf dem tief hängenden Kronleuchter bequem gemacht, und das Licht, das durch seine Flügel fiel, malte grüne und goldene Punkte auf den Tisch. Glenn ließ wortlos die Atmosphäre auf sich wirken und versuchte, sich seine Irritation beim Anblick des handverlesenen, mit Narben übersäten Personals nicht anmerken zu lassen. Egal, ob männlich oder weiblich, sie waren al e jung und zeigten ein so dienstbeflissenes Lächeln, dass es mich fast wahnsinnig machte.
Ivy sagte nichts weiter zum Thema Kist, wofür ich ihr sehr dankbar war. Es war peinlich, wie schnel die Vamp-Pheromone bei mir wirkten und mich von »verpiss dich« auf
»verführ mich« umpolten. Dank der Massen an Vamp-Speichel, mit denen der Dämon mich vol gepumpt hatte, ging meine Widerstandsfähigkeit gegen die Botenstoffe gegen Nul .
Vorsichtig stützte Glenn die El bogen auf den Tisch. »Du hast mir noch gar nichts über dein Seminar verraten.«
Jenks lachte. »Es war die Höl e auf Erden. Zwei Stunden lang nichts als Pedanterie und Beleidigungen.«
Mir fiel die Kinnlade runter. »Woher weißt du das?«
»Ich hab mich wieder reingeschlichen. Was hast du dieser Frau nur angetan, Rachel? Ihre Katze umgebracht?«
Ich wurde rot. Dass Jenks al es beobachtet hatte, machte die Sache noch schlimmer. »Die Frau ist eine hässliche alte Furie. Wenn du sie für die Morde drankriegen wil st, Glenn, tu dir keinen Zwang an. Dr. Anders weiß längst, dass sie verdächtigt wird. Die I. S. war auch schon da und hat sie an den Rande des Nervenzusammenbruchs getrieben. Aber mal im Ernst, ich habe nichts gefunden, was sie mit den Verbrechen in Verbindung bringt. Kein Motiv und nicht die geringste Spur von Schuldgefühl.«
Glenn zog die Arme zurück und lehnte sich nach hinten.
»Überhaupt nichts?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nur, dass Dan am Freitag nach dem Seminar ein Vorstel ungsgespräch hatte. Wahrscheinlich war das die gute Nachricht, mit der er Sara Jane überraschen wol te.«
»Er hat sich noch am selben Abend von al en Seminaren abgemeldet«, fügte Jenks hinzu. »Berief sich auf die Regeln der Orientierungszeit mit vol er Erstattung der Gebühren. Er muss das Formular per E-Mail geschickt haben.«
Ich blinzelte zu dem Pixie hoch, der zwischen den Glühbirnen saß, um sich warm zu halten. »Woher weißt du das?«
Er schlug fröhlich mit den Flügeln und grinste. »Während der Pause habe ich im Studentensekretariat herumgeschnüffelt. Denkst du, ich bin nur mit in die Uni gekommen, um deine Schulter zu zieren?«
Ivy trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Wol t ihr drei die ganze Nacht nur über die Arbeit reden?«
»Ivy, mein Mädchen!« Die kräftige Stimme ließ uns al e hochschauen. Ein kleiner schlanker Mann in einer Küchenschürze eilte vom anderen Ende des Restaurants zu unserem Platz, wobei er sich geschickt zwischen den Tischen hindurchschob. »Ivy-Mädchen«, rief er noch einmal, »wie schön, dass du schon wieder kommst! Und du hast auch noch Freunde mitgebracht!«
Ich warf einen schnel en Blick auf Ivy und bemerkte überrascht, dass ein zartes Rot ihre bleichen Wangen färbte.
Mein Ivy-Mädchen?
»Ivy-Mädchen?«, fragte auch Jenks von seinem sicheren Platz auf dem Kronleuchter. »Was ist denn hier los?«
Als der Mann unseren Tisch erreicht hatte, erhob sich Ivy und nahm ihn in die Arme, wobei sie sich al erdings ganz offensichtlich nicht besonders wohlfühlte. Die beiden gaben ein merkwürdiges Bild ab, da er mindestens fünfzehn Zentimeter kleiner war als sie. Dann gab er ihr auch noch einen väterlichen Klaps auf den Hintern! Ich runzelte verwirrt die Stirn. Sie umarmte ihn? Freiwillig?
In den schwarzen Augen des Kochs lag ein wohliges Glitzern. Ein Geruch nach Tomatenmark und Blut drang in meine Nase. Ohne Zweifel war er ein praktizierender
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