Band 2 - Blutspiel
wegen so etwas die fünf Sterne verlieren«, meinte er schließlich. »Und so aufregend das auch wäre, ziehe ich es doch vor, morgen noch laufen zu können.«
Eigentlich hätte mich Kists unverblümtes Eingeständnis seiner Beziehung zu Piscary nicht überraschen sol en, aber ich fand es trotzdem befremdlich. Auch wenn ich das Nehmen und Geben von Blut immer mit Sex gleichsetzte, traf das nicht unbedingt zu, besonders nicht, wenn der Austausch zwischen einem lebenden und einem untoten Vampir stattfand. Für diese beiden Parteien hatte es einen extrem unterschiedlichen Stel enwert, was wahrscheinlich daran lag, dass einer von beiden noch eine Seele hatte.
Die Verpackung, in der das Blut kam, war für die meisten lebenden Vampire nicht ganz unwichtig. Sie suchten sich ihre Partner sorgfältig aus, und für gewöhnlich - al erdings nicht immer - folgten sie ihren sexuel en Präferenzen, da es ja immer sein konnte, dass es Sex als Zugabe gab. Auch wenn sie von Hunger getrieben wurden, stil te das Geben und Nehmen des Bluts ein emotionales Bedürfnis, war eine Art physischer Bestätigung einer gefühlsbezogenen Bindung, die auch beim Sex entstehen kann. Aber das war keine unumstößliche Regel.
Untote Vampire dagegen hatten andere Ansprüche und wählten ihre Begleiter mit der Akribie eines Serienmörders.
Sie waren mehr darauf aus, zu dominieren und zu manipulieren, als auf eine wahre Bindung. Das Geschlecht spielte dabei keine große Rol e, obwohl die Untoten dem Bonus Sex nicht abgeneigt waren, da sie hier ihr Dominanzbedürfnis noch besser befriedigen konnten, sodass der Sex - selbst mit einem wil igen Partner - oft einer Vergewaltigung glich. Jede Beziehung, die aus so einer Übereinkunft entstand, konnte nur hoffnungslos einseitig sein, obwohl der Gebissene es meist nicht wahrhaben wol te und stets glaubte, sein Meister wäre die Ausnahme von der Regel. Kistens offensichtliche Vorfreude auf die nächste
»Zusammenkunft« mit Piscary machte mich nachdenklich, und während ich den jungen Vampir neben mir beobachtete, fragte ich mich, ob das nur an der großen Macht liegen konnte, die Kist durch seinen Status als Piscarys Nachkomme zuteil wurde.
Kist bemerkte nicht, welche Richtung meine Gedanken eingeschlagen hatten und zog ärgerlich eine Augenbraue hoch.
»Wo ist Sam?«
»In der Küche, Sir.«
Ein Auge des Mannes zuckte nervös. Kist warf ihm einen unmissverständlichen Blick zu, der zu fragen schien »worauf wartest du noch?«, woraufhin der sich so schnel wie möglich verzog.
Mit der Wasserflasche in der Hand schlich sich Ivy nun an Kist heran und zog ihn noch weiter von mir weg. »Und du dachtest, ich wäre blöd, ins Security-Geschäft einzusteigen anstatt ins Business-Management? Du wirkst fast schon verantwortungsbewusst, Kisten. Pass auf, dass du dir nicht den Ruf ruinierst.«
Kist zeigte ein wenig Eckzahn, und schon war das Bild des geplagten Restaurantmanagers verschwunden. »Die Vergünstigungen sind großartig, Ivy, mein Liebes.« Er streichelte ihren Hintern mit einer Vertrautheit, die sie nur kurz tolerierte, dann verpasste sie ihm eine schal ende Ohrfeige.
»Wenn du mal einen Job brauchst, kannst du jederzeit zu mir kommen.«
»Schieb dir deinen Job in den Arsch, Kist.«
Er lachte und senkte für einen Moment den Kopf, bevor er seinen anzüglichen Blick wieder auf mich richtete. Eine Gruppe von Kel nern drängte die ausladende Treppe hoch, klatschte in die Hände und sang dabei ein dämliches Lied.
Das Spektakel wirkte harmlosaufdringlich, überhaupt nicht wie ein Notfal einsatz. Geschickt. Kist hatte offenbar wirklich ein Händchen für so was.
Als ob er meine Gedanken gelesen hätte, lehnte er sich zu mir rüber. »Im Bett bin ich sogar noch besser, Liebes«, flüsterte er und löste damit eine neue Wel e der Verheißung aus.
Bevor ich ihn wegschieben konnte, war er schon zurückgewichen und schlenderte lächelnd davon. Auf dem halben Weg zur Küche drehte er sich noch einmal um, um zu sehen, ob ich ihn beobachtete - was ich auch tat. Zur Höl e, jede Frau in diesem Laden, egal, ob lebendig, tot, oder irgendwas dazwischen, beobachtete ihn.
Ich riss mich von seinem Anblick los und bemerkte dabei, dass Ivy seltsam verschlossen wirkte. »Du fürchtest dich nicht mehr vor ihm«, stel te sie ausdruckslos fest.
»Nein.« Diese Erkenntnis überraschte mich selbst. »Das liegt wohl daran, dass er doch noch etwas kann als nur Flirten.«
Sie wich meinem Blick aus. »Kist kann so einiges.
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