Band 2 - Blutspiel
denn hier los?«, fragte er streitlustig. Piscary trat vom Tisch zurück.
»Morgen«, wiederholte der alte Vampir an Ivy gewandt.
Dann sah er mich unbeteiligt an und verabschiedete sich mit einem Nicken.
Jenks schaute zwischen Ivy und mir hin und her. »Hab ich was verpasst?«
9
»Wo bleibt mein Geld, Bob?«, flüsterte ich und warf die stinkenden Pel ets in Ivys Badewanne. Jenks hatte am Tag zuvor seine Rasselbande in den nächstgelegenen Park geschickt, um eine Handvol Fischfutter zu stibitzen. Der schöne Fisch tauchte auf und schnappte nach Luft, während ich mir die Hände wusch, um den Gestank des Futters loszuwerden. Mit tropfenden Fingern betrachtete ich Ivys penibel aufgehängte pinke Handtücher. Nach einem kurzen Zögern trocknete ich mir die Hände ab und glättete anschließend das Tuch wieder, damit sie nicht merkte, dass ich es benutzt hatte.
Ich verschwendete einen Moment mit dem Versuch, mein Haar unter der Ledermütze in irgendeine Form zu bringen und ging dann mit schweren Schritten in die Küche rüber.
Nach einem schnel en Blick auf die Küchenuhr über dem Spülbecken öffnete ich nervös den Kühlschrank und starrte ins Leere. Wo, zum Teufel, blieb Glenn?
»Rachel«, stöhnte Ivy, die mal wieder am Computer saß.
»Mach mal langsam. Ich bekomme schon Kopfschmerzen.«
Ich schloss den Kühlschrank und lehnte mich gegen den Arbeitstisch. »Er hat doch gesagt, er würde um eins hier sein.«
»Dann ist er eben zu spät«, erwiderte sie gleichgültig und fixierte mit dem Finger eine Adresse auf dem Bildschirm, um sie besser abschreiben zu können.
»Eine ganze Stunde? Du meine Güte, in der Zeit hätte ich es locker zum FIB und zurück geschafft.«
Ivy klickte eine neue Webseite an. »Fal s er nicht auftaucht, leihe ich dir das Geld für den Bus.«
Ich drehte mich zum Fenster und schaute in den Garten hinaus. »Darum geht es nicht«, antwortete ich, obwohl es eigentlich das war.
»Natürlich nicht.« Sie klickte in einem solchen Tempo mit ihrem Kugelschreiber, dass er fast zu vibrieren schien.
»Warum machst du uns nicht Frühstück, während du wartest? Ich habe Tiefkühlwaffeln gekauft.«
»Klar.« Kurz fühlte ich mich schuldig. Normalerweise war ich für das Abendessen zuständig, nicht für das Frühstück, aber da wir gestern auswärts gegessen hatten, kam es mir so vor, als würde ich ihr etwas schulden. Der Deal war, dass Ivy die Einkäufe erledigte und ich dafür das Abendessen machte.
Diese Absprache stammte ursprünglich aus der Zeit, als die I.S. mir Attentäter auf den Hals hetzte, die der Durchsage
»Bitte Reinigungspersonal in Gang drei« eine ganz neue Bedeutung verliehen hätten. Wie sich aber herausstel te, hatte Ms. Vampir keine Lust zu kochen und weigerte sich beharrlich, neu zu verhandeln. Auch gut. Wie es zurzeit aussah, würde ich mir bis zum Ende der Woche nicht einmal mehr eine Dose Corned Beef leisten können, und am Sonntag war auch schon wieder die Miete fäl ig.
Ich öffnete die Gefrierfachtür, schob halb leere Eisschachteln zur Seite und schnappte mir die gefrorenen Waffeln. Mit einem lauten Knal landete die Packung auf der Arbeitsplatte. Leckerchen. Ivy zog eine Augenbraue hoch und beobachtete, wie ich mit dem glitschigen Karton kämpfte.
»Also«, meinte sie bedächtig, während ich meine roten Nägel von oben in die Verpackung grub und sie komplett aufriss - den Schnel verschluss hatte ich schon längst abgebrochen. »Wann wird denn der Fisch abgeholt?«
Unschuldig sah ich zu Mr. Fish, der in seinem Kognakschwenker auf der Fensterbank vor sich hin dümpelte.
»Der in meiner Badewanne«, fügte sie hinzu.
»Oh«, rief ich betreten. »Jaaa. .«
Als Ivy sich zurücklehnte, knarrte ihr Stuhl. »Rachel, Rachel, Rachel«, belehrte sie mich. »Ich habe dir das doch schon tausendmal erklärt. Du musst das Geld vorher kassieren. Vor dem Auftrag!«
Wütend darüber, dass sie recht hatte, stopfte ich zwei Waffeln in den Toaster und drückte den Hebel, mit dem Ergebnis, dass sie sofort wieder hochkamen und ich sie noch einmal reinstopfen musste. »Es war nicht meine Schuld. Die Howlers haben ihren dämlichen Fisch wieder gefunden und niemand hat mir was davon erzählt. Aber ich werde die Miete bis Montag besorgen. Versprochen!«
»Sie ist aber schon am Sonntag fäl ig.«
Von der großen Eingangstür kam ein dumpfes Klopfen.
»Das ist G lenn«, frohlockte ich und machte mich schnel aus dem Staub, bevor sie noch irgendetwas sagen konnte. Mit
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