Band 2 - Blutspiel
entdeckte Glenn auf den Stufen, der mit drei Fastfoodtüten und einem Getränketablett jonglierte.
»Glenn!« Ich griff nach den Getränken. »Da bist du ja, komm rein. Das hier ist Nick, mein Freund Nick, darf ich dir Detective Glenn vorstel en?« Nick, mein Freund. Das klingt einfach tol .
Glenn verschob seine Tüten und streckte Nick die Hand hin. »Es freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte er förmlich, ohne reinzukommen. Gegen seinen makel osen grauen Anzug wirkte Nicks Kleidung regelrecht schlampig. Mich machte es stutzig, dass Nick Glenn nur zögerlich die Hand reichte. Das lag wohl an der Dienstmarke des Detectives. Ich wil es nicht wissen, ich wil es gar nicht wissen.
»Schön, Sie kennenzulernen«, meinte Nick kurz angebunden und drehte sich zu mir um. »Ich, äh, sehe dich dann heute Abend, Rachel.«
»Klar, bis später.« Sogar in meinen Ohren klang das ein wenig trostlos. Nick bewegte sich unruhig von einem Bein auf das andere und gab mir schließlich einen flüchtigen Kuss.
Das sol te wohl eher seinen Status als mein Freund unterstreichen als mir seine Zuneigung zeigen. Auch egal.
Auf leisen Turnschuhsohlen lief er die Treppe runter und ging zu seinem verrosteten blauen Pickup, der am Randstein parkte.
Beim Anblick seiner hängenden Schultern und des steifen Gangs stieg Beunruhigung in mir auf. Auch Glenn beobachtete Nick, aber eher mit professionel er Neugierde.
»Komm rein«, wiederholte ich die Einladung, inspizierte die Fresspakete und zog dabei die Tür weiter auf. Glenn setzte die Sonnenbril e ab und steckte sie in seine Innentasche. Durchtrainiert, wie er war, und mit dem eleganten Bart wirkte er wie ein Geheimagent aus einem dieser Spionagefilme aus der Zeit vor dem Wandel.
»Das ist Nick Sparagmos?«, wol te er wissen, als Nick wegfuhr. »Der Typ, der einmal eine Ratte war?«
Sofort war ich auf hundertachtzig, denn bei ihm klang das so, als wäre es etwas Unmoralisches, sich in eine Ratte oder einen Nerz zu verwandeln. Ich stemmte eine Hand in die Hüfte, wodurch die Getränke auf dem Tablett gefährlich ins Schwanken gerieten und die eisgekühlte Limonade fast überschwappte. Offensichtlich hatte sein Dad ihm mehr von der Geschichte erzählt, als er bisher hatte durchblicken lassen. »Du bist zu spät.«
»Ich habe nur kurz angehalten, um uns Essen zu besorgen.
Darf ich jetzt reinkommen?«
Ich wich zurück, und er schritt über die Türschwel e.
Geschickt hakte er einen Fuß hinter die Tür und zog sie hinter sich zu. In dem jetzt düsteren Eingangsbereich verbreitete sich der überwältigende Duft von Pommes frites. »Du hast dich heute ja ganz schön in Schale geschmissen«, meinte er.
»Wie lange hat das Bodypainting gedauert?«
Beleidigt musterte ich meine enge Lederhose und die rote Seidenbluse. Ich hatte vor Sonnenuntergang nie gerne Leder getragen, bis Ivy mich davon überzeugte, dass es -da ich immer beste Qualität kaufte - meinen Look von »weißer Hexenabschaum« zu »High Society Hexe« transformierte. Sie musste es ja wissen, aber ich reagierte immer noch empfindlich auf entsprechende Kommentare.
»Das trage ich immer bei der Arbeit«, bemerkte ich schnippisch. »Damit kann man sich ziemlich üble Schürfwunden ersparen, wenn man es eilig hat und dabei mit dem Arsch über den Asphalt schlittert. Hast du ein Problem damit?«
Er grummelte etwas Unverständliches und folgte mir in die Küche. Ivy sah von ihrer Landkarte auf und begutachtete wortlos die Tüten mit den Burgerschachteln und Getränkebechern. »Ich sehe, du hast die Pizza überlebt. Fal s Piscary dich immer noch beißen sol , werde ich es ihm gerne ausrichten.«
Als ich Glenns plötzliche Vorsicht bemerkte, stieg mein Stimmungsbarometer. Er gab nur ein krächzendes Geräusch von sich, und so machte ich mich daran, die Tiefkühlwaffein wegzuräumen, wobei ich bemerkte, dass ich Trottel den Toaster nicht eingesteckt hatte. »Du hast dir die Pizza gestern Abend ganz schön schnel reingeschoben. Gib's zu -du hast sie gemocht.«
»Ich habe sie aus reinem Selbsterhaltungstrieb gegessen.«
Hastig griff er nach den Tüten und packte sie aus. »Als ich nach Hause kam, habe ich zwei Stunden lang die Kloschüssel umarmt.« Ivy und ich wechselten amüsierte Blicke.
Schließlich schob sie ihre Arbeit zur Seite und nahm sich den Burger, der am wenigsten zermatscht und die Frittentüte, die am besten gefül t war. Ich ließ mich auf den Stuhl neben Glenn fal en. Er verzog sich an das andere Ende des Tisches und
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