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Band 2 - Blutspiel

Band 2 - Blutspiel

Titel: Band 2 - Blutspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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hielt er brav einen Abstand von einem Meter ein.
    »Sind Sie damit durch?«, fragte er und fingerte an dem ersten Bericht rum.
    »Vorerst ja.« Daraufhin nahm er sich die Akte vom Brett, wobei sich einige von Glenns alten Notizen lösten und hinter den Tisch flatterten. Glenn knirschte mit den Zähnen.
    Das Gefühl, endlich ernst genommen zu werden, richtete mich auf. Der dicke Mann wackelte zurück zu Glenn. Als er die Bilder sah, gab er angewiderte Geräusche von sich. Er ließ den Bericht auf Glenns Schreibtisch fal en, wo er hörbar auf einigen Chipsresten landete. Ein weiterer Officer betrat den Raum, und sie versammelten sich zu einem spontanen Meeting um Glenns Computer. Ich wandte ihnen den Rücken zu und vertiefte mich in die nächste Akte.
    Das vierte Opfer war Anfang August gefunden worden.
    Laut Medienberichten war die Todesursache ein starker Blutverlust. Sie hatten al erdings nicht erwähnt, dass ihm die Eingeweide rausgerissen und seine Bauchdecke offenbar von wilden Tieren zerfetzt worden war. Sein Chef hatte ihn im Kel er seines Arbeitsplatzes gefunden, lebend, bei dem verzweifelten Versuch, sich die Organe wieder in die Bauchhöhle zu stopfen. Es kam erschwerend hinzu, dass er nur einen Arm benutzen konnte, da der andere nur noch durch Hautfetzen mit der Schulter verbunden war.
    »Hier bitte, Madam«, sagte jemand rechts von mir, und ich zuckte zusammen. Entgeistert bemerkte ich einen jungen FIB-Officer. »Entschuldigen Sie«, meinte er freundlich und reichte mir einen Stapel Blätter. »Detective Glenn bat mich, die Ausdrucke hochzubringen. Ich wol te Sie nicht erschrecken.« Sein Blick fiel auf den Bericht in meiner Hand.
    »Abscheulich, nicht wahr?«
    »Vielen Dank«, erwiderte ich knapp und wählte die Nummer des ehemaligen Arbeitgebers, da keine Angehörigen verzeichnet waren.
    »Jim's«, meldete sich nach dem dritten Klingeln eine müde Stimme.
    Die Begrüßung blieb mir im Hals stecken. Ich kannte diese Stimme. Das war der Ansager von Cincinnatis il egalen Rattenkämpfen. Mein Herz raste, und ich legte auf, wozu ich al erdings zwei Versuche brauchte. Ich starrte die Wand an.
    Es war totenstil im Zimmer.
    »Glenn?« Meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich drehte mich um und sah ihn zwischen den drei anderen Beamten stehen. Al e starrten mich an.
    »Ja?«
    Meine Hände zitterten, als ich ihm die Akte reichte.
    »Kannst du dir mal die Tatortfotos ansehen?«
    Er nahm den Bericht mit unbeweglichem Gesicht entgegen. Ich drehte mich wieder zu Pinnwand um und hörte, wie er die Seiten umblätterte, dann schlurfende Schritte.
    »Worauf genau sol ich achten?«, fragte er.
    Ich schluckte. »Rattenkäfige?«
    »Oh, mein Gott«, flüsterte einer der Beamten. »Wie konnte sie das wissen?«
    Ich kämpfte gegen die Übelkeit an. »Danke.«
    Wie ferngesteuert nahm ich den Bericht und heftete ihn an das Brett. Noch krakeliger als sonst schrieb ich den Vermerk
    »Zugangsmöglichkeit T«. In dem Bericht stand, dass das Opfer Rausschmeißer in einem Nachtclub gewesen sei, aber fal s er zu Dr. Anders' Studenten gehört hatte, war er ein talentierter Kraftliniennutzer gewesen und hatte wohl eher als Securitychef bei Jims Rattenkämpfen gearbeitet.

    Grimmig schnappte ich mir den fünften Packen. Es war Trent - ich wusste einfach, dass er es war -, aber die Abscheulichkeit und Brutalität seiner Taten erstickten mein Triumphgefühl.
    Ich spürte die Blicke der Beamten im Rücken, als ich das Dokument überflog und mir in Erinnerung rief, dass das fünfte Opfer vor drei Wochen gefunden worden und auf dieselbe Art ums Leben gekommen war wie das erste. Ein Anruf bei ihrer verzweifelten Mutter bestätigte, dass sie Trent begegnet war, und zwar in einer Fachbuchhandlung. Die alte Frau konnte sich noch daran erinnern, da ihre Tochter sehr überrascht gewesen war, dass ein so junger prominenter Mann sich für Märchenanthologien aus der Zeit vor dem Wandel interessierte. Auch sie war bei einer Sicherheitsfirma beschäftigt gewesen. Ich sprach der Frau mein Beileid aus und legte auf.
    Das aufgeregte Murmeln der Ermittler verstärkte mein Gefühl von Unwirklichkeit. Sorgfältig schrieb ich die nächste Notiz und klebte sie neben die Kopie des Bildes aus dem Dienstausweis des Opfers. Sie war jung gewesen, hatte glattes, schulterlanges blondes Haar und ein hübsches Gesicht gehabt. Frisch vom Col ege. Die Erinnerung an das Foto des ersten Opfers auf der Bahre tauchte wieder auf, und ich konnte fühlen, wie mir das Blut aus dem

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