Band 2 - Blutspiel
befreien, wenn du es wirklich wol test. Was habe ich dir denn in den letzen drei Monaten beigebracht? Wil st du dich befreien. . Rachel?«
Die Panik stach wie ein Messer. Mein Herz schlug schnel er und schnel er, und Ivy holte zischend Luft, als hätte ich ihr einen Schlag versetzt. Angst war für sie ein Aphrodisiakum, und ich hatte ihr gerade eine Dosis verpasst. Gefangen in der Dunkelheit des Instinkts und des Verlangens spannte sie die Muskeln an. »Wil st du dich befreien, kleine Hexe?«
Ihr Atem strich über die Dämonennarbe und löste ein angenehmes Prickeln aus.
Ich holte tief Luft. Mein Blut schien sich in Quecksilber zuverwandeln, das mit jedem Herzschlag schnel er durch meine Adern strömte.
»Hau ab«, keuchte ich. Das elektrisierende Gefühl breitete sich vom Hals in den ganzen Körper aus. Es war die Narbe.
Sie spielte damit, wie Piscary es getan hatte.
Ivy benetzte ihre Lippen. »Lass mich. .«Sie zögerte, und das nackte Verlangen wurde zu etwas Heimtückischem, Frivolem.
Sie seufzte genüsslich und sah mir wie gebannt in die Augen, während sie den Finger von meinem Ohr über den Hals bis zum Schlüsselbein gleiten ließ. »Sag mir, dass sich das nicht gut anfühlt.«
Ich bekam weiche Knie, als ihr Fingernagel über die feinen Erhebungen des Narbengewebes strich und einen weiteren wohligen Schauer auslöste. Mir fiel wieder ein, dass der Dämon ihre Gestalt angenommen hatte, als er mir an die Kehle ging und die Wunde mit einem gefährlichen Cocktail aus Neurotransmittern fül te, die den Schmerz in pure Lust verwandelten. Ich schloss die Augen.
»Ja«, flüsterte Ich stöhnend. »Gott steh mir bei. Es fühlt sich so gut an. Bitte. . hör auf.«
Sie schmiegte sich an mich. »Ich kenne das Gefühl. Der Hunger rast durch deinen Körper, wird stärker, weckt diesen Drang in dir, bis du nur noch einen Gedanken hast: das Verlangen zu spüren und zu stil en.«
Ivy, hör auf. Ich kann es nicht. Ich wil es nicht!«
Sie wurde stil , und ich öffnete alarmiert die Augen. Der Blutstropfen in ihrem Mundwinkel war verschwunden. Ich wusste, dass meine Reaktionen von der Dämonennarbe gesteuert wurden, und dass Ivy Pheromone verströmte, die den verbliebenden Vampirspeichel in meinem System anregen sol ten. Ich wusste, dass es ein Überlebensmechanismus der Vampire war, dass sie so ihre Opfer an sich banden, damit sie immer über einen frischen Blutvorrat verfügen konnten. Ich wusste das al es, aber es wurde von Sekunde zu Sekunde schwerer, sich daran zu erinnern. Oder einen Sinn darin zu sehen. Es ging nicht um Sex. Es ging um einen inneren Drang. Hunger. Die Hitze der schwelenden Glut.
Ivy legte die Stirn an die kühlende Wand und versuchte wohl so, ihre Entschlossenheit wiederzugewinnen. Ihr Haar trennte uns wie ein seidener Vorhang. Durch ihren Trai-ningsbody konnte ich ihre Körperwärme spüren. Ich konnte mich nicht bewegen, war starr vor Angst und Begierde.
Würde sie mich davon befreien, oder hatte ich genug Wil ensstärke, um sie abzuweisen?
»Du weißt gar nicht, wie es ist, mit dir zusammenzuleben, Rachel.« Ihr Flüstern drang durch den seidigen Vorhang aus Haaren wie das Bekenntnis einer Sünderin in einem Beichtstuhl. »Ich wusste, dass es dir Angst machen würde, wenn du erkennst, wie verwundbar du durch die Narbe bist.
Du bist als Lustobjekt gekennzeichnet, und wenn kein Vampir Anspruch auf dich erhebt und dich beschützt, werden sie das ausnutzen. Sie werden kommen und sich nehmen, was sie wol en, und dann werden sie dich weiterreichen, von einem zum anderen, bis du nur noch eine wil enlose Puppe bist, die darum bettelt, gebissen zu werden. Ich hatte gehofft, du könntest dich widersetzen. Dass du dazu in der Lage sein könntest, einen hungrigen Vampir abzuwehren, wenn ich dich nur gut genug ausbilde. Aber du schaffst es nicht, mein Herz. Die Neurotoxine haben sich schon zu weit ausgebreitet. Es ist nicht deine Schuld. Es tut mir so leid. .«
Ich atmete nur noch flach und trotzdem löste jeder Atemzug eine Wel e der Erregung aus, die durch meinen Körper brandete, bis sie auf die vorangegangene traf und mich so in einer ewig wogenden Bewegung gefangen hielt.
Ich hielt die Luft an und versuchte, irgendwie die Kraft zu finden, Ivy zurückzuweisen. Oh Gott, ich schaffe es nicht.
Ivys Stimme wurde sanft und schmeichelnd. »Piscary sagt, das ist der einzige Weg, um dich bei mir zu behalten. Um dich am Leben zu erhalten. Ich wäre freundlich zu dir, Rachel.
Ich würde nichts von
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