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Band 2 - Blutspiel

Band 2 - Blutspiel

Titel: Band 2 - Blutspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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dir verlangen, das zu geben du nicht bereit bist. Du wärst nicht wie diese armseligen Schatten, die bei Piscarys rumlaufen, sondern stark, mir gleichgestel t. Als Piscary dich verzaubert hat, hat er mir gezeigt, dass es für dich vol kommen schmerzfrei wäre.« Jetzt sprach sie mit mir wie mit einem kleinen Kind. »Der Dämon hat dich schon gebrochen, jetzt tut es nicht mehr weh. Es wird nie wieder wehtun. Piscary hat mir prophezeit, dass du reagieren würdest - und wie recht er hatte, Rachel. Es ist, als hätte dich ein Meister gebrochen - und jetzt - jetzt gehörst du mir.«
    Bei den letzten Worten wurde ihre Stimme hart und besitzergreifend, und dadurch kam die Angst zurück. Ivy drehte den Kopf, sodass ihr Haar zurückfiel und den Blick auf ihr Gesicht freigab. Die schwarzen Augen spiegelten den uralten Hunger und zugleich hilflose Unschuld. »Ich habe gesehen, wie du unter Piscarys Einfluss standest, was du gefühlt hast, als er dich mit nur einem Finger berührte.«
    Die wieder aufgeflammte Panik und das mit jedem Pulsschlag spürbare Prickeln der Narbe lähmten mich.

    »Stel dir nur vor«, flüsterte sie, »wie es erst sein wird, wenn es nicht nur ein Finger ist, wenn stattdessen meine Zähne in deinen Hals dringen, schnel und sanft.«
    Al ein bei dem Gedanken wurde mir heiß. Meine Muskeln erschlafften, und der Körper ließ den Geist im Stich, der sich immer noch dagegen wehrte. Warme Tränen flössen mir übers Gesicht und tropften auf mein Schlüsselbein. Ich wusste nicht, ob es Tränen der Angst oder der Sehnsucht waren.
    »Weine nicht, kleine Rachel«, sagte Ivy, neigte den Kopf und strich mit den Lippen über meinen Hals. Die Berührung war so intensiv, dass ich fast ohnmächtig wurde. »Ich wol te auch nicht, dass es so geschieht. Aber für dich werde ich das Fasten brechen.«
    Sie fuhr lockend mit den Zähnen über meinen Hals. Ich hörte ein leises Stöhnen und stel te erschrocken fest, dass es von mir kam. Mein ganzer Körper schrie danach, aber meine Seele widersetzte sich. Vor dem geistigen Auge sah ich die unterwürfigen, eifrigen Gesichter bei Piscarys. Verlorene Träume. Zerstörte Leben. Die Befriedigung anderer als einzige Daseinsberechtigung. Ich versuchte Ivy wegzuschieben, schaffte es aber nicht. Mein Wil e war nicht stärker als ein Baumwol faden, der bei der geringsten Belastung reißt. »Ivy«, protestierte ich flüsternd, »warte.«
    »Nein« schaffe ich nicht, aber »Warte«.
    Sie hörte es und rückte ein wenig von mir ab, um mich ansehen zu können. Ein Rausch aus Erwartung und Sehnsucht hatte sie erfasst. Ihr Anblick löste die nächste Panikattacke aus, aber ich schaffte es, gegen die Angst und die Pheromone anzukämpfen und keuchend zu sagen:
    »Nein.«
    Ich hatte es tatsächlich gesagt!
    Sie wirkte verwirrt und verletzt, aber in ihrem Blick flackerte auch eine Spur der beherrschten Ivy auf, die ich kannte. »Nein?« Sie klang wie ein trauriges Kind.
    Sie fuhr noch immer mit den Nägeln über meine Narbe, und ich schloss verbissen die Augen, um gegen die ekstatischen Schauer anzukämpfen. »Nein. .«, wiederholte ich gequält und versuchte, mich nicht in dem Gefühl der Unwirklichkeit zu verlieren, das auf mich eindrang. Mit letzter Kraft versuchte ich sie wegzuschieben. »Nein!«
    Als sie den Griff um meine Schulter verstärkte, riss ich die Augen auf. »Das meinst du doch nicht so«, knurrte sie.
    »Ivy!« Ich schrie, als sie mich an sich zog. Der Schmerz kehrte zurück und bestrafte mich für meine Auflehnung.
    Doch die Angst verlieh mir neue Kräfte und es gelang mir, sie von meinem Hals fernzuhalten. Sie versuchte, mich zu unterwerfen, setzte immer stärker ihre Macht ein. Dann entblößte sie ihre Zähne. Ich begann zu zittern. Ihre Augen waten vol kommen leblos, seelenlos, nur der Hunger strahlte aus ihnen wie ein grausamer, zerstörerischer Gott. Meine Arme wurden schlaff.
    Gott steh mir bei, dachte ich verzweifelt und suchte mit dem Blick das in der Decke eingelassene Kreuz.
    Da ertönte ein schepperndes Klonk, und Ivy zuckte zusammen. Sie erstarrte mitten in der Bewegung. Das Verlangen in ihren Augen wich der Verblüffung, dann wurde ihr Blick unscharf, und ich fühlte, wie sich ihre Finger von mir lösten. Schließlich verdrehte sie die Augen und brach mit einem Seufzen vor meinen Füßen zusammen.
    Hinter ihr stand Nick, in der Hand meinen großen Kupferkessel.
    Schluchzend flüsterte ich seinen Namen. Ich holte tief l ult, streckte die Arme nach ihm aus und verlor

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