Band 3 - Blutjagd
Kisten stand hinter mir.
Ivys Flasche glitt mir aus der Hand. Seine Hand schoss vor, und ich zuckte zusammen, als sie meine umschloss, um die kostbare Flasche sicher in meinem Griff zu halten. Ich erstarrte. »Ich mag deinen Geruch«, flüsterte er, viel, viel zu nah.
Mein Magen verkrampfte sich. Ich könnte riskieren, AI eine Chance zu geben, um Kisten bewusstlos zu schlagen, aber ich wol te es nicht. »Du musst aus meinem Schlafzimmer raus«, sagte ich.
Seine blauen Augen wirkten in dem dämmrigen Licht schwarz. Das schwache Leuchten aus der Küche ließ ihn als verführerischen, gefährlichen Schatten erscheinen. Meine Schultern waren so verspannt, dass sie wehtaten, als er meine Hand öffnete und mir den Flakon wegnahm. Das Klicken, als er ihn auf meiner Kommode abstel te, brachte mich dazu mich aufzurichten. »Nick kommt nicht wieder«, sagte er, schonungslos und ohne Anklage in der Stimme.
Ich stieß den Atem aus und schloss die Augen. Oh Gott.
»Ich weiß.«
Ich riss die Augen wieder auf, als er meinen El bogen nahm. Ich erstarrte und wartete darauf, dass meine Narbe Signale sendete, aber sie tat nichts. Er versuchte nicht, mich zu verzaubern. Ein dummer Teil von mir respektierte das, und wie ein Trottel tat ich nichts, statt ihm zu sagen, dass er sich aus meiner Kirche und aus meiner Nähe scheren sol te.
»Du brauchst es, gebraucht zu werden, Rachel«, sagte er, nur wenige Zentimeter von mir entfernt. Sein Atem brachte meine Haare zum Schwingen. »Du lebst so strahlend, so ehrlich, dass du es brauchst, gebraucht zu werden. Du bist verletzt. Ich kann es fühlen.«
»Ich weiß.«
In seinen ernsten Blick trat ein Hauch von Mitleid. »Nick ist ein Mensch. Egal wie sehr er sich bemüht, er wird dich nie ganz verstehen.«
»Ich weiß.« Ich schluckte schwer. Meine Augen brannten.
Mein Kiefer verkrampfte sich, bis ich Kopfschmerzen bekam.
Ich werde nicht weinen.
»Er kann dir nicht geben, was du brauchst.« Kistens Hände glitten zu meiner Hüfte. »Er wird immer ein wenig Angst haben.«
Ich weiß. Ich schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder, während ich ihm erlaubte, mich näher an sich zu ziehen.
»Und selbst wenn Nick lernt, mit seiner Angst zu leben«, sagte er ernst und bat mich mit den Augen, ihm genau zuzuhören, »wird er dir nie verzeihen, dass du stärker bist als er.«
Ein Klumpen bildete sich in meinem Hals. »Ich. . ich muss gehen«, sagte ich. »Entschuldige mich.«
Sofort ließ er mich los, und ich schob mich an ihm vorbei in den Flur. Verwirrt und mit dem Wunsch, die ganze Welt anzuschreien, stiefelte ich in die Küche. Ich hielt an, als ich zwischen den ganzen Töpfen und dem Mehl eine riesige Leere erkannte, die niemals vorher dagewesen war. Ich schlang die Arme um mich und taumelte ins Wohnzimmer.
Ich musste diese Musik ausmachen. Sie war schön. Ich hasste sie. Ich hasste al es.
Ich schnappte mir die Fernbedienung und richtete sie in Richtung Anlage. Jeff Buckley. In dem Zustand, in dem ich war, konnte ich Jeff nicht ertragen. Wer zum Teufel hatte Jeff Buckley in meinen CD-Player gelegt? Ich schaltete sie aus und warf die Fernbedienung auf die Couch. Adrenalin durchschoss mich, als sie nicht auf der Couch landete, sondern in einer Hand.
»Kisten!«, stammelte ich, als er die Musik wieder anschaltete und mich dabei mit halb geschlossenen Augen beobachtete. »Was tust du?«
»Musik hören.«
Er wirkte vol kommen entspannt, und ich geriet bei seiner kalkulierten Ruhe in Panik. »Schleich dich nicht so an mich ran«, sagte ich kurzatmig. »Ivy schleicht sich nie an mich ran.«
»Ivy mag nicht, wer sie ist.« Er starrte mich ohne zu blinzeln an. »Ich schon.«
Er griff nach mir. Ich schlug seinen Arm zur Seite und verspannte mich endgültig, als er mich nach vorne riss und gegen seinen Körper drückte. Panik verwandelte sich in Wut.
Meine Narbe gab keinen Mucks von sich. »Kisten!«
Aufgebracht versuchte ich, mich zu bewegen. »Lass mich los.«
»Ich habe nicht vor, dich zu beißen«, sagte er sanft, und seine Lippen strichen über mein Ohr. »Hör auf.«
Seine Stimme war bestimmt und beruhigend. Es lag keine Blutlust darin. Meine Gedanken schossen zurück zu dem Moment, als ich in seinem Auto zu dem Gesang von Mönchen aufgewacht war. »Lass mich los!«, forderte ich nervös und war mir nicht sicher, ob ich ihn gleich schlagen oder einfach anfangen würde zu heulen.
»Ich wil nicht. Du bist zu verletzt. Wie lang ist es her, dass dich jemand gehalten hat? Dich
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