Band 3 - Blutjagd
die zwei Todesdrohungen, die ich überlebt hatte, oder die heikle Situation mit Trent noch nicht mal mitgezählt. Was zur Höl e tat ich hier?
Ich stand auf und taumelte auf Beinen, die sich anfühlten, als wären sie aus Gummi, in die Küche. Als ich das Geräusch von laufendem Wasser hörte, sah ich hoch und erstarrte.
Algaliarept stand an der Spüle und fül te den Teekessel, auf dessen altem Kupfer sich Tropfen von Kondensationswasser gebildet hatten.
»Guten Abend, Rachel«, sagte er. Er lächelte und zeigte dabei seine flachen Zähne. »Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich uns eine Kanne Tee mache. Wir haben eine Menge zu tun, bevor die Sonne aufgeht.«
Oh Gott. Das hatte ich vergessen.
23
»Verdammt«, fluchte ich und wich zurück. Der Altarraum.
Wenn ich es schaffte, heiligen Boden zu erreichen, konnte er mir nichts anhaben. Ich kreischte, als eine schwere Hand auf meine Schulter fiel. Hektisch wirbelte ich herum und kratzte ihn im Gesicht. Es wurde neblig, und ich schwankte, als sein Griff plötzlich verschwand. Einen Moment später hatte er meinen Knöchel in der Hand und riss mich von den Füßen.
»Lass los«, schrie ich, als ich auf den Boden knal te und sofort nach ihm trat.
Er schleuderte mich über den Boden an den Kühlschrank.
Sein langes Gesicht wurde bleich, als hätte es noch nie die Sonne gesehen, und seine roten Ziegenaugen glänzten erwartungsfroh. Ich kämpfte mich auf die Beine, aber er stürzte sich auf mich, packte mich mit seinen weiß behandschuhten Fingern und schüttelte mich so, dass meine Zähne klapperten. Dann stieß er mich weg, und ich knal te gegen die Arbeitsfläche in der Mitte der Küche als wäre ich nichts als eine Puppe. Ich drehte mich um und presste mit weit aufgerissenen Augen und rasendem Puls meinen Rücken dagegen. Ich war so dumm. Ich war so dumm
»Wenn du noch mal wegläufst, erkläre ich das zu einem Vertragsbruch«, sagte er ruhig. »Das ist deine Warnung. Bitte lauf. Es würde al es sooo viel einfacher machen.«
Zitternd hielt ich mich an der Arbeitsfläche fest, um nicht zu schwanken. »Geh weg«, forderte ich. »Ich habe dich nicht beschworen.«
»So einfach ist das nicht mehr«, erklärte er. »Es hat mich einen Tag in der Bibliothek gekostet, aber ich habe einen Präzedenzfal gefunden.« Sein präziser Akzent wurde noch aufdringlicher, als er die Hände gegen seinen grünensamtenen Gehrock presste und zitierte: »Wenn besagter Familiaris sich durch Ausleihe oder ähnliche Ereignisse an einem Beta-Standort aufhält, ist es dem Meister erlaubt, seinen Familiaris aufzusuchen, um ihn seine Pflichten ausführen zu lassen.< Du hast mir die Tür geöffnet, als du eine Linie angezapft hast«, fügte er hinzu. »Und da ich eine Aufgabe für dich habe, bleibe ich hier, bis du sie erledigt hast.«
Ich fühlte mich krank. »Was wil st du?« Auf meiner Arbeitsfläche stand ein Zauberkessel, der randvol war mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit, die nach Geranien roch.
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er die Arbeit zu mir bringen würde.
»Was wil st du. . Meister«, korrigierte AI mich und lächelte breit.
Ich schob mir nervös die Haare hinters Ohr. »Ich wil , dass du dich aus meiner Küche verpisst.«
Sein Lächeln verrutschte nicht einen Augenblick, als er mich mit einer heftigen Bewegung des Handrückens ins Gesicht schlug. Ich unterdrückte ein Keuchen und versuchte, das Gleichgewicht zu halten. Adrenalin überschwemmte mich, als er meine Schulter packte und mich aufrecht hielt.
»Witziges, witziges Mädchen«, murmelte er. Seine britische Eleganz widerte mich an; sein wie gemeißelt wirkendes Gesicht wurde hart. »Sag es.«
Ich schmeckte den metal ischen Geschmack von Blut auf meiner Zunge. Mein Rücken wurde unangenehm gegen den Tresen gepresst. »Was wil st du, oh gnadenreicher Meister meines Arsches.«
Ich hatte keine Zeit mich zu ducken, bevor seine Handfläche auf mich zukam. Schmerz durchschoss mich, und ich knal te auf den Boden. Als Stiefel mit den Silberschnal en kamen in mein Blickfeld. Er trug weiße Seidenstrümpfe, und die Säume seiner Hose waren mit Spitze verziert.
Mir wurde übel. Ich berührte meine Wange, fühlte wie sie brannte, und hasste ihn. Ich versuchte aufzustehen, aber er machte es mir unmöglich, indem er einen Fuß auf meine Schulter stel te und mich nach unten drückte. Dafür hasste ich ihn noch mehr, und ich warf meine Haare nach hinten, um ihn ansehen zu können. Was macht es schon für einen
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