Band 3 - Blutjagd
fast so hoch war wie die Decke, ergoss sich in Kaskaden Wasser und hinterließ sich verdickende Eisschichten, die im Tageslicht glitzerten. Das Wasser sammelte sich in einem natürlich aussehenden Becken, von dem ich wetten würde, dass es das nicht war, und floss von dort in sanften Kurven durch die alten Tannen und Gebüsche, bis es außer Sicht geriet.
Eine hölzerne Veranda, die vom Alter bereits grau und frei von Schnee war, fül te den Platz zwischen dem Fenster und dem Landschaftsgarten. Als ich langsam nach unten stieg, wurde mir klar, dass die kreisrunde Form mit Dach, die Dampf von sich gab, wahrscheinlich ein heißer Pool war. In der Nähe gab es eine tiefer gelegte Fläche mit Sitzgelegenheiten für Gartenpartys. Ich hatte immer geglaubt, dass Ivys Gril aus glänzendem Chrom mit seinen riesigen Flammen übertrieben war, aber was Trent hatte, war fast schon obszön. Ich betrat schließlich das Erdgeschoss, und mein Blick wanderte zu meinen Füßen, als ich plötzlich das Gefühl hatte, nicht auf Teppich zu laufen, sondern auf Lehm. »Schön«, hauchte ich, als Quen mir bedeutete, dass ich bei der nächstgelegenen Sitzgruppe warten sol te.
»Ich werde es ihm sagen«, versprach der Securitychef. Er warf Jonathan einen Blick zu, den ich als Warnung deutete, bevor er wieder in den zweiten Stock stieg und in den Eingeweiden des Hauses verschwand.
Ich legte meinen Mantel und den Kleidersack auf einen Stuhl und drehte mich langsam einmal um mich selbst. Jetzt, wo ich im Erdgeschoß war, wirkte der Kamin noch größer. Es brannte kein Feuer darin, was mich auf den Gedanken brachte, dass ich mich wahrscheinlich reinstel en konnte, ohne mich bücken zu müssen. Am gegenüberliegenden Ende des Raums befand sich eine niedrige Bühne mit eingebauten Verstärkern und einer Lichtanlage. Davor erstreckte sich eine angenehm große Tanzfläche, die von Cocktailtischen umgeben war.
Unter der zweistöckigen Galerie versteckt und dadurch sehr gemütlich war eine lange Bar. Ihr gut gepflegtes Holz und das polierte Chrom blitzten. In der Nähe standen noch mehr Tische, größer und niedriger. Riesige Töpfe mit dunkelgrünen Pflanzen, die in dem dämmrigen Licht gedeihen konnten, umgaben sie und verliehen ihnen eine Intimität, die dem weiten, offenen Raum fehlte.
Das Rauschen des Wasserfal s hatte sich schnel in ein dezentes Hintergrundgeräusch verwandelt, und ich sog die Ruhe des Raumes in mich auf. Es gab keine Diener, keiner bewegte sich aus irgendeinem Grund durch den Raum, es gab nicht eine Festtagskerze oder einen Plätzchentel er. Es war, als wäre der Raum in einem Märchenzauber gefangen und wartete darauf, geweckt zu werden. Ich nahm nicht an, dass der Raum, seitdem Trents Vater gestorben war, je als das genutzt worden war, wofür er ursprünglich gedacht war. Elf Jahre waren eine lange Zeit der Ruhe.
Ich zog Frieden aus der Stil e des Raums und holte langsam Luft. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass Jonathan mich mit offensichtlicher Abneigung musterte. Die leichte Spannung in seinem Kiefer ließ mich nach oben sehen, dorthin, wo Quen verschwunden war. Ein leises Lächeln hob meine Mundwinkel. »Trent weiß nicht, dass ihr zwei das ausgeheckt habt, oder?«, fragte ich. »Er glaubt, dass Quen heute Abend mit ihm geht.«
Jonathan sagte nichts, aber das Zucken um seine Augen verriet mir, dass ich recht hatte. Zynisch lächelnd ließ ich meine Handtasche auf den Boden neben der Couch fal en.
»Ich wette, Trent könnte hier eine Bombenparty feiern«, fuhr ich unvermittelt fort und hoffte auf irgendeine Reaktion.
Jonathan blieb stumm, also schob ich mich an einem niedrigen Couchtisch vorbei, um mich dann mit in die Hüfte gestemmten Händen hinzustel en und aus dem »Fenster« zu schauen.
Mein Atem sorgte für winzige Wel en auf der Folie aus Jenseits. Ich konnte nicht widerstehen und berührte es.
Keuchend riss ich meine Hand zurück. Ein seltsames, ziehendes Gefühl durchschoss mich, und ich umklammerte die Hand als hätte ich mich verbrannt. Es war kalt. Die Folie aus Jenseits war so kalt, dass sie brannte. Ich warf einen Blick über die Schulter auf Jonathan, weil ich davon ausging, dass er höhnisch grinste, aber stattdessen starrte er mit hängendem Kiefer erstaunt auf das Fenster.
Mein Blick folgte dem seinen ,und mein Magen verkrampfte sich, als mir auffiel, dass die dünne Schicht aus Jenseits nicht länger klar war. Stattdessen wirbelten Schatten in Bernstein und Gold darin. Verdammt. Es hatte die
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