Band 3 - Blutjagd
unter der Sonne wandeln und ohne Schmerzen beten«, sagte Ivy. »Ich bin stärker als Sie«, fügte sie hinzu, als sie unauffäl ig etwas mehr Abstand zwischen sich und Geri brachte. »Aber nicht so stark wie ein wahrer Untoter. Und ich habe eine Seele.« Den letzten Satz sagte sie, als erwarte sie, dass Ceri widersprach.
Ceris Gesicht verlor jeden Ausdruck. »Ihr werdet sie verlieren.«
Ivys Lid zuckte. »Ich weiß.«
Ich hielt den Atem an und lauschte dem Ticken der Uhr und dem fast unhörbaren Summen der Pixieflügel. Mit ernster Miene hielt die zerbrechliche Frau Ivy das Kreuz entgegen. »Bitte verzeiht mir. Das ist die Höl e, aus der Rachel Mariana Morgan mich errettet hat.«
Ivy sah auf das Kreuz in Ceris Hand, ohne irgendeine Emotion zu zeigen. »Ich hoffe, dass sie dasselbe für mich tun kann.«
Ich wand mich. Ivy hatte ihre geistige Gesundheit an den Glauben geknüpft, dass es Hexenmagie gab, die sie vom Vampir-Virus reinigen konnte; dass es nur den richtigen Zauber brauchte, um es ihr zu ermöglichen, sich von dem Blut und der Gewalt abzuwenden. Aber es gab keinen Zauber. Ich wartete darauf, dass Ceri Ivy sagte, dass jeder erlöst werden konnte, aber sie nickte nur, und ihr Haar wal te um ihren Kopf. »Ich hoffe, dass es ihr gelingt.«
»Ich auch.« Ivy warf noch einen Blick auf das Kreuz, das Ceri ihr entgegenstreckte. »Behalten Sie es. Es hilft nicht mehr.«
Meine Lippen öffneten sich überrascht, und Jenks landete verwirrt auf meinem Ohrring, als Ceri sich die Kette um den Hals legte. Das kunstvol bearbeitete Silber sah auf dem reichen Purpur und Gold ihres Kleides einfach richtig aus.
»Ivy -«, setzte ich an und schwieg, als sie mich mit schmalen Augen ansah.
»Es hilft nicht mehr«, wiederholte sie gepresst. »Sie wil es, und ich gebe es ihr.«
Ceri berührte das Kreuz und fand offensichtlich Frieden In dem Symbol. »Ich danke Euch«, flüsterte sie.
Ivy runzelte die Stirn. »Wenn Sie noch einmal meinen Schreibtisch auch nur berühren, werde ich Ihnen jeden Finder brechen.«
Ceri reagierte auf die Drohung mit einem Verständnis, das mich überraschte. Es war offensichtlich, dass sie schon früher mit Vampiren zu tun gehabt hatte. Ich fragte mich wo -
nachdem Vampire die Kraftlinien nicht manipulieren konnten und somit furchtbare Schutzgeister wären.
»Wie wäre es mit Tee«, schlug ich vor, weil ich etwas Normales zu tun haben wol te. Teekochen war nicht wirklich normal, aber nah genug dran. Das Wasser kochte, und ich suchte in den Schränken nach einer Tasse, die gut genug lür einen Gast war, während Jenks kicherte und wie in einem schwingenden Reifen in meinem Ohrring schaukelte. Seine Kinder flitzten in Zweier- und Dreiergruppen in die Küche -
sehr zu Ivys Verdruss -, angezogen von Ceri und ihrer Andersartigkeit. Sie schwebten über ihr, Jih ganz vorne mit dabei.
Ivy stand in abwehrender Haltung vor ihrem Computer, und nach einem kurzen Zögern setzte sich Ceri auf den Platz, der am weitesten von ihr entfernt war. Sie sah verloren aus, als sie immer wieder das Kruzifix befühlte. Während ich die Vorratskammer nach Teebeuteln durchsuchte, fragte ich mich, wie ich das zum Laufen bringen sol te. Ivy wäre von noch einer Mitbewohnerin sicher nicht begeistert. Und wo sol ten wir sie unterbringen?
Unter vorwurfsvol em Klappern ordnete Ivy ihre Stiftdose wieder nach ihren Vorstel ungen. »Hab einen«, sagte ich erleichtert, als ich endlich einen Teebeutel fand. Jenks verließ mich, um stattdessen Ivy zu belästigen, vertrieben vom heißen Dampf des kochenden Wassers, als ich es in die Tasse goss.
»Hier, Ceri«, sagte ich, wedelte die Pixies weg und stel te die Tasse vor ihr auf den Tisch. »Brauchst du noch etwas dazu?«
Sie sah die Tasse an, als hätte sie so etwas noch nie gesehen. Mit großen Augen schüttelte sie den Kopf. Ich zögerte und fragte mich, was ich falsch gemacht hatte. Sie sah aus, als würde sie jeden Moment wieder anfangen zu weinen. »Ist es okay so?«, fragte ich, und sie nickte, als sie eine zitternde Hand nach der Tasse ausstreckte.
Ivy und Jenks starrten sie an. »Sicher, dass du keinen Zucker wil st oder irgendwas?«, fragte ich noch einmal, aber sie schüttelte den Kopf. Ihr schmales Kinn bebte, als sie den Tee an die Lippen führte.
Mit gerunzelter Stirn ging ich und holte das Kaffeepulver aus dem Kühlschrank. Ivy erhob sich, um die Kanne zu säubern. Sie lehnte sich zu mir und ließ das Wasser laufen, um ihre Worte zu überdecken. »Was stimmt
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