Band 3 - Blutjagd
Abend ausgehen«, erklärte ich, als ich meine Handschuhe auszog und sie in eine Tasche stopfte.
»Es war schon seit Wochen offensichtlich, Jenks. Die kurzen Anrufe, die unangekündigten Trips aus der Stadt, die schon was-weiß-ich-wie-lange fehlenden zärtlichen Berührungen.«
»Zehn Wochen«, verkündete Jenks und hielt ohne Probleme mit mir Schritt.
»Oh, tatsächlich«, sagte ich bitter, »ich bin dir ja so dankbar für diese Information.«
»Immer langsam, Rache«, wiegelte er ab und hinterließ in seiner Sorge eine Spur aus Pixiestaub. »Viel eicht ist es nicht das, was du denkst.«
Ich war schon öfter abgesägt worden. Ich war nicht dämlich. Aber es tat weh. Verdammt, es tat weh.
In dem kahlen Treppenhaus gab es für Jenks keine angenehme Möglichkeit zu landen, und er ließ sich widerwil ig auf meiner Schulter nieder. Ich biss die Zähne so fest zusammen, dass es wehtat, und hob die Faust, um gegen Nicks Tür zu hämmern. Er musste zu Hause sein -
ohne seinen Truck ging er nirgendwohin -, aber bevor ich das erste Mal zuschlagen konnte, öffnete sich die Tür.
Mein Arm fiel nach unten, und ich starrte Nick an. Sein Gesicht zeigte dieselbe Überraschung wie meines. Sein Mantel war offen, und er hatte sich eine selbst gestrickte Mütze aus blauer Wol e tief über die Ohren gezogen.
Während ich ihn anstarrte, nahm er sie ab. Er verschob die Mütze und seine Schlüssel in die Hand, in der er auch eine unheimlich seriös wirkende Aktentasche trug, die überhaupt nicht zu seinem restlichen Outfit passte. Sein Haar war verstrubelt, und er strich es sich mit der freien Hand glatt, während er offenbar um Fassung bemüht war. An seinen Stiefeln klebte Schnee. Im Gegensatz zu seinem Truck.
Er stel te die Tasche auf den Boden. Seine Schlüssel klimperten. Dann nahm er einen tiefen Atemzug und stieß ihn langsam wieder aus. Die Schuld in seinen Augen sagte mir, dass ich recht hatte. »Hi, Ray-ray.«
»Hi, Nick«, sagte ich mit einer scharfen Betonung auf dem K. »Ich nehme an, unsere Verabredung ist abgesagt.«
Jenks Flügel brummten zur Begrüßung, und ich hasste ihn für den entschuldigenden Blick, den er Nick zuwarf. Zehn Zentimeter oder über ein Meter achtzig, sie waren doch al e Mitglied im selben Club. Nick machte keine Anstalten, mich in die Wohnung zu bitten.
»War das heute Abend als Trennungsessen geplant?«, fragte ich unvermittelt, weil ich es einfach nur hinter mich bringen wol te.
»Nein!«, protestierte er, aber sein Blick huschte kurz zu der Aktentasche.
»Gibt es jemand anderen, Nick? Ich bin schon ein großes Mädchen, ich kann damit umgehen.«
»Nein«, wiederholte er mit sanfterer Stimme. Frustriert verlagerte er sein Gewicht. Dann hob er die Hand und hielt kurz vor meiner Schulter inne, nur um sie dann wieder fal en zu lassen. »Nein.«
Ich wol te ihm glauben. Ich wol te es wirklich. »Was dann?«
Warum bat er mich nicht hinein? Warum verdammt noch mal mussten wir das im Treppenhaus regeln?
»Ray-ray«, flüsterte er und runzelte die Stirn. »Es liegt nicht an dir.«
Ich schloss erschöpft die Augen. Wie oft hatte ich das schon gehört?
Sein Fuß schob die teure Aktentasche in den Flur, und das schabende Geräusch ließ mich die Augen wieder öffnen. Ich trat zur Seite, als er aus der Wohnung trat und die Tür hinter sich schloss. »Es liegt nicht an dir«, wiederholte er, »und das heute Abend sol te kein Trennungsessen werden. Ich wil das zwischen uns nicht beenden. Aber es hat sich etwas ergeben, und ehrlich, das geht dich nichts an.«
Überrascht öffneten sich meine Lippen. Jenks Worte schossen mir durch den Kopf.
»Du hast immer noch Angst vor mir«, stel te ich fest, sauer, weil er mir nicht genug vertraute, um zu glauben, dass ich keine Kraftlinie mehr durch ihn ziehen würde.
»Habe ich nicht«, widersprach er wütend. Mit steifen Bewegungen verschloss er seine Wohnungstür, drehte sich wieder um und hielt den Schlüssel zwischen uns in die Höhe.
»Hier«, sagte er kampfeslustig. »Nimm meinen Schlüssel. Ich werde für eine Weile nicht in der Stadt sein. Ich wol te ihn dir heute Abend geben, aber da du schon da bist, kann ich mir die Mühe ja sparen. Ich habe einen Nachsendeauftrag für meine Post, und die Miete ist bis August im Voraus bezahlt.«
»August!«, stammelte ich entsetzt und hatte plötzlich Angst.
Er warf einen Blick zu Jenks. »Jenks, kann Jax herkommen und sich um meine Pflanzen kümmern, bis ich zurück bin?
Letztes Mal hat er es tol
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