Band 3 - Blutjagd
zählte bis einhundert, dann bis zweihundert. Wütend stand ich auf, bereit, mir meine Chips auszahlen zu lassen und Kisten zu finden. Für kleine Jungs, genau. Er war wahrscheinlich im ersten Stock und spielte Poker - ohne mich.
Mit meinen Chipeimern in der Hand blieb ich abrupt stehen. Kisten kam mit kantigen Bewegungen, aber der Geschwindigkeit eines lebenden Vampirs die Treppe herunter. »Wo warst du?«, moserte ich, als er zu mir kam.
Sein Gesicht war angespannt, und ich konnte Schweiß auf seinem Gesicht sehen.
»Wir gehen«, erklärte er kurz angebunden. »Los.«
»Warte.« Ich riss meinen Arm aus dem Griff, mit dem er meinen El bogen umfasste. »Wo warst du? Du hast mich al ein gelassen! Irgendso ein Kerl musste mir beibringen, wie man Craps spielt. Siehst du, was ich al es gewonnen habe?«
Kisten warf einen Blick auf meine Eimer und war offensichtlich nicht beeindruckt. »Die Tische sind manipuliert.
Sie haben dich unterhalten, während ich mit dem Boss gesprochen habe.«
Ich fühlte mich, als hätte er mir in den Magen geschlagen.
Als er wieder nach meinem El bogen griff, sprang ich zurück.
»Hör auf zu versuchen, mich herumzuzerren«, protestierte ich, und es kümmerte mich nicht, dass wir beobachtet wurden. »Und was meinst du damit, dass du mit dem Boss gesprochen hast?«
Er warf mir einen genervten Blick zu. Auf seinen Wangen waren wieder die ersten Bartstoppel sichtbar. »Können wir draußen darüber reden?«, bat er, offenbar in Eile.
Da registrierte ich die großen Männer, die gerade die Treppe herunterkamen. Wir waren auf einem Kasino-Boot, das nicht Piscary gehörte. Kisten kümmerte sich um die Geschäfte des untoten Vampirs. Er war hier, um Druck auf den Neuen in der Stadt auszuüben, und er hatte mich mitgenommen, fal s es Ärger gab. Mein Herz krampfte sich wütend zusammen, als ich endlich die Puzzleteile zusammensetzte, aber Vorsicht war besser als Nachsicht.
»Schön«, sagte ich. Meine Stiefel machten leise Stampfgeräusche, die genau zum Takt meines Herzschlags passten, als ich zur Tür ging. Ich ließ meine Eimer auf den Tresen fal en und lächelte die Chip-Lady bissig an. »Ich möchte, dass meine Gewinne dem Stadtfonds zum Wiederaufbau der verbrannten Waisenhäuser gespendet werden«, erklärte ich gepresst.
»Natürlich, Ma'am«, erwiderte die Frau höflich und wog den Gewinn ab. Kisten nahm sich einen Chip vom Stapel.
»Den hier möchten wir bitte ausgezahlt bekommen.«
Ich pflückte ihn aus seinen Fingern, wütend, dass er mich so benutzt hatte. Das war der Anlass, zu dem Ivy ihn hatte begleiten sol en. Und ich war drauf reingefal en. Pfeifend warf ich den Chip dem Craps-Geber zu. Er fing ihn und nickte dankend.
»Das war ein Hundert-Dol ar-Chip!«, protestierte Kisten.
»Wirklich?« Gereizt nahm ich noch einen zweiten Chip und warf ihn hinterher. »Ich wil ja nicht als knausrige Kuh dastehen«, zischte ich. Die Frau übergab mir eine Quittung über 8 750 Dol ar, ausgestel t auf den Stadtfonds. Ich starrte einen Moment darauf und stopfte ihn dann in meine Tasche.
»Rachel«, wandte Kisten ein, und sein Gesicht lief verdächtig rot an.
»Wir behalten nichts davon.« Ich ignorierte Kistens Mantel, den mir der Portier entgegenhielt, und stürmte aus der Tür mit ihren zwei S darauf. Viel eicht eines für Saladan? Gott, war ich ein Narr.
»Rachel. .« Kistens Stimme klang hart, als er sich hinter mir aus der Tür lehnte. »Komm zurück und sag ihr, dass Sie dir einen Chip auszahlen sol .«
»Du hast mir die ersten gegeben, und ich habe den Rest gewonnen!«, schrie ich vom Fuß des Landungsstegs und schlang im fal enden Schnee meine Arme um mich. »Und ich spende sie al e. Und ich bin sauer auf dich, du blutsaugender Feigling!« Der Mann am Fuß der Rampe kicherte, zwang sein Gesicht aber wieder in Ausdruckslosigkeit, als ich ihn böse anstarrte. Kisten zögerte, schloss dann die Tür und kam mir hinterher. Meinen geliehenen Mantel trug er über dem Arm.
Ich stampfte zu seinem Auto und wartete darauf, dass er mir die Tür aufschloss oder mir ein Taxi rief.
Immer noch damit beschäftigt, seinen Mantel anzuziehen, hielt Kisten neben mir an. »Warum bist du wütend auf mich?«, fragte er ausdruckslos, und in dem schwachen Licht konnte ich sehen, wie seine blauen Augen schwarz wurden.
»Das ist Saladans Boot, richtig? Ich mag ja nicht die Schnel ste sein, aber irgendwann kapier ich es. Piscary beherrscht das Glücksspiel in Cincinnati. Du bist hierher gekommen, um
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