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Band 4 - Blutpakt

Band 4 - Blutpakt

Titel: Band 4 - Blutpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Schweigen. In der Entfernung hörte man eine Antwort. Ich erkannte es. Es war Aretha, die Wölfin, die ich getroffen hatte, als wir gerade auf der Insel angekommen waren. Sie verband ihre Stimme mit meiner und sagte mir so, dass auch sie lebendig war.
    Und dann traf mich der Preis für das Brechen der Naturgesetze. Meine Stimme brach in einem erstickten Gurgeln ab. Unfähig zu atmen fiel ich um und kratzte mit stumpfen Kral en an meiner neuen Schnauze. In Panik fühlte ich, wie die erdrückende Schwere der Schwärze in mich einzog. Ich zitterte, und meine Augen stachen, als ich meinen Kopf gegen die Erde rieb und vergaß, sie zu schließen. Noch enger schlang sich das Band aus Schwärze um meine Seele.
    Nein!, dachte ich und bemerkte das graue Flimmern der Bewusstlosigkeit am Rand meines Gesichtsfeldes. Ich würde überleben. Ich würde nicht zulassen, dass es mich tötete. Ich konnte es ertragen. Ceri hatte es ertragen, und sogar noch tausendmal Schlimmeres, also konnte ich das auch. Aber es tat weh. Es tat weh, als wären Scham und Verzweiflung gegenständlich geworden.
    Mein Wil e tauchte wieder auf und akzeptierte, was ich getan hatte. Keuchend zwang ich meine Zunge in mein Maul.
    Schmutz klebte daran, und meine Zähne waren sandig.
    Erschüttert lag ich auf dem Boden und tat nichts, zufrieden damit, zu fühlen, wie meine Lungen arbeiteten. Al es um mich herum war schwarz-weiß, außer dem nächstliegenden halben Meter. Ich konnte Farben sehen, wenn ich nahe genug war. Und während ich versuchte, mich daran zu erinnern, wie man auf die Füße kam, nahmen meine Augen die Welt wahr, und mein Hirn erfand Farben, bis al es wieder richtig aussah. Auch die Geräusche schienen mir irgendwie fremd. Sie zusammenzusetzen überforderte mich, und das, was ich nicht entziffern konnte, verwandelte sich einfach in ein Grummeln im Hintergrund.
    »Rachel!«, schrie Jenks, und ich zuckte zusammen, als meine Ohren sich nach hinten legten. Entsetzt fühlte ich, wie ich mit dem Schwanz wedelte. Das ist erbärmlich. Ich hielt den Atem an, um aufzustehen, und fand heraus, dass ich mich noch nicht genug unter Kontrol e hatte, um beides gleichzeitig zu tun. Ich stolperte auf die Füße, fühlte die fremdartige Art und Weise, wie sich meine Muskeln bewegten, und fiel fast wieder um.
    Pam lag immer noch keuchend auf der Erde und beendete ihre Verwandlung. Sie musste fast fertig sein: Karen hatte ihre Verwandlung nach ungefähr dreißig Sekunden abgeschlossen. Ungefähr so viel Zeit war jetzt verstrichen.
    Der Geruch nach Asche und verwesendem Fleisch war beißend. Darunter konnte ich wie Fingerabdrücke den Geruch der mich umgebenden Rudel wahrnehmen: Einige rochen nach Schießpulver, andere nach Haargel und die dritten nach milden, teuren Parfüms. Pam war ein seltsamer Mix, und die Fremdartigkeit von halb Wolf, halb Mensch in meiner Nase ließ mich an verfaulte Eier denken.
    Ich nieste. Die Menge um mich herum keuchte auf, und plötzlich fiel mir auf, dass sie al e stil waren und mich mit einer Mischung aus Schock und Scheu anstarrten. Also hatte ich mich verwandelt? Na und? Ich hatte doch gesagt, dass ich es konnte.
    »Sie ist rot!«, flüsterte jemand.

    Überrascht schaute ich auf die Körperteile, die ich sehen konnte. Heilige Scheiße, bin ich wirklich! Ich war ein verdammter roter Wolf, mit sanft wehendem roten Fel , das zu meinen Pfoten hin schwarz wurde. Hey, ich war hübsch!
    Auf al en vieren schwang ich meinen Kopf zu Jenks herum.
    Seine Augen suchten meine, um dann wegzuschauen. So sagte er mir, dass ich mich besser auf das konzentrieren sol te, was um mich herum vorging.
    »Sie ist eine rote Wölfin!«, sagte jemand in weiten Hosen und schüttelte den Arm seines Nachbarn. »Sie hat sich perfekt verwandelt.« Seine Stimme wurde ehrfürchtig.
    »Schau sie dir an! Sie ist ein verdammter roter Wolf!«
    Der Satz wurde weiter getragen, und ein Murmeln breitete sich in der Menge aus. Wenn ein Wolf erröten könnte, hätte ich es getan. Was spielte es für eine Rol e, welche Färbung ich hatte? Al es, was ich tun musste, war, Pam fertigzumachen.
    Pam sprang plötzlich auf die Pfoten, als hätte sie meine Gedanken gehört. Sie war riesig, da sie al ihre menschliche Masse behalten hatte. Sie zog die Lefzen hoch und knurrte leise, als ihre Augen sich an mir festsaugten. Mein Puls beschleunigte sich, und ich wich ein kleines Stück zurück. Die Menge jubelte und tat mir damit in den Ohren weh. Pam knurrte weiter, auf eine Art, die

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