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Band 4 - Blutpakt

Band 4 - Blutpakt

Titel: Band 4 - Blutpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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anders machen würde als heute, und ein unerwartetes, erhebendes Gefühl erfasste mich. Vielleicht sol te ich auf die hören, die meiner Seele am nächsten sind, dachte ich. Vielleicht sol te ich denen vertrauen, die auch mir vertrauen.
    »Fertig«, sagte Ivy, ohne etwas von dem Gewitter zu ahnen, das meine Gedanken waren, und das in meinem Kopf gerade Platz schaffte für etwas Neues.
    Ich schaute sie an, wie sie mit übergeschlagenen Beinen neben mir saß, während sie den Vorhang hob, um die Tube auf den Vordersitz zu werfen. Mit einer völ ig entspannten Bewegung streckte sie die Hand aus und zog ihren kleinen Finger unter meinem Auge entlang, um das Gel zu verteilen.

    Ich roch den Duft von sauberer Wäsche. »Mein Gott«, flüsterte sie, die braunen Augen auf ihr Werk gerichtet.
    »Deine Haut ist absolut perfekt. Wirklich wunderschön, Rachel.«
    Sie ließ die Hand sinken, und mein Magen verkrampfte sich. Dann stand sie auf, und ich hörte mich selbst sagen:
    »Geh nicht.«
    Ivy erstarrte mitten im Schritt. Schließlich drehte sie sich ganz langsam und steif um und starrte mich an. »Es tut mir leid«, sagte sie, und ihre Stimme klang so ausdruckslos, wie ihre Miene wirkte. »Das hätte ich nicht sagen sol en.«
    Ich leckte mir über die Lippen. »Ich wil keine Angst mehr haben.«
    Ihre Augen waren von einem Moment auf den anderen schwarz. Adrenalin durchschoss mich und brachte mein Herz zum Rasen. Ivy fummelte mit der Hand hinter ihrem Rücken herum. Ihr Gesicht wurde bleich, weil sie sich plötzlich auf unbekanntem Terrain befand. »Ich muss gehen«, sagte sie, als ob sie sich selbst davon überzeugen wol te.
    Ich fühlte mich unwirklich, als ich die Hand ausstreckte, das Fenster schloss und den Vorhang vorzog. »Ich wil nicht, dass du gehst.« Ich konnte nicht glauben, dass ich das wirklich tat, aber ich wol te es wissen. Ich hatte mein Leben lang nicht gewusst, warum ich nirgendwo dazugehörte, und ihre einfache Erklärung hatte mir gleichzeitig eine Antwort und ein Heilmittel gegeben. Ich hatte mich verlaufen, und Ivy wol te mir den Weg zeigen. Ich konnte die Worte nicht lesen, aber Ivy würde meine Finger führen, um die Buchstaben zu fühlen, die mein Leben neu definierten. Wenn sie recht behielt, hatte mich meine versteckte Bedrohung zu einem Ausgestoßenen unter denen gemacht, die ich lieben wol te, aber ich konnte Verständnis unter meinen von Stärke verkrüppelten Seelenverwandten finden. Wenn das bedeutete, dass ich einen anderen Weg finden musste, um jemandem zu zeigen, dass er mir etwas bedeutete, sol te ich viel eicht meine Ängste verstecken, bis Ivy sie zum Schweigen bringen konnte. Sie vertraute mir. Viel eicht war es an der Zeit, dass auch ich ihr vertraute.
    Ivy sah die Entscheidung in meinem Gesicht, und ihre Miene erstarrte, als ihre Instinkte ansprangen. »Das ist nicht richtig«, sagte sie. »Zwing mich nicht dazu, diejenige zu sein, die Nein sagt. Ich kann es nicht.«
    »Dann sag es nicht.« Ein Hauch von Furcht breitete sich in mir aus und verwandelte sich in eine köstliche Spannung tief in meinem Bauch, die meine Haut zum Kribbeln brachte.
    Gott, was tat ich gerade?
    Ich fühlte, wie ihr Wil e mit ihrem Verlangen kämpfte. Ich beobachtete ihre Augen und fand keine Angst in den schwarzen Tiefen. Ich war über und über von ihrem Geruch überzogen. Mein Körpergeruch durchwehte den Van, verband sich aufreizend und vielversprechend mit ihrem.
    Piscary war zu weit weg, um sich einzumischen. Diese Chance kam viel eicht nie wieder. »Du bist verwirrt«, sagte sie. Ihre Haltung war mühsam beherrscht, sie stand vol kommen reglos.
    Meine Lippen kribbelten, als ich darüberleckte. »Ich bin verwirrt, aber ich habe keine Angst.«
    »Ich schon«, hauchte sie und schloss kurz die Augen, sodass ihre langen Wimpern auf ihren Wangen lagen. »Ich weiß, wie das endet. Ich habe es zu oft gesehen. Rachel, du bist verletzt worden, und du denkst nicht klar. Wenn es passiert ist, wirst du sagen, dass es ein Fehler war.« Sie öffnete die Augen. »Ich mag es, wie es ist. Ich habe den Großteil eines Jahres damit verbracht, mich selbst davon zu überzeugen, dass ich dich lieber als Freundin habe, auch wenn ich dich nicht berühren darf, statt dich berührt und vertrieben zu haben. Bitte, sag mir, dass ich gehen sol .«
    Ich stand auf, atemlos. Meine Gedanken wanderten zu dem Date-Handbuch, das sie mir gegeben hatte, und zu den Gefühlen, die sie in mir ausgelöst hatte - gleichzeitig verlockend und

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