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Band 4 - Blutpakt

Band 4 - Blutpakt

Titel: Band 4 - Blutpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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unter anderem.«
    »Oh!« Sofort fühlte ich mich doppelt unsicher, weil ich nicht gewusst hatte, dass es so was gab. Ich hatte mich immer darauf verlassen, dass die Pupil en von Vampiren ihre Launen verrieten.
    Sie überschlug die Beine, zog den Deckel von der Tube und drückte, bis ein trübes Gel austrat. »Schließ die Augen und schau nach oben.«
    »Ich kann es auch machen.«
    Sie schnaubte genervt. »Wenn du zu viel benutzt oder zu nah an die Augen kommst, kann es deine Sehfähigkeit beeinflussen, bevor es nachlässt.«
    Ich sagte mir selbst, dass ich mich dumm benahm. Sie sah okay aus; sie wäre nicht wieder reingekommen, wenn es anders wäre. Ivy wol te etwas für mich tun, und wenn sie mich schon nicht umarmen konnte, ohne dass ihr Blutdurst ansprang, konnte ich sie bei Gott dieses Zeug unter meine Augen schmieren lassen.
    »Okay«, stimmte ich zu und schaute nach oben. Du brauchst den Nervenkitzel der Gefahr, schoss mir durch den Kopf, und ich schob den Gedanken weg.
    Ivy schob sich näher zu mir, und ich fühlte eine leichte Berührung unter meinem rechten Auge. »Schließ die Augen«, sagte sie sanft, und ihr Atem brachte eine meiner Strähnen zum Schwingen.
    Mein Puls beschleunigte sich, aber ich tat es, und sofort wurden meine anderen Sinne empfindlicher. Das Gel roch sauber, wie frische Wäsche, und ich unterdrückte einen Schauder, als eine kalte Empfindung unter meinem Auge entlangstrich. »Du, ahm, benutzt das nicht oft, oder?«, fragte ich und zuckte ein wenig zusammen, als ihre Finger meine Nase berührten.
    »Kisten benutzt es, wenn er arbeitet«, antwortete sie knapp. Sie klang gut - abgelenkt und ruhig. »Ich nicht. Ich denke, es ist Betrug.«
    »Oh.« Das sagte ich heute irgendwie sehr oft. Die Pritsche bewegte sich, als sie sich nach hinten und von mir weg schob. Ich senkte den Kopf und blinzelte ein paar Mal. Die Dämpfe waren beißend, und ich konnte mir nicht vorstel en, wie das meine Augen weniger rot machen sol te.
    »Es funktioniert«, sagte sie mit einem kleinen, zufriedenen Lächeln und beantwortete so meine Frage, noch bevor ich sie gestel t hatte. »Ich dachte schon, dass es auch bei Hexen wirken müsste, aber ich war mir nicht sicher.« Sie bedeutete mir, wieder zur Decke zu schauen, damit sie es fertig machen konnte, und ich hob mein Kinn und schloss die Augen.
    »Danke«, sagte ich leise, und meine Gedanken wurden immer verwirrter und widersprüchlicher. Ivy hatte gesagt, dass Vampire sich nur die Mühe machten, Leute besser kennenzulernen, wenn sie genauso mächtig waren wie sie selbst.
    Es klang einsam. Und gefährlich. Und es machte absolut Sinn. Sie war auf der Suche nach dieser Mischung aus Gefahr und Vertrauenswürdigkeit. Erträgt sie deswegen al meinen Mist? Sie glaubt, das in mir finden zu können?
    Ich verspürte einen Stich tiefer Angst und hielt den Atem an, damit Ivy es nicht aus meinem Keuchen ablesen konnte.
    Dass ich Gefahr brauchte, um Leidenschaft zu empfinden, war lächerlich. Es war nicht wahr. Aber was, wenn sie recht hat?
    Ivy hatte einmal gesagt, dass Blut zu teilen eine Art war, um Zuneigung, Loyalität und Freundschaft auszudrücken. Ich empfand ihr gegenüber so, aber was sie von mir wol te, war so weit von al em, was ich verstehen konnte, dass ich Angst hatte. Sie wol te etwas so Komplexes und Unfassbares mit mir teilen, dass das schale emotionale Vokabular von Mensch und Hexe nicht die Worte oder den kulturel en Hintergrund besaß, um es zu definieren. Sie wartete darauf, dass ich es mir zusammenreimte. Und ich hatte es in einen Topf mit Sex geschmissen, weil ich es nicht verstanden hatte.
    Bei dem Gedanken an Ivys Einsamkeit, ihr Bedürfnis nach emotionalem Rückhalt, rann mir eine Träne über die Wange.
    Und die Frustration, die sie dabei empfinden musste, dass ich zwar verstehen konnte, was sie wol te, aber Angst davor hatte, herauszufinden, ob es möglich wäre, ihr auf halbem Weg entgegenzukommen, ihr zu vertrauen. Mir stockte der Atem, als sie mit einem vorsichtigen Finger den Tropfen wegwischte, ohne zu ahnen, dass er für sie vergossen wurde.
    Mein Herz klopfte. Die Unterseite meines anderen Auges wurde kalt, und sie lehnte sich zurück. Die Gedanken, die mir durch den Kopf schossen, ließen mich flach atmen. Ich schaute nach unten und blinzelte heftig. Ich hörte das Klicken, als Ivy den Deckel wieder auf die Tube setzte. Dann warf sie mir ein vorsichtiges Lächeln zu. Ich fühlte mich bereit, die Chance zu ergreifen, die morgen völ ig

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