Band 4 - Blutpakt
sehen.
Wir waren wirklich hoch oben, und ich unterdrückte ein kurzes Aufflackern von Angst. Entgegen al er Märchen konnten Hexen nicht fliegen. Zumindest nicht ohne einen Stab aus verzaubertem Rotholz, der mehr kostete als eine Concord.
»Peter?«, fragte ich, weil ich die Stil e nicht ertrug.
»Mir geht es gut«, antwortete er. Er umklammerte die Statue fester. Seine Stimme klang ärgerlich und kein bisschen wie Nick. Ich konnte mir ein linkisches, mitfühlendes Lächeln nicht verkneifen, weil ich mich daran erinnerte, wie Ivy mich mit derselben Frage genervt hatte. Mein Magen hob sich kurz.
»Ich wol te dich nicht fragen, wie es dir geht«, erklärte ich und spielte mit den zwei Amuletten an meinem Hals. Eines war ein Schmerzamulett, das wahrscheinlich die Agonie des Aufpral s nicht mildern würde, und das andere diente dazu, meinen Kopf davon abzuhalten, auf das Armaturenbrett zu knal en.
Ich blickte wieder in den Rückspiegel und vergewisserte mich, dass Ivy und Jenks immer noch hinter uns waren.
»Sol ich die Lichter anmachen?«, fragte ich. Das war unser vereinbartes Signal, wenn wir den Plan abbrechen mussten.
Ich wol te, dass er zustimmte. Ich wol te das nicht tun. Die Statue war im Moment völ ig unwichtig. Peter war wichtig.
Wir konnten einen anderen Weg finden.
»Nein.«
Die Sonne stand jetzt neben seinem Fenster, und ich blinzelte in seine Richtung. »Peter. .«
»Ich habe das al es schon gehört«, sagte er rau, und seine Haltung war angespannt. »Bitte lass es. Letztendlich bleibt nur ein Punkt: Ich sterbe. Ich sterbe schon seit langer Zeit vor mich hin, und es tut weh. Ich habe bereits vor drei Jahren aufgehört zu leben, als die Medikamente und die Zauber aufgehört haben zu wirken, und der Schmerz al es ausgelöscht hat. Ich bin nur noch Schmerz. Ich habe zwei Jahre dagegen angekämpft, weil ich das Gefühl hatte, ein Feigling zu sein, wenn ich mir wünschte, den Schmerz zu beenden, aber es ist nichts anderes mehr übrig.«
Ich warf ihm einen kurzen Blick zu und erschrak, als ich Nick dort sitzen sah, mit zusammengebissenen Zähnen und harten braunen Augen. Was er sagte, klang wie eine Geschichte, die er schon zu oft erzählt hatte. Während ich ihn beobachtete, sanken seine Schultern nach unten, und er ließ die Tür los. »Das Zögern ist nicht fair gegenüber Audrey«, sprach er weiter. »Sie verdient jemand Starken, jemanden, der neben ihr stehen kann und Biss für Biss die Leidenschaft teilen, die sie mir zeigen wil .«
Das konnte ich nicht durchgehen lassen, ohne etwas zu sagen. »Und ein Untoter zu werden ist ihr gegenüber fair?«, fragte ich und brachte ihn damit wieder dazu, die Zähne zu sammenzubeißen. »Peter, ich habe Untote gesehen. Du wärst dann nicht mehr du!«
»Das weiß ich!«, schrie er und sagte dann leiser: »Ich weiß es, aber das ist al es, was ich ihr noch geben kann.«
Das Heulen des Windes durch das erste der Gitter in der Straße, die eingesetzt worden waren, um die Brücke vom Winddruck zu entlasten, hob sich über das Motorengeräusch.
»Sie weiß, dass es nicht ich sein werde«, erklärte Peter mit ruhiger Stimme. Er wol te anscheinend reden, und ich würde zuhören. So viel schuldete ich ihm.
Er fing meinen Blick ein und zeigte das verängstigte Lächeln eines kleinen Jungen. »Sie hat mir versprochen, dass sie glücklich sein wird. Ich konnte einmal mit solcher Leidenschaft tanzen, dass es sie wild gemacht hat. Ich wil wieder mit ihr tanzen. Ich werde mich an die Liebe erinnern.«
»Aber du wirst sie nicht mehr fühlen.«
»Sie wird genug lieben für uns beide«, erklärte Peter bestimmt, und seine Augen waren auf die vorbeifliegende Baustel e gerichtet. »Und mit der Zeit werde ich lernen, es ihr vorzuspielen.«
Das passiert nicht wirklich. »Peter -« Ich streckte die Hand aus, um die Lichter anzumachen, aber er stoppte meine Bewegung mit einem zittrigen Druck auf mein Handgelenk.
»Lass es. Ich bin schon tot. Du hilfst mir nur auf den Weg.«
Ich konnte das nicht glauben. Ich wol te das nicht glauben.
»Peter, es gibt so viel, was du noch nicht getan hast. Was du noch tun könntest. Jeden Tag gibt es neue Medikamente. Ich kenne jemanden, der dir helfen kann.«
Trent könnte ihm helfen, dachte ich und verfluchte mich dann selbst. Was zur Höl e dachte ich mir?
»Ich hatte al e Medikamente«, erklärte Peter sanft. »Legal und il egal. Ich habe die Lügen gehört, ich habe den Versprechungen Glauben geschenkt, aber es gibt nichts mehr,
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