Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Band 4 - Blutpakt

Band 4 - Blutpakt

Titel: Band 4 - Blutpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
wahrscheinlich fertig, und Kistens Sauce köchelte schon fast den ganzen Tag vor sich hin. Er hatte mir den gesamten Nachmittag in der Küche Gesel schaft geleistet, während ich meinen Zauberschrank wieder auffül te. Er hatte mir sogar geholfen, hinterher aufzuräumen.
    Fast geräuschlos schloss ich die Tür. Al e Fenster in der Kirche waren offen, um die feuchte Nachtluft reinzulassen.
    Ich konnte es kaum erwarten, morgen in den Garten zugehen, und hatte sogar ein paar Samen, die ich probehalber pflanzen wol te. Ivy lachte mich und meinen Stapel von Saatgutkatalogen regelmäßig aus, die mich trotz meiner Adressänderung irgendwie gefunden hatten, aber ich hatte sie einmal dabei erwischt, wie sie einen davon durchgeblättert hatte.
    Ich schob mir eine Strähne hinters Ohr und fragte mich, ob ich das Geld für das Zehn-Dol ar-Päckchen schwarze Orchideen ausgeben sol te, das sie sich angeschaut hatte.
    Sie waren richtig schwer zu kriegen und sogar noch schwieriger zu züchten, aber mit Jenks' Hilfe könnte es funktionieren.
    Ich schlüpfte aus meinen feuchten Stiefeln und der Jacke, ließ al es neben der Tür zurück und tapste strumpfsockig durch den friedlichen Altarraum. Das Brummen eines vorbeifahrenden Autos drang durch die geöffneten Oberlichter über den Buntglasfenstern.
    Die Pixies hatten stundenlang gearbeitet, um die alte Farbe abzukratzen und die Scharniere zu ölen, damit ich sie mit einer langen Stange, die ich im Turm gefunden hatte, öffnen konnte. Wir hatten keine Fliegengitter, deswegen waren auch die Lichter aus. Es waren auch keine Pixies da.
    Mein Schreibtisch war wieder mein Schreibtisch. Dank an Gott und al e Heiligen.
    Mein wandernder Blick berührte die Topfpflanzen, die Jenks auf meinem Schreibtisch zurückgelassen hatte, und ich blieb abrupt stehen, als ich ein paar grüne Augen unter dem Stuhl hervorleuchten sah. Langsam atmete ich aus.
    »Verdammte Katze«, flüsterte ich und fragte mich, ob Rex mich wohl zuerst zu Tode erschrecken oder mir das Herz brechen würde. Ich ging vor ihr in die Hocke in dem Versuch, sie zu mir zu locken, aber Rex bewegte sich nicht, blinzelte nicht, schlug noch nicht einmal mit ihrem wunderschönen Schwanz.
    Rex mochte mich nicht besonders. Sie mochte Ivy. Sie liebte den Garten, den Friedhof und die Pixies, die darin lebten, aber nicht mich. Der kleine orangefarbene Fel bal schlief in Ivys Bett, schnurrte beim Frühstück bettelnd unter ihrem Stuhl und saß auf ihrem Schoß. Aber mich starrte sie nur mit großen, unbeweglichen Augen an. Ich konnl nicht anders, als mich verletzt zu fühlen. Ich glaubte, das sie immer noch darauf wartete, dass ich mich wieder in einen Wolf verwandelte.
    Über die Rhythmen von langsamem Jazz hörte ich dir Stimmen von Kisten und Ivy. Ich zog die Tasche höher aul die Schulter und näherte mich mit ausgestreckter Hand vorsichtig der Katze.
    Ivy und ich waren seit einer Woche zu Hause, und wir befanden uns al e noch in einem emotionalen Schwebestand. Drei Sekunden, nachdem Ivy und ich durch die Tür gekommen waren, hatte Kisten auf die Stiche an meines Hals geschaut, tief eingeatmet und gewusst, was passiert war. Kaum einen Augenblick später war Ivys Laune umgeschlagen von »Froh, zu Hause zu sein« zu »deprimiert«.
    Mit einem Gesicht vol er schmerzender Leere hatte sie ihre Taschen fal en lassen und sich auf ihr Motorrad geschwungen, um es »durchchecken zu lassen«.
    Auch gut. Kisten und ich hatten eine lange, schmerzliche Diskussion, in der wir beide meine neuen Narben beklagten und bewunderten. Es fühlte sich gut an, jemandem zu gestehen, dass Ivy mir eine Scheißangst gemacht hatte, und noch besser, als er mir zustimmte, dass sie viel eicht mit der Zeit ihre eigene Angst vergessen und versuchen würde, ein Blutgleichgewicht mit mir zu errichten.
    Seitdem war er sein übliches Ich. Fast. In seiner Berührung war jetzt eine gewisse Zögerlichkeit, als ob er sich ein Handlungslimit gesetzt hätte, um zu sehen, ob ich es annehmen würde.
    Das unglückliche Ergebnis davon war, dass die Mischung aus Gefahr und Sicherheit, die ich an ihm so geliebt hatte, verschwunden war. Weil er nichts stören wol te, was sich viel eicht zwischen Ivy und mir entwickeln könnte, hatte er mir die Verantwortung dafür übertragen, unsere Beziehung weiterzuentwickeln.
    Ich war nicht gern diejenige, die ansagte. Ich mochte den herzklopfenden Schwindel, wenn ich dazu verführt wurde, Entscheidungen zu treffen, die sich viel eicht als falsch

Weitere Kostenlose Bücher