Band 5 - Blutlied
würde mich brennend interessieren, was du fast im Krematorium hättest in Flammen aufgehen lassen.«
Die Hexe kicherte, und der letzte Werwolf erhob sich mit nervös herumhuschenden Augen. Denons Pupil en weiteten sich und ließen den braunen Rand darum schrumpfen. Es war nicht mehr so offensichtlich wie letztes Jahr. Er verlor an Ansehen bei wem auch immer - der Person eben, die ihm versprochen hatte, ihn zu verwandeln, wenn er starb.
Noch ein paar Jahre, und Denon wäre nicht viel mehr als ein Schatten. Und wenn ich seinen Ärger richtig deutete, gab er mir die Schuld daran.
Die Werwölfe neben ihm fielen zurück, als Denon beiläufig seine dicken Finger bewegte. Dann näherte er sich uns mit derselben Anmut, die er auch früher gehabt hatte, aber irgendwie enthielten seine Bewegungen nicht mehr dieselbe Bedrohung. Es half wahrscheinlich auch, dass ich nicht in einem winzigen Büro eingeklemmt war.
»Verschwindet«, sagte er. Sein Atem roch nach Zahnpasta.
»Das ist eine I.S.-Angelegenheit.«
Glenn versteifte sich. »Sol das heißen, Sie verweigern uns den Zugang zur Leiche?«
Denon bewegte sich in einer unausgesprochenen Drohung.
»Hey, hey, hey«, rief ich und sprang dann zurück, als Denons Hand nach vorne schoss und er nach meinem erhobenen Arm griff.
Glenn reagierte sofort, und sein gedrungener Körper schob sich vor mich, um Denons Hand abzuwehren. Mit einer Bewegung, die so süß und geschmeidig wirkte wie geschmolzene Schokolade, verdrehte er Denons Arm und überwältigte so den größeren, muskelbepackten Mann. Ich blinzelte. Es war schon vorbei.
An der Hüfte vornübergebeugt, verlagerte der lebende Vampir sein Gewicht. Glenns Griff verstärkte sich, und seine Füße suchten nach besserem Halt. Die Werwölfe wichen angespannt zurück, während Denons Hals rot wurde. Mit dem zum Boden gerichteten Gesicht und dem auf dem Rücken fixierten Arm wirkte er wie ein Kätzchen, das man am Nackenfel hält. Etwas knackte und Denon grunzte.
Glenn lehnte sich näher zu ihm, während er den größeren Mann festhielt. »Sie«, sagte der FIB-Detective leise, »sind eine Schande.« Er drückte gegen Denons Arm, und der grunzte wieder, während sich Schweißperlen auf seinem glatt rasierten Schädel bildeten. »Entweder Sie kacken oder Sie gehen vom Topf, aber diese halben Sachen hängen uns al en einen schlechten Ruf an.«
Glenn schob ihn von sich und legte seine Hand fast gemütlich auf den Kolben seiner Waffe.
Denon fing sich und wirbelte zu uns herum. Wut darüber, dass Glenn ihn vor seinen Tagelöhnern bloßgestel t hatte, stieg in Wel en von ihm auf. Es war offensichtlich, dass seine Schulter wehtat, aber er berührte sie nicht.
»Ich kann meine eigenen Kämpfe austragen, Glenn«, sagte ich trocken, um Denon abzulenken. Ich würde einen von Denons Vergeltungsschlägen viel eicht überleben, aber Glenn war ohne seine Waffe und das Überraschungsmoment verletzlich.
Glenn runzelte die Stirn. »Er hätte nicht fair gekämpft«, erwiderte er und gab mir einen dieser Zip-Strips mit verzaubertem Silberkern, welche die I.S. benutzte, um Kraftlinienhexen in Gewahrsam zu halten.
Meine Augen wanderten von dem unschuldig wirkenden Stück Plastik zu der Hexe. Dann schaute ich Denon finster an.
»Du kleiner Pisser«, sagte ich laut. »Was ist mit dir los?
Al es, was ich wil , ist mir die Leiche anschauen. Hast du was zu verbergen?« Ich trat einen Schritt nach vorne, und Glenn griff sich meinen Arm. »Wenn du was mit mir zu klären hast, dann lass uns was trinken gehen, und ich erkläre es dir in einfachen Worten«, fauchte ich und riss meinen Arm aus Glenns Halt. »Sonst geh einfach aus dem Weg, damit wir unseren Job machen können. Bis Mord definitiv ausgeschlossen ist, hat das FIB genauso viel Recht, sich die Leiche anzuschauen, wie ihr.«
Die kleine Vene auf Denons Stirn pulsierte, und der niedrigkastige Vampir bedeutete al en, zum Van zurückzukehren.
Sie bewegten sich langsam, mit den Händen in den Taschen oder an ihrer Ausrüstung. Ich hörte, wie die FIB-Leute sich bereit machten.
Die Spannung stieg, statt nachzulassen, und ich presste mein Gewicht in die Erde, fal s ich mich schnel bewegen müsste. Ceris Rat, mich von Kraftlinienmagie fernzuhalten, schoss mir durch den Kopf, aber ich suchte trotzdem in Gedanken nach der nächsten Linie.
»Du bist ein Narr, Morgan«, sagte Denon, und seine reso-nante Stimme erschütterte mich, obwohl er gute drei Meter von mir entfernt neben einem großen Grabstein
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