Band 5 - Blutlied
bedeutete, dass er genug Mut hatte, um auf beiden Seiten der Gesel schaft zu arbeiten. Es war die Idee seines Dads gewesen, und nachdem ich seinem Dad eine Menge schuldete, half ich, wenn ich darum gebeten wurde.
Keiner sagte etwas, und ich beschloss, dass ich besser den Auftakt machen sol te, bevor ich am Tisch einschlief.
»Was ist im Busch, Glenn?«, fragte ich, nahm noch einen Schluck und wünschte mir, das Koffein würde anfangen zu wirken.
Glenn stand auf und rückte seine Dienstmarke am Gürtel zurecht. Seine Wangen spannten sich, und er warf einen vorsichtigen Blick zu Ivy. »Ich habe letzte Nacht eine Nachricht hinterlassen. Haben Sie sie nicht bekommen?«
Seine tiefe Stimme war so beruhigend wie der Kaffee, den er mitgebracht hatte, aber Jenks, der gerade durch das Pixieloch im Fenster geflogen kam, drehte sofort ab. »Ich glaube, ich höre Matalina«, sagte er und schoss wieder davon. Er hinterließ eine Spur von goldenem Funkeln. Meine Augen glitten von dem Pixiestaub zu Ivy, und sie zuckte mit den Schultern. »Nein«, antwortete ich.
Ivys Augen wechselten die Farbe. »Jenks!«, rief sie, aber der Pixie tauchte nicht auf. Ich zuckte auch mit den Schultern und warf Glenn einen entschuldigenden Blick zu.
»Jenks!«, schrie Ivy. »Wenn du schon den Abhörknopf drückst, dann schreib es gefäl igst auch auf!«
Ich holte langsam und tief Luft, aber Ivy unterbrach mich.
»Glenn, Rachel war noch nicht im Bett. Könnten Sie gegen vier wiederkommen?«
»Im Leichenschauhaus hat bis dahin die Schicht gewechselt«, protestierte er. »Es tut mir leid, dass du die Nachricht nicht bekommen hast, aber würdest du es dir trotzdem anschauen? Ich dachte, du wärst deswegen schon wach.«
Ärger ließ mich die Schultern anspannen. Ich war müde und schlecht gelaunt, und ich wol te nicht, dass Ivy meine Aufträge abfing. In einem plötzlichen Anfal von Zickigkeit stand ich auf.
Auf Ivys Gesicht stand ein fragender Ausdruck. »Wo gehst du hin?«
Ich schnappte mir meine Tasche, die bereits mit verschiedenen Zaubern und Amuletten gefül t war, und knal te den Deckel zurück auf meinen Kaffeebecher.
»Anscheinend ins Leichenschauhaus. Ich war schon öfter so lange wach.«
»Aber nicht nach einer Nacht, wie du sie gerade hattest.«
Schweigend zog ich mein Armband vom Fuß von Mr. Fishs Glas und kämpfte mit dem Verschluss. Glenn nahm eine wachsame Haltung an. Er hatte mich einmal gefragt, warum ich mit Ivy zusammenlebte und die Gefahr akzeptierte, die sie für mein Leben und meinen freien Wil en darstel te, und auch wenn ich inzwischen wusste warum, würde es ihm nur noch mehr Sorgen bereiten, wenn ich es ihm sagte.
»Herrje, Ivy«, stöhnte ich und war mir bewusst, dass er uns professionel analysierte. »Ich würde es lieber jetzt hinter mich bringen. Sieh es einfach als meine Gutenachtgeschichte.«
Ich ging in den Flur und versuchte mich daran zu erinnern, wo ich meine Sandalen gelassen hatte. Im Foyer. Aus der Küche sagte Ivy: »Du musst nicht jedes Mal losrennen, wenn das FIB piep sagt.«
»Nein!«, schrie ich zurück, und die Erschöpfung machte mich dämlich. »Aber ich muss irgendwoher Geld bekommen, um die Kirche wieder weihen zu lassen.«
Glenns Schritte hinter mir gerieten ins Stocken. »Sie ist nicht mehr geweiht?«, fragte er, als wir in den hel eren Altarraum traten. »Was ist passiert?«
»Wir hatten einen Zwischenfal .« Die Dunkelheit im Foyer war beruhigend, und ich seufzte, als ich meine Füße in die Sandalen schob und dann die schwere Tür öffnete. Guter Gott, dachte ich und blinzelte in das hel e Licht eines Morgens im späten Juli. Kein Wunder, dass ich das lieber verschlief. Kreischende Vögel lärmten, und es war bereits heiß. Hätte ich gewusst, dass ich ausgehen würde, hätte ich kurze Hosen angezogen.
Glenn nahm meinen El bogen, als ich auf der Stufe strauchelte, und ich hätte meinen Kaffee verschüttet, wenn ich nicht den Deckel wieder aufgesetzt hätte. »Kein Morgenmensch, hm?«, neckte er mich, und ich riss den Arm weg.
»Jenks!«, schrie ich, als meine Füße auf dem Gehweg landeten. Das Mindeste, was er tun konnte, war mitzukommen. Als ich Glenns Streifenwagen am Randstein parken sah, zögerte ich. »Lass uns mit zwei Autos fahren«, schlug ich vor, weil ich nicht in einem FIB-Streifenwagen gesehen werden wol te, wenn ich auch mein rotes Cabrio fahren konnte. Es war heiß; ich könnte das Dach aufmachen.
Glenn lachte leise. »Mit deinem ungültigen Führerschein?
Keine
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