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Band 6 - Blutnacht

Band 6 - Blutnacht

Titel: Band 6 - Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Die Luft stank, und der verbrannte Bernstein verfing sich tief in meiner Kehle. Trent hustete und unterdrückte es schnel .
    Davids Ledermantel wehte um meine Füße und ich war froh, ihn zu haben, weil ich etwas zwischen mir und der Luft haben wol te, die sich irgendwie schmierig anfühlte. Es war dunkel, aber die Wolken reflektierten das Leuchten, das die entfernte, zerstörte Stadt abgab, und verlieh al em um uns herum ein kränkliches Aussehen, wie das Rotlicht in der Dunkelkammer eines Fotografen.
    Mit einem Arm um meine Mitte folgte ich Trents Blick über die zerstörte Vegetation und versuchte mich zu entscheiden, ob die rotbeschienenen Felsen im Gras Grabsteine waren.

    Zwischen den Bäumen stand ein großer, zerschlagener Klumpen von bröselndem Stein. Mit viel Vorstel ungskraft konnte man darin einen knienden Engel sehen.
    Trent schaute zu dem leichten Blitzen von Metal zu seinen Füßen herunter. Er beugte sich vor, um es genauer zu betrachten, und machte eine Stiftlampe an. Es leuchtete in einem kränklichen Rot, und ich wich zunächst vor dem Licht zurück, das uns verraten konnte. Dann beugte ich mich so weit vor, dass unsere Köpfe sich fast berührten. Im flachgetretenen Gras lag eine winzige Glocke, schwarz erodiert. Sie war nicht massiv, sondern bestand aus dekorativen Bändern, die an einen keltischen Knoten erinnerten. Trent streckte die Hand aus, und mit einem Adrenalinschub stieß ich ihn zur Seite.
    »Was zur Höl e tust du da?«, zischte ich, als er mich böse anstarrte. Ich wünschte mir, ich hätte ihn fest genug gestoßen, dass er auf den Hintern knal te. »Schaust du denn nie fern? Wenn etwas Hübsches, Glitzerndes auf dem Boden liegt, lass es in Ruhe! Wenn du es hochhebst, wird es das Monster freilassen, oder du fäl st durch eine Fal tür, oder irgendwas. Und was sol das mit dem Licht? Wil st du, dass jeder Dämon auf dieser Seite der Linien weiß, wo wir sind?
    Gott! Ich hätte Ivy mitnehmen sol en!«
    Trents anfängliche Wut wurde von Überraschung verdrängt. »Du kannst das Licht sehen?«, fragte er, und ich riss es ihm aus der Hand und machte die Lampe aus.
    »Dummkopf«, flüsterte ich.
    Er holte es sich zurück. »Es ist eine Wel enlänge, die Menschen nicht sehen können. Ich wusste nicht, dass Hexen es können.«
    Ein wenig besänftigt gab ich nach. »Also, ich schon. Benutz es nicht.« Ich richtete mich wieder auf und beobachtete ungläubig, wie er trotzig das Licht wieder anmachte und die Glocke aufhob. Sie klingelte leise. Nachdem er den Dreck aus ihr entfernt hatte, klingelte er nochmal. Ich konnte das einfach nicht glauben. Ich stemmte eine Hand In die Hüfte und starrte böse zu dem roten Leuchten, das über der Meilen entfernten Stadt hing. Der reine Ton war gedämpft, und er schob die Glocke in eine Gürteltasche.
    »Verdammter Tourist«, murmelte ich und sagte dann lauter: »Wenn du dein Souvenir jetzt hast, lass uns gehen.«
    Ich trat nervös in den sichereren Schatten eines verbogenen Baumes. Er hatte keine Blätter und wirkte tot. Der kalte, sandige Wind hatte ihm al es Leben ausgeblasen.
    Statt mir zu folgen, zog Trent ein Stück Papier aus der Tasche. Er machte die Stiftlampe wieder an und richtete sie auf eine Karte. Ein roter Schein spiegelte sich auf seinem (lesicht, und wütend riss ich ihm die Lampe wieder weg.
    »Wil st du erwischt werden?«, flüsterte ich. »Wenn ich es sehen kann und du es sehen kannst, was macht dich so sicher, dass ein Dämon es nicht sehen kann?«
    Trents Silhouette nahm eine aggressive Haltung ein, aber als über den Wind das klar erkenntliche Geräusch von etwas, das schnel durchs Gras lief, zu hören war, schloss er den Mund wieder.
    »Du musstest ja unbedingt die Glocke läuten«, fauchte Ich und zog ihn mit mir in den Schatten. »Du musstest die verdammte Glocke läuten.« Ich zitterte in Davids Mantel, und Trent schüttelte geringschätzig den Kopf.
    »Entspann dich«, sagte er und faltete mit einem Knistern die Karte. »Lass dich nicht vom Wind ins Bockshorn jagen.«
    Aber ich konnte mich nicht entspannen. Der Mond würde erst gegen Mitternacht aufgehen, aber das hässliche Glühen am Himmel ließ al es wirken, als wären wir im ersten Viertelmond. Ich starrte zum hel sten Fleck am Himmel und entschied, dass dort Norden war. In Erinnerung an Ceris Karte drehte ich mich ein wenig nach Osten.
    »Hier entlang«, sagte ich und steckte seine Lampe in meine Tasche. »Wir können auf die Karte gucken, sobald wir irgendein eingefal enes

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