Band 6 - Blutnacht
log.
»Erzähl es mir. . oder du gehörst mir.«
Meine Angst kam doppelt so schlimm zurück. Erwartete er, dass ich ihm den Arsch rettete, indem ich es verriet?
»Der Mann lebt«, sagte Trent, immer noch mit diesem wilden Glänzen in den Augen. »Er ist am Leben und Rachels Mutter lebt ebenfal s noch. Morgans Kinder werden überleben und die Fähigkeit haben, Dämonenmagie zu entzünden. Und ich kann noch mehr wie sie machen.« Sein Lächeln wurde hässlich. »Lass mich los.«
Minias schaute wieder zu mir. Dann schob er Trent von sich und trat einen Schritt zurück. »Das Mal bleibt, wie es ist.«
Ceri weinte lautlos. Tränen liefen über ihr Gesicht, während sie dastand und beobachtete, wie Trent seine Fassung zurückgewann. Hatte Trent ihm gerade versichert, dass es in ein paar Generationen eine ausreichende Ernte von sehr begehrenswerten Hexenvertrauten geben würde? Die ihre Flüche entzünden konnten, so dass sie es nicht selbst tun mussten? Gott helfe mir, er war Schleim. Widerlicher Schleim.
Er hatte meine Kinder mit Zielscheiben für potentiel e Dämonenangriffe versehen, bevor sie überhaupt geboren waren.
Ich stand stumm da und versuchte, mich davon abzuhalten, ihn zu erwürgen. Er hatte Takata nur deswegen verschont, weil er einen Weg gefunden hatte, mich noch tiefer zu verletzen.
»Können wir jetzt gehen?«, fragte ich und hasste ihn von Herzen. Minias nickte und Trent trat zurück. Der Elf errichtete den inneren Schutzkreis wieder, um ihn festzuhalten, und als Ceri ihren mittleren Kreis fal en ließ, wich er zurück, um sich zu uns zu stel en. Der Gestank von verbranntem Bernstein, der Trent umgab, reizte meinen Rachen. Weil sie wusste, dass Trents Schutzkreis in dem Moment fal en würde, in dem wir sprangen, erhob Ceri den zweiten Kreis um Minias wieder.
Das Heben und Senken der Machtgrenzen sorgte dafür, dass mir schlecht wurde. Minias lächelte hinter zwei verschiedenen Blasen von Realität hervor, als wäre es ihm völ ig egal, dass er dreizehn Stunden lang in einem kleinen Kreis gefangen sein würde, bis die aufgehende Sonne ihn bereite. Trents Worte mussten ihn wirklich glücklich gemacht haben.
Ich nahm meine Tasche und machte mich bereit. Mein Blick schoss von Ivy zu meiner Mom, und mein Herz klopfte laut. Es würde schon bald auf die eine oder andere Art vorbei sein. Und danach würden Trent und ich ein Schwätzchen halten.
»Sei vorsichtig«, bat meine Mutter. Ich nickte und umklammerte die Riemen meiner Tasche.
Dann zapfte Trent eine Linie an und sagte etwas auf Latein.
Die Luft wurde aus meinen Lungen gepresst und ich fühl-te, wie ich fiel. Der Fluch schien mich in einzelne Gedanken zu zerreißen, die nur von meiner Seele zusammengehalten wurden. Ein Kribbeln durchfuhr mich, und meine Lungen weiteten sich wieder und sogen harte, sandige Luft ein.
Ich keuchte. Ich fiel mit Händen und Knien auf grasbewachsenen Boden und meine Kappe rutschte mir vom Kopf. Neben mir konnte ich Trent würgen hören.
Ich kämpfte mich auf die Füße, schluckte die letzten Reste Übelkeit und schaute an meinen wehenden Locken vorbei auf den rotgefärbten Himmel und das lange Gras. Ich wol te Trent einen kurzen Tritt verpassen, weil er meine ungeborenen Kinder auf den Dämonenradar gesetzt hatte, beschloss aber, dass das warten konnte, bis ich wieder eine Zukunft hatte.
»Wil kommen in deiner Heimat, Trent«, murmelte ich und betete, dass wir al e dorthin zurückkehren konnten, wo wir hingehörten, bevor die Sonne aufging.
26
Zitternd kämpfte ich mit dem Reißverschluss der Tasche, um die Karte zu finden und mich zu orientieren. Es war kalt und ich zog meinen Hut tiefer, als der Wind die Locken aus meinem Gesicht wehte und ich die vage Ödnis unter dem rot leuchtenden Himmel betrachtete. Verkrüppelte Bäume und gebeugte Büsche erhoben sich zwischen Hügeln vol er getrocknetem Gras. Ein rotes Leuchten spiegelte sich an der Stel e in den Wolken wieder, wo eigentlich Cincy stand, aber hier, auf dieser Seite des trockenen Flusses, war es hauptsächlich krank wirkende Vegetation.
Trent wischte sich mit einem Taschentuch den Mund und versteckte es dann unter einem Stein. Seine Augen wirkten in dem roten Licht schwarz, und ich konnte sehen, dass er den Wind, der an ihm riss, nicht mochte. Er sah al erdings nicht aus, als würde er frieren. Der Mann fror nie, und langsam machte mich das sauer.
Ich kniff die Augen zusammen, schob mir eine Strähne hinters Ohr und konzentrierte mich auf die Karte.
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