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Band 6 - Blutnacht

Band 6 - Blutnacht

Titel: Band 6 - Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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schwebte er in der Luft vor meinem Gesicht und flog rückwärts. Ich hasste es, wenn er das tat.
    »Ivy hat dich angerufen, hm?«, meinte er vol beleidigter Selbstgerechtigkeit. »Es sitzt unter dem Dachvorsprung zur Straße. Ich kann das verdammte Ding nicht wachkriegen. Du musst einen Zauber einsetzen oder irgendwas.«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. Es sitzt unter dem Dachvorsprung? »Was sitzt unter dem Dachvorsprung?«
    »Ein Gargoyle«, verkündete Jenks wütend, und meine Besorgnis löste sich in Luft auf. »Ein schwerarschiger, pickliger, großfüßiger Wasserspeier-Gargoyle.«
    »Wirklich?«, fragte ich, blieb stehen und blinzelte zum Kirchturm hinauf. Ich konnte keinen Gargoyle sehen. »Wie lang ist er schon hier?«
    »Woher zum Teufel sol ich das wissen?«, schrie er, und ich verstand jetzt, woher seine Wut kam. Jemand hatte seine Überwachung unterlaufen, und das gefiel ihm nicht. Jenks sah mein Lächeln und stemmte die Hände in die Hüften, während er rückwärts schwebte. »Was ist so lustig?«
    »Nichts.« Ich setzte mich wieder in Bewegung und bog auf dem Gehweg nach links Richtung Keasleys Haus ab, statt zur Kirche. Jenks' Flügel summten, als ich in die unerwartete Richtung abbog, und er schoss hinter mir her. »Wir werden heute Abend mit ihm oder ihr reden, okay?«, meinte ich, weil ich noch Ivys Meinung hören wol te, bevor wir eine dramatische Entscheidung trafen. »Wenn er jung ist, sucht er viel eicht einfach nur einen Ort, um zu hängen.«
    »Sie hängen nicht, sie lauern«, murmelte er, und seine Flügel klapperten aggressiv. »Irgendwas stimmt nicht mit dem, oder er wäre bei seinen Artgenossen. Die bewegen sich nicht, Rachel, außer sie haben was wirklich Schlimmes angestel t.«
    »Viel eicht ist er ein Rebel wie du, Jenks.« Der Pixie gab ein winziges Schnauben von sich.
    »Wo gehen wir hin?«, fragte er dann und drehte sich kurz, um zur Kirche hinter uns zu schauen.
    Sofort war meine schlechte Laune wieder da. »Mit Ceri reden. Ich bin Trent über den Weg gelaufen, der gerade Kostüme aussuchte.«
    »Was hat das denn mit Ceri zu tun?«, unterbrach mich Jenks. Er war der kleinen, aber selbstsicheren Frau gegenüber mindestens so beschützend wie ich.
    Am Rand des Gehwegs hielt ich an, damit ich sein Gesicht beobachten konnte. »Er hat sie geschwängert.«
    »Schwanger!«
    Der schril e Aufschrei war unterlegt von einem Staubstoß, den ich sogar in der hel en Nachmittagssonne sehen konnte.
    »Es wird noch besser«, sagte ich, trat auf die leere Straße und hielt auf das mindestens sechzig Jahre alte Haus zu, das sich Keasley und Ceri teilten. »Er wil , dass ich ins Jenseits gehe, um eine Gewebeprobe zu holen, damit ihr Kind ohne Auswirkungen des Fluches geboren wird. Er hat versucht, mir Schuldgefühle zu machen.« Und fast hätte es funktioniert.
    »Schwanger?«, wiederholte Jenks, und sein kantiges Gesicht zeigte deutlich sein Entsetzen. »Ich muss an ihr riechen.«
    Meine Schritte wurden langsamer. »Du kannst riechen, wenn jemand schwanger ist?«, fragte ich, irgendwie schockiert.
    Jenks zuckte mit den Achseln. »Manchmal. Bei Elfen weiß ich es nicht.« Er schoss zum Gehweg, dann zurück zu mir.
    »Kannst du ein wenig schnel er gehen? Ich würde gerne ankommen, bevor die Sonne untergeht und das Ding unterm Dach aufwacht.«
    Mein Blick wanderte drei Häuser weiter und ich entdeckte Keasley, der das Herbstwetter genoss und vor dem Haus Laub zusammenkehrte. Super, er würde sehen, wie ich zu ihm raste, als wäre ich ein brennendes Kaninchen. »Jenks«, sagte ich plötzlich. »Ich werde reden. Nicht du.«
    »Yeah, yeah, yeah.« Ich starrte ihn drohend an.
    »Ich meine es ernst. Ceri hat es ihm viel eicht noch nicht gesagt.«
    Das Summen seiner Flügel wurde ein wenig tiefer, obwohl er keinen Zentimeter an Höhe verlor. »Okay«, antwortete er dann zögernd.
    Ich erreichte den Gehweg auf der anderen Seite, der mit Sonnenflecken übersät war. Keasley ist Leon Bairn?, dachte ich und musterte ihn. Leon war neben mir der Einzige, der bei der I.S. gekündigt und es überlebt hatte, obwohl er offensichtlich seinen eigenen Tod hatte vortäuschen müssen, um das zu schaffen. Ich ging davon aus, dass Trent es wusste, weil er dabei geholfen hatte. Er musste zu der Zeit ungefähr fünfzehn gewesen sein, aber er trat gerade das Erbe seiner Eltern an und war wahrscheinlich begierig gewesen, sein Können zu zeigen.
    Ich schaute kurz zu Jenks und erinnerte mich daran, wie wütend der Pixie gewesen war,

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