Band 6 - Blutnacht
breitete sich in mir aus und verschwand wieder. »Es wäre kein Dämonenfluch, wenn ich ihn erfinde, oder?«
Er ließ die Flügel sinken und schien in sich zusammenzufal en. »Ich weiß es nicht. Marshai ist da.«
Ich setzte mich auf und schaute durch die Küche. »Woher weißt du das?«
»Er fährt einen Diesel, und es hat gerade einer am Randstein gehalten.«
Ich lächelte. »Er fährt einen Diesel?«
Jenks hob mit einer glitzernden Staubspur ab. »Braucht ihn wahrscheinlich, um sein fettes Boot aus dem Wasser zu ziehen. Ich mach die Tür auf. Ich wil mit ihm reden.«
»Jenks«, warnte ich, und er lachte, schon halb im Flur.
»Darüber, dass AI hinter dir her ist. Gott, Rachel! Ich bin nicht dein Daddy!«
Ich entspannte mich, stand auf und schob die Dämonentexte wieder unter die Arbeitsplatte. Ich schwor mir, dass ich morgen, wenn die Sonne aufgegangen war, umräumen würde. Dann hörte ich, wie die Vordertür sich öffnete, noch bevor es klingelte, und die grüßenden Worte einer männlichen Stimme drangen zu mir. Das klang. .
wirklich beruhigend.
»Geht es ihr gut?«, hörte ich Marshals Frage aus dem Altarraum, aber Jenks' Antwort war zu leise. »Nein, das ist prima«, fügte er hinzu, schon näher, und ich wirbelte zum Flur herum, als ich die Bodendielen leise quietschen hörte und der Duft nach heißem Reis in den Raum wehte.
»Hi, Marshai«, sagte ich, froh, ihn zu sehen. »Du hast es geschafft.«
Marshai hatte sich die Zeit genommen, seine Kleidung zu wechseln, und er sah in seinen Jeans und dem dunkelblauen Flanel hemd gut aus. Unter dem Arm trug er eine zusammengefaltete Zeitung, die er zusammen mit der dampfenden Tüte auf den Tisch stel te, bevor er seinen Mantel auszog. »Ich fing langsam an zu glauben, dass die Welt sich gegen uns verschworen hat«, meinte er. »Jenks meinte, du hattest einen heftigen Frühabend.«
Ich warf einen Blick zu Jenks und fragte mich, was er Marshai erzählt hatte. Dann zuckte ich mit den Schultern und verschränkte die Arme. »Ich habe es überlebt.«
»Überlebt?« Jenks landete auf der Tüte mit dem Essen.
»Wir haben diesen Dämon von hier bis zum Wandel in den Arsch getreten! Mach dich nicht kleiner als du bist, Rache.«
Marshai hängte seinen Mantel über die Lehne von Ivys Stuhl und beobachtete, wie Jenks mit der Tüte kämpfte. »Ich mag deine Kirche«, sagte er und sah sich in der Küche um.
»Sie passt zu dir.«
»Danke.« Ich spürte eine Wel e der Dankbarkeit. Er schnüffelte nicht, fragte nicht nach, warum ein Dämon in meiner Küche war, nahm nicht meine Hand, starrte mir tief in die Augen und fragte mich, ob es mir gutging und ich mich viel eicht lieber hinsetzen wol te, erzählte mir nicht, dass ich früh sterben würde und lieber anfangen sol te, Canasta zu spielen. Er akzeptierte meine Erklärung und ließ es auf sich beruhen. Und ich glaubte nicht, dass es ihn einfach nicht interessierte. Ich ging davon aus, dass er warten wol te, bis ich mich wohl genug fühlte, um es von selbst zu erzählen.
Und das bedeutete eine Menge. Kisten war auch so gewesen.
Ich werde Marshai nicht mit Kisten vergleichen, schwor ich, als ich zwei Tel er holte und den Teebeutel-Tel er, den Jenks zum Essen benutzte. Ivy hatte eine Verabredung. Sie konnte mit ihrem Leben weitermachen. Es würde besser werden, wenn ich mich nur bemühte.
Aber nur, wenn ich wol te. Und ich wol te. Ich mochte es nicht, unglücklich zu sein. Und ich hatte es nicht mal bemerkt, bis ich wieder angefangen hatte, mich gut zu fühlen.
»Wo«, fragte Marshai, während er unter den Tisch schielte,
»habt ihr einen so riesigen Kürbis her? Das ist doch ein Kürbis, oder?« Das Geräusch von Jenks' Flügeln wurde höher.
»Es ist nicht eine von diesen Züchtungen, die nur aussieht wie ein Kürbis, oder?«
»Es ist ein Kürbis«, verkündete Jenks stolz. »Ich habe ihn selbst gezogen, zwischen dem Jemesons-Grab und der Da-varos-Statue. Hinten auf dem Friedhof«, fügte er hinzu, als wäre das nicht offensichtlich. »Wir werden ihn morgen schnitzen. Nur ich und die Kinder. Matalina bekommt mal eine Pause.«
Matalina hat eine Pause und ich habe Kürbiseingeweide an der Decke kleben. Ich war mir sicher, dass es brav genug anfangen würde, aber es würde nicht lange dauern, bis der zweite große Kürbiskrieg ausbrach.
»Also«, sagte ich und hängte das Küchentuch auf. »Wie lief dein letztes Gespräch?«
Marshai trat näher heran, als Jenks die Tüte aufbekam und der Duft von
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