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Banditenliebe

Banditenliebe

Titel: Banditenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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klaren Worte verwendet, aber es war eindeutig, dass er Rache als einzig denkbare Form der Gerechtigkeit ansah.
    Von der Rückkehr zum früheren Leben zu reden, wäre zu verbindlich gewesen, vor allem, nachdem wir den Spross eines Mafia-Clans getötet hatten. Deren Ehrenkodex ließ keine Ausnahmen zu.
    »Lohnt es denn die Mühe?«, überlegte ich laut. »Hat es einen Sinn, noch mehr zu riskieren, als wir sowieso schon verloren haben?«
    Rossini zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hast du recht, aber seit zwei Jahren schreit Sylvie im Schlaf und lässt sich mit keinem Finger anrühren. Ich kann nicht mehr leben, ohne alle bezahlen zu lassen, die mit ihrer Gefangenschaft zu tun hatten.«
    »Beirut liegt nicht hinter der nächsten Ecke«, wandte ich ein. »Was machst du mit Sylvie?«
    »Ich habe ihren Segen. Sie möchte, dass ich die Verursacher ihrer Albträume umbringe.«
    Er verzog keine Miene. Ich wandte mich an den Dicken: »Und du?«
    »Wir sind Freunde, oder? Das würde schon genügen, aber es lohnt sich, die Sache zu Ende zu bringen, denn sonst würden sie uns auf jeden Fall irgendwann drankriegen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Am 17. Februar hat das Kosovo einseitig die Unabhängigkeit von Serbien erklärt. Eine Farce, für die internationale öffentliche Meinung bestimmt. In Wahrheit kann die Mafia jetzt viel freier und geschützter agieren, und in diesen Monaten hat sie sich im italienischen Nordosten noch viel stärker verwurzelt. Kurzum, irgendwann werden sie uns finden.«
    Ich zündete mir eine Zigarette an und gab das Päckchen Beniamino weiter. »Max hat die Hände ganz offensichtlich nicht in den Schoß gelegt.«
    »Das war mir klar. Der Einzige, der sich zurückgezogen hat, bist du.«
    »Helft mir, das ganz zu verstehen«, sagte ich. »Nach dem Raub des Jahrhunderts begeben wir uns dann alle drei auf die Jagd nach dem Phantom Greta Gardner?«
    Der alte Rossini rutschte unbehaglich auf seinem Sessel herum. »Bevor sie an diese Bestie von Fatjion Bytyçi verkauft wurde, hatte Sylvie das Pech, der Gardner in Fleisch und Blut gegenüberzustehen. Sie wollte mir nicht mehr erzählen, aber die Begegnung war kein Vergnügen.«
    Ich gab’s auf. »Ich verstehe nicht. Warum sollte eine Frau, die mit den serbischen Sicherheitskräften verbandelt ist, Sylvie an die Kosovo-Mafia verkaufen?«
    »Das müssen wir irgendwann einmal Pavle Stojkovi ć fragen«, sagte Max und nahm sein Laptop aus einer Tasche. »Er und Greta sind jedenfalls Komplizen, aber die Kosovaren wissen nicht, dass sie ihnen die Mörder von Fatjion Bytyçi auf den Hals gehetzt haben.«
    »Wie kannst du da so sicher sein?«
    »Weil die Grenzen nach Osten jetzt von einem Kartell gemanagt werden. Neben Kroaten, Ungarn, Bulgaren, Rumänen, Türken und Russen spielen jetzt auch sie mit und haben ihren Frieden mit den anderen Mafias geschlossen.«
    »Ja, endlich haben sie sich alle vertragen«, schloss Rossini.
    Max erklärte, warum sie dazu gezwungen waren. Einerseits, weil über die Autobahn, die Padua mit der Landesgrenze verbindet, tagtäglich der größte Teil der illegalen Ware transportiert wurde, der das Land erreichte oder verließ. So wurde es unerlässlich, den Verkehr zu regulieren, um nicht zu viel Ladungen zu verlieren und das Bestechungsgeld zu begrenzen. Auf der anderen Seite würde die italienische Regierung binnen kurzem ein Gesetz verabschieden, das illegalen Aufenthalt zum Gesetzesverstoß erklärte: Jeder, der sein Glück in Italien versuchen will, würde sich dann an die diversen mafiösen Strukturen wenden müssen. An dieser Front waren die Kosovaren Vorreiter, sie hatten bereits Reisebüros gegründet, die für die bescheidene Summe von dreißigtausendfünfhundert Euro falsche deutsche Visa für den gesamten Schengen-Raum beschafften. Für weitere achttausend Euro arrangierten sie Scheinheiraten und für all jene, die es sich leisten konnten, die Komplizenschaft geneigter Beamter.
    »Und wir lassen die Kosovaren wissen, dass Stojkovi ć kein zuverlässiger Partner ist?«
    »Das erwägen wir zum gegebenen Zeitpunkt«, erklärte der Dicke. »Erst einmal müssen wir herausfinden, was sie über uns wissen.«
    »Ich glaube, einfach fragen können wir nicht …«
    Max lächelte. »Das wird nicht nötig sein.«
    Rossini ging in die Küche, einen Kaffee zubereiten. Er kam mit der Kanne in der Hand zurück und mit einer weiteren Frage im Kopf: »Warum haben sie in Corenc aufgeräumt und die Leichen genau zum passenden Zeitpunkt für eine

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