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Banditenliebe

Banditenliebe

Titel: Banditenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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Beerdigung in Peja präsentiert?«
    »Sie konnten sich natürlich nicht erlauben, die Gegend zu verbrennen, indem sie ihre Gegenwart dort auffliegen ließen.«
    »Oder aber sie schämten sich, die Leiche vom Sohn ihres Bosses nach einer Schießerei zu finden«, korrigierte mich der Dicke. »Soviel ich begriffen habe, war Fatjion mit Frauen der reinste Sadist. In Mitrovicë, während des Gemetzels an der serbischen Minderheit, hat er sich in diesem Sinne hervorgetan, und genau das könnte ja der Grund gewesen sein, ihn wegzuschicken. In den Augen seiner Familie hat er nicht mehr groß gezählt.«
    Ich ging hinaus, um in einem süditalienischen Spezialitätengeschäft etwas zu essen zu besorgen, wo ich immer frische Pasta und Käse kaufte.
    »Na, wir haben ja heute Gäste mit gutem Appetit«, stellte die Inhaberin fest. Hätte sie von den Themen beim Abendessen gewusst, hätte sie sich die neugierige Bemerkung verkniffen.
    Nach den Antipasti machten wir uns an den ersten Teil des Plans: den Coup, der uns die nötigen Mittel beschaffen würde, unsere Feinde anzugreifen oder, wenn etwas schiefgehen würde, noch weiter zu fliehen als ohnehin schon.
    »Wie ich schon sagte«, erläuterte Beniamino, »das ist ein größerer Coup. Ich hab Luc und Christine angesprochen und zwei Deutsche, die ich in Beirut kennengelernt habe.«
    »Ziel?«
    »Ein Goldschmiedelabor in der Provinz Alessandria. Der Keller dient einer Bande maronitischer Dealer aus dem Libanon als Geldkammer. Angezeigt wird hinterher nur der Verlust des legal angemeldeten Goldes. Falls alles nach Plan geht, ist unsere Portion drei Millionen schwer.«
    »Der Scheißkeller wird mit Sicherheit gut bewacht …«
    »Aber wir haben einen Maulwurf in dem Laden. Den stellvertretenden Geschäftsführer.«
    Ich goss mein Glas Roten hinunter. »Aber haben wir hinterher nicht noch einen Haufen braver Leute mehr am Hals? Wenn die Maroniten ihn verdächtigen, bringen sie ihn mit Sicherheit zum Reden.«
    Der alte Rossini grinste. »Aber auf uns kommen sie nie. Sie wissen nicht einmal, dass es uns gibt.«
    »Der Tipp kommt von deinen Drusen?«
    »Genau.«
    Max schaltete sich wieder ein. »Es würde nichts schaden, das Gerücht zu streuen, hinter dem Diebstahl stehe die Organisation von Pavle Stojkovi ć …«
    »Für wann planst du es?«
    »Für den 19. Januar. Einen Montag.«
    Ich starrte meine Freunde entsetzt an. »Das sind wenig mehr als zwanzig Tage, und wir haben keine Ahnung, was wir hinterher machen.«
    »Ich fahre erst mal in drei Tagen zurück nach Beirut, Sylvie erwartet mich zu Silvester. Dann haben wir immer noch genug Zeit, um einen schönen Plan vorzubereiten.«
    Der Dicke verzog keine Miene. Er wickelte eine Scheibe Schinken um ein Stück getrocknete Tomate, kaute langsam und schüttelte den Kopf. »Es ist einfach nicht zu ändern, die italienische Küche hat einfach die besten Geschmäcker.«
    Dann wies er mit dem Zeigefinger auf mich. »Silvester koche ich.«
    »Ich dachte, du fährst zurück nach Fratta.«
    »Das würde ich auch gern. Dort wäre es wirklich schöner, aber ich glaube, wir haben so einiges vorzubereiten.«

Padua, Dienstag, 10. Februar 2009
    Als Untergetauchter durch die eigene Heimatstadt gehen. Ein merkwürdiges Erlebnis. Ich traf Leute, die ich ein Leben lang kannte und die mich keines Blicks würdigten. Es war ja auch praktisch unmöglich, mich zu erkennen. Ich hatte mir die Haare schneiden und ein modisches Bärtchen stehen lassen, trug eine stärkenlose Brille und zog mich komplett anders an als zuvor.
    In Verona hatte ich einen Herrenausstatter aufgesucht, auf einen fünfzigjährigen, begütert wirkenden Kunden gezeigt, der gerade eine Jacke anprobierte, und zum Angestellten gesagt: »Ich möchte mich so anziehen wie der da.«
    Der Angestellte war in den Sechzigern und machte seine Arbeit seit über vierzig Jahren, also sagte er mit einem genauen Blick auf mich: »Das ist zu spät. Das schaffen Sie nicht mehr. Aber wenn wir unseren Ehrgeiz eingrenzen und vorsichtig in die Richtung streben, dann könnten wir uns immerhin annähern.«
    Er hatte recht. In Jacke und Krawatte fühlte ich mich einfach nicht wohl, und das war nicht nur eine Gewohnheitsfrage. Bevor ich ging, fragte er mich die Kombinationsmöglichkeiten von Farben und Stoffen ab, und ich wusste keine einzige mehr. Resigniert schüttelte er den Kopf und wünschte mir viel Glück.
    Ich hatte noch nie im Leben so viel Geld für Kleidung ausgegeben, aber ich hätte den ganzen Laden

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