Bank, Zsuzsa
Ajas Zimmer, vor dem kleinen Fenster mit den
kurzen Vorhängen, sein rotgelbes Licht und seine Funken, die es zum Osterhimmel
schickte, und wir hörten, wie es knackte zu Évis Summen und Pfeifen, bevor Aja
unter flackernden Schatten wegdämmerte. Sie sang im Schlaf, aber kein Lied,
das wir auf unseren Wegen durch den Wald sangen: Es tanzt ein..., Es tönen
die..., Es klappert die..., wenn wir von den Rädern sprangen, in einem Meer aus
Felsen verschwanden und einen Unterschlupf fanden. Es klang wie eine Geschichte,
die sie vor dem Morgen noch loswerden wollte, und etwas ließ sie dabei aussehen
wie Zigi, eingewickelt in bunte Decken, die Évi aus Stoffresten genäht hatte,
ihr Gesicht zu mir gedreht, auf ihrer Hand mit den drei Fingern, das wirre
Haar in der Stirn, ohne dass es sie gestört hätte - als liege plötzlich Zigi
neben mir, geschrumpft auf Ajas Größe.
Évi hatte so viele Eier versteckt,
dass wir bis Mittag suchen konnten, und wir wurden nicht müde davon, auch
später nicht, als wir an keinen Hasen mehr glaubten, der bemalte Eier über die Felder
zu uns brachte. Wir warfen uns in Nachthemden ins morgennasse Gras, rutschten
unter Sträucher, unter die drei Stufen, die vom Fliegengitter zu den losen
Platten hinabführten, öffneten das Häuschen, das Zigi gezimmert hatte, und den
Verschlag mit den Hühnern, die hochflatterten und die Federn aufwirbelten. Wir
streiften den Zaun und kletterten in die Bäume, um das Gras mit unseren
Blicken abzusuchen, und weil Évi jedes Mal Verstecke vergaß, fanden wir Wochen
später noch Eier, die der Regen aufgeweicht oder ein Tier angenagt hatte. Évi
hatte die Nacht über Eier mit Zwiebelschalen eingerieben und mit einem Pinsel
Schleifen aufgetragen, die wie Zuckerguss aussahen, hübscher als die
Verzierungen der Torten, die es in der Konditorei hinter dem großen Platz zu
kaufen gab. Sie hatte Eier in eine Schüssel ausgeblasen, und am Morgen briet
sie für uns Rühreier in einer Pfanne, die schief über der Flamme stand. Sie
hatte feine Bänder durch die Schalen gezogen und die Eier an Weidenzweige
gehängt, deren Enden sie vor Wochen schon mit einem Hammer aufgeschlagen
hatte, damit sie bis Ostern grün würden. Um die Bäume hatte sie gelben Krepp
gewickelt und die Kissen in neue Bezüge gesteckt, die sie im Winter unter ihrer
kleinen Lampe am Küchentisch genäht hatte. Sie hatte Kuchen in einer Lammform
gebacken, Aja und ich hatten ihn durch ein feines Sieb mit Puderzucker bestäuben
dürfen, und als meine Mutter mittags kam und Évi mit dem Messer sah, sagte sie,
er sei zum Anschneiden zu schön, wir könnten unmöglich davon essen. Sie legte
den Kopf in den Nacken und schaute in die geschmückten Zweige, sie staunte über
die Eier, die Aja und ich im Gras gesammelt und in Körbe gelegt hatten, über
alles, was Évi in dieser Nacht aus ihrem Garten gemacht hatte, am meisten aber
über die Hasen, denen Évi grüne Schleifen um den Hals gebunden hatte und die
Aja und ich aus dem Stall holen und auf unsere Brust setzen durften.
Jedes Jahr blieb ich an Ostern bei
Évi, auch später, als sie aufhörte, Eier mit Zwiebelschalen zu färben, und nur
noch Pulver aus Tütchen in Essigwasser auflöste. Meine Mutter hatte nichts
dagegen, sie genoss die stillen Tage, und weil ihr nichts an Ostern lag, fiel
es ihr nie schwer, Évi diese Freude zu machen. Irgendwann durfte auch Karl über
die Feiertage zu Évi, obwohl seine Mutter gefragt hatte, wie Évi zu einem Gott
beten könne, der es ihrem Kind erlaubt habe, in einen Wagen zu steigen und
mitzufahren, und es geklungen hatte, als habe Évi Schuld daran. Als könne man
ihr den Vorwurf machen, zu einem Gott zu beten, der es zugelassen hatte, dass
Karls Mutter jede Straße, jeden Weg in Kirchblüt und jeden Baum im nahen Wald
abgesucht hatte, um eine Spur zu finden, der ihr nichts gelassen hatte als ein
Kästchen mit Murmeln, und Évi hatte keine Antwort gewusst und war den ganzen
langen Abend still geblieben. Karl fand schnell Gefallen an Évis Ostern,
vielleicht, weil alle Feste aus seinem Leben verschwunden waren, sogar
Weihnachten, das sie kaum mehr feierten, seit Ben nicht mehr bei ihnen war. Jedes
Jahr hatten Karls Eltern etwas davon weggenommen, erst die Sterne und Kugeln
am Weihnachtsbaum, dann die Lichter, die Spitze, später den Baum selbst, den
sie durch einen Kranz ersetzten, dann auch den Kranz, für den sie eine Kerze
aufstellten, und irgendwann selbst diese eine Kerze, die Lieder und Geschenke,
bis sie alles
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