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Bankgeheimnisse

Bankgeheimnisse

Titel: Bankgeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Sievers
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Blicke auf sich spürte, sah er auf. Er verstummte und rührte mit unbewegter Miene seinen Tee um. »Wiking kommt natürlich auch her, ebenso wie Leo Herbst. Immerhin hat er Sie als größten Großkunden aller Zeiten akquiriert. Ach ja, Helmberg. Er ist selbstverständlich auch dabei.«
    »Helmberg?« fragte Strass.
    »Der Chefsyndikus der Bank.«
    »Verdammt, müssen es so viele sein?« Strass griff nervös nach einem zweiten Törtchen, ließ aber nach einem Blick auf Ernst die Hand sinken.
    »So viele, wie wir brauchen, um alles glaubwürdig zu gestalten und der ganzen Sache den passenden Rahmen zu verleihen.« Ernsts Lippen verzogen sich zu einem strahlenden Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. Strass fröstelte unwillkürlich.
    »Im Hotel dann das Programm wie besprochen. Restaurant, Schwimmhalle, Bar. Essen, Bewegen, Reden, Trinken. Trinken ist wichtig. Champagner, der teuerste ist gerade gut genug. Was Sie ihr zu erzählen haben, wissen Sie. In- und auswendig, nehme ich an.«
    »Sicher. Die Papiere...«
    »Die Papiere kriegt sie später. Ich würde sagen, am nächsten Tag, wenn sie einen richtigen Kater hat und sie sowieso nicht lesen kann. Bis sie dazu kommt, sind Sie längst irgendwo in der Karibik und können nichts mehr dazu sagen. Um den Rest kümmere ich mich dann selbst. Machen Sie Ihre Sache gut, Amery.«
    »Ich bin immer gut.«
    »Ja, aber manchmal reicht es nicht, bloß gut zu sein.«
    »Ich werde der Beste sein. Sie wird mich anbeten. Ein perfekter Samariter. Tue Gutes und rede darüber, hahaha.«
    Die Nägel klickten lauter. Amerys Lachen brach ab.
    »Ich habe Ihnen noch einige Details mitzuteilen. Es steht und fällt alles mit der Frau, darüber sind wir uns wohl im klaren. Noch so ein Debakel, und wir können unser kleines Projekt an den Nagel hängen. Es ist daher von größter Bedeutung, daß Sie sich bei allem, was Sie tun, bei allem, was Sie sagen und wie Sie es sagen, vollständig auf die Frau einstellen. Sie muß es glauben. Sie muß es glauben.«
    »Warum kaufen wir sie nicht?« wollte Strass wissen.
    »Weil sie es dann weiß. Es gibt ein Sprichwort. Wissen ist Macht. Wenn sie es weiß, hat sie Macht. Über uns. Über mich. Ich schätze es nicht, wenn Frauen Macht über mich haben.«
    »Außerdem wird sie alles viel überzeugender und besser abspulen, wenn sie es geschluckt hat«, warf Amery ein. »Kein Schauspieler spielt seine Rolle so gut wie jemand, für den seine Rolle Realität ist. Jemand, der gar nicht weiß, daß er in einem Stück mitspielt. Der seine Rolle lebt.«
    »Richtig. Und damit es dazu kommt, sollten Sie noch einige Dinge über unsere Hauptdarstellerin wissen. Amery, stellen Sie mal Ihr phänomenales Gedächtnis unter Beweis, und erzählen Sie, was Sie schon wissen. Ich will mich nicht damit aufhalten, bereits bekannte Einzelheiten vor Ihnen auszubreiten.«
    »Sie ist achtundzwanzig, blond, klein, hübsch. Verheiratet mit dem kunstsinnigen Leo Herbst, Börsenmakler und Luftikus. Ich hatte neulich schon das Vergnügen mit ihm in der Provence. Ein attraktiver Bursche. Ah, er ist trinkfest, und er versteht wahrhaftig etwas vom französischen Impressionismus...«
    »Die Frau, Amery. Die Frau.«
    »Oh, sicher. Also, wo war ich... Ach ja, sie ist hübsch. Und intelligent. Hat in der Schule zweimal ein Jahr übersprungen. Spitzenabitur. Begabtenstipendium. Jurastudium in Rekordzeit, Prädikatsexamina, Promotion. War der Schützling des verblichenen Klingenberg und ist deshalb heute schon Direktorin. Soll demnächst wieder befördert werden. Sie ist das, was man heutzutage wohl als Yuppie bezeichnet. Nach dem, was ich bisher über sie gehört habe, paßt es auf sie, finde ich. Young urban Professional. Sie ist gut in ihrem gutbezahlten Bankjob. Sie fährt einen Sportwagen und trägt Modellkleider. Sie mag Kunst und Antiquitäten, der liebe Leo hat sie damit infiziert, als er sie vor zweieinhalb Jahren in der Bank kennenlernte. Sie bewohnt ein Penthouse im Frankfurter Westend. Sie schätzt die italienische Küche. Habe ich etwas vergessen?« Er lehnte sich entspannt zurück. Er wußte genau, daß er nichts vergessen hatte.
    »Da ist noch mehr. Sie sollten es unbedingt wissen, nur so wird das Bild komplett. Das, was Sie gerade erzählt haben, ist nur die polierte Oberfläche. Entscheidend ist das, was zum Vorschein kommt, wenn man ein bißchen kratzt.« Seine Nägel kratzten über den blanken Tisch und verursachten ein häßliches Geräusch.
    Amery starrte auf Ernsts Hände.

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