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Bankster

Bankster

Titel: Bankster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudmundson
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ihre Stimme, sagte einige Sätze und lachte, dass es durchs Treppenhaus schallte. Nach jedem Kommentar erklärte Mama, was sie in Wirklichkeit gemeint hätte, die Stiefel seien nicht lebensgefährlich und wir hätten sie wegen solch hoher Absätze auch nicht um Erlaubnis fragen müssen … Während dieses Gesprächs überkam mich eine Ahnung oder vielmehr ein Gedanke an das Paar, das Mitte Februar des Jahres 1989 in Kolumbien miteinander geschlafen hatte, und ich dachte mir, dass sie sich zum Glück nur ausmalen können, was sie in Bezug auf ihr Töchterchen so alles verpassen.
    Ich folgte den dreien nach draußen, obwohl ich nichts übergezogen hatte und die Temperatur an der Frostgrenze war. Ich finde, Mama hätte mich auf meine unpassende Kleidung hinweisen und sich gleich an der Tür von mir verabschieden sollen, dann hätte ich sagen können, dass mir das ganz gleich sei, während ich Papa abgelöst und ihnen die Tür aufgehalten hätte. Sie tat es aber nicht, und so löste ich Papa ab, ohne ein Wort zu sagen. Wir waren eine halbe Minute schweigend gegangen, als ich Helena fragte, wie die jungen Leuten eigentlich so drauf seien, sie würden doch sicher nicht immer unter freiem Himmel den Schnabel halten. »Es ist schon in Ordnung, in so guter Luft zu schweigen und sich auf die Atmung zu konzentrieren, Alter.« Die Luft war in der Tat sehr gut, die Straßen feucht und glänzend, salzige Bäche sickerten aus den kleinen Hügeln, zu denen der Schnee im frühen Winter aufgeschaufelt worden war. Wir lachten, gingen um die Ecke und die Straße hinauf, sagten nichts und sahen Papa ganz vorne, gekrönt von der neuen Schiebermütze und mit einem Pulli über den Schultern, sahen Mama den Lichterschmuck hinter dreckigen Fensterscheiben begutachten und dabei das Gesicht verziehen.
    Die Abschiedsstunde schien fast wie all die anderen Abschiedsstunden zu sein, aber sie war ganz anders. Natürlich mit Umarmungen, Küssen und Worten, die man automatisch sagt, »Wir sehen uns, gute Fahrt, grüß die anderen«, aber diesmal fühlte ich mich anwesend beim Abschiedsritual. Ich fühlte mich so seltsam, dass ich mit einem ebenso seltsamen Ende rechnete, mit einem anderen Ende als bis jetzt, vielleicht, dass ich mich zu Helena hinten ins Auto setze und mit in den Westen fahre.
    Ich weiß nicht, wie sie mich erlebt haben, vielleicht haben sie auf dem Heimweg von nichts anderem gesprochen als davon, wie traurig ich sei und wie schlecht ich mich mit den Veränderungen abfinden könne, vielleicht haben sie aber auch gesagt, dass ich mich trotz allem gut durchschlüge, ich kann mich da unmöglich festlegen. Als wir uns verabschiedet haben, ist irgendwas in mir passiert, etwas, das sie kaum übersehen haben können – meine Gefühle waren so heftig, dass sich mein Körper ganz entstellt anfühlte.
    Die letzten neun Jahre schienen an mir vorbeizuziehen, als ich ihnen in die nächste Straße folgte. Als wir so zusammenstanden und uns in der Mittagssonne verabschiedeten, kamen mir Mama und Papa geschrumpft vor, und ich habe neue, feine Falten in ihren Gesichtern bemerkt, die es schon längst vertragen könnten, ein Enkelkind anzulächeln. Helena könnte gut ein Hochzeitskleid ausfüllen. Und als ich so allein dastand und den alten Land Cruiser mit seltsam fremden Geräuschen vom Parkplatz rollen und losfahren sah, nicht vorm Internat, sondern zwischen niedrigen, bunten Häuserfronten, und doch derselbe Jeep, mit dem sie zurück in ihr Dorf gefahren sind, wie damals, als sie mich nach den Osterferien wieder ins Internat gebracht haben und das Wetter genauso mild war wie heute, viele Jahre später mitten im Winter – all die Jahre sind so vergangen, wie Jahre vergehen, unvorhersehbar kompromisslos und ohne dass … Ich weiß nicht, was ich auszudrücken versuche, ich fühle es nur, es ist eine Mischung aus allem, mehr Geisteszustand als Gefühl, was meine kleine Familie in mir zurückgelassen hat, als wir uns verabschiedet haben, bevor sie aus den Fenstern und der Dachluke winkten, bis ich sicher außer Sichtweite war, wie es die Tradition verlangt.

12. Januar – Montag

    Vor ungefähr einer halben Stunde hat die Peugeot-Besitzerin die Parkuhr gefüttert, eine großgewachsene Frau in schwarzem Mantel, im Stil des schwarzen Autos. Aber sie hatte nicht hundertprozentig denselben Stil wie das Auto, es ist ein kleiner Peugeot, der 207er. Die Frau wäre als 307er-Typ durchgegangen, sogar als Kandidatin für das Flaggschiff, den 607er, schwarz

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