Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)
wenn man sich etwas wünscht, das man nicht haben kann, aber auf dieser Welt zählt einzig, was wir zurücklassen. Das war auch deiner Mutter bewusst. Verhindere nicht, was sein könnte, indem du nach etwas verlangst, das nie sein kann. Ein wahrer Anführer stellt seine persönlichen Bedürfnisse zugunsten des Gemeinwohls zurück. Und er bringt Opfer, die am Ende alles rechtfertigen, was vorher kam.«
Ihr Puls pochte stärker, und sie spürte ein seltsames Kribbeln an ihrem Haaransatz, während sie den König betrachtete und sich fragte, wie er wissen konnte, was sie empfand. Wusste er von ihrer Vergangenheit mit Zander? Hatte ihm jemand erzählt, was zwischen ihnen gewesen war? Oder sprach er von Loukas, Lucians Sohn, jenem Ándras , der eines Tages den Rat der Zwölf leiten sollte und dem Callia schon als Kind versprochen wurde?
»Ich … bin keine Anführerin, Majestät.«
Der Ausdruck in seinen Augen wurde eine Nuance weicher, gerade genug, um Callia zu verraten, dass er mehr wusste, als sie erwartet hätte. »Noch nicht. Aber eines Tages vielleicht.«
Dann ließ er sie ebenso unvermittelt los, wie er ihre Hand vorher ergriffen hatte, lehnte sich in die Kissen zurück und schloss die Augen. Offenbar hatte ihn die letzte Stunde sehr viel Kraft gekostet. Fort war alle Sanftmut und Weisheit, als er sagte: »Berichte mir, nachdem du bei Zander warst. Ich will dringend wissen, ob er Erben zeugen kann. Bevor ich dieser Verbindung zustimme, muss ich mir seiner Manneskraft sicher sein. Nach der Zeremonie gibt es kein Zurück mehr. Und gib der nutzlosen Althea Bescheid, dass ich nicht gestört werden will.«
Callia wurde flau, als sie den alten Ándras ansah, der ruhig einschlummerte, scheinbar sorglos. Der König erwartete von ihr …
Skata.
Sie hob eine zitternde Hand an ihre Stirn, wischte sich die Schweißperlen ab, die sich dort gebildet hatten, und wandte sich zur Tür. Diese Untersuchung nahm plötzlich die Züge einer persönlichen Folter an.
Beim Hinausgehen brodelten Angst und Wut in ihr. Nachdem sie Althea ausgerichtet hatte, was der König sagte, begab sie sich widerwillig zur großen Marmortreppe und hinunter in das Studierzimmer des Königs im ersten Stock.
Zum Teufel mit dem König! Callias schlechte Laune wuchs, als sie die unterste Stufe erreichte und um die Ecke zum Studierzimmer bog. Zum Teufel mit diesen politischen Winkelzügen! Und zum Teufel mit den Argonauten und ganz besonders Zander, der Gefühle in ihr weckte, die sie zehn Jahre lang mühsam verdrängt hatte. Sie wollte kein Opfer bringen, wollte nicht an Heirat oder Bindungen denken oder daran, das Richtige zu tun. Und vor allem wollte sie nicht allein mit dem einen Argonauten sein, der ihr Leben zerstört hatte.
Sie drückte die schwere Tür auf und sah Zander, der drinnen vorm Erkerfenster stand und sich zu ihr umdrehte. Die Nachmittagssonne ließ sein kurzes blondes Haar leuchten und umrahmte seinen muskulösen Körper, der Callia vertrauter war als jeder andere. Zander begrüßte sie nicht, wie er es überhaupt nie tat, und seine Miene zeigte keinerlei Reaktion auf sie – wie immer.
Wortlos wandte er sich wieder zum Fenster um.
Hinter Callia fiel die Tür ins Schloss, während sie bereits auf den Schreibtisch zuging. Ihre Schuhe klackerten auf dem Königssiegel, als sie den Marmorboden überquerte. Sie musste ruhig, kühl, professionell sein. So verhielt sie sich stets ihm gegenüber, egal wie gern sie etwas nach ihm werfen würde. Wenn er so tun wollte, als wären sie Fremde, konnte sie es auch.
»Zieh dich aus«, sagte sie und räumte die Lampe vom Mahagonischreibtisch, damit sie ihn als Untersuchungstisch benutzen konnte. »Vollständig.«
Blaugraue Augen richteten sich auf sie, deren Blick alles andere als Freude ob der Tatsache spiegelte, allein mit ihr zu sein. Als würde sie das interessieren!
»Ich entblöße mich nicht vor dir.«
Callia ignorierte das kleine Pochen, das seine tiefe Stimme in ihrem Herzen verursachte. »Dann dürfte es schwierig werden, dich mit der Prinzessin zu vermählen«, erwiderte sie und sah verächtlich zu seinen Hüften. Am liebsten würde sie ihm eine Wunde in die Brust reißen und eine ganze Wagenladung Salz hineinschütten. »Oder eben nicht, je nach Lage der Dinge. Es gehen Gerüchte, du könntest es nur mit menschlichen Frauen. Ob es dir gefällt oder nicht, der König möchte sichergehen, dass du deiner Aufgabe gewachsen bist, ehe er dich seine Tochter heiraten lässt.«
Ihr war
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