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Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Naughton
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tötete, als sich ihm die Chance dazu bot. Wenn es etwas gab, das er täglich aufs Neue lernte, dann dass in dieser Welt nichts ohne Folgen blieb. Doch heute war es ihm egal.
    Neben seinem Lager standen eine Schale mit frischem Wasser und ein Teller mit Brot. Bei dem Anblick knurrte ihm der Magen, trotzdem ignorierte er das karge Essen und ging weiter zum fünften Dielenbrett von der Wand aus, von dem nur Max wusste, dass es lose war.
    Er hob das Brett mit steifgefrorenen Fingern in einer Ecke an und zog ein Glas aus dem Versteck.
    Es war weder ein Spiegel noch eine richtig durchsichtige Scheibe. Vielmehr war das Oval von beiden Seiten mattiert und hatte ein Wellenmuster, obgleich die Oberfläche glatt war. Der Rahmen sah golden aus, auch wenn Max nicht sagen konnte, ob es sich um Gold handelte, weil er noch nie echtes Gold gesehen hatte. Er wusste lediglich, dass es schwer war, ein fühlbares Gewicht in seinen Händen, nicht größer als eine Untertasse. Und es enthielt eine Magie ohnegleichen.
    Ein Fenster zwischen zwei Welten.
    Er drückte das Glas vorsichtig an seine Brust und ging vorwärts, bis seine Füße das Strohlager streiften. Dort sank er auf die Knie. Nun hielt er das Oval vor sich und flüsterte die Worte, die ihm die kleine alte Frau beigebracht hatte, die ihn heimlich in Tartarus und hier besucht hatte.
    »Zeig mir meinen Herzenswunsch.«
    Die Wellen im Innern schienen sich zu bewegen, und das Glas wurde klar. Hitze floss von dem Oval in Max Hände, strömte in seinen Körper, wärmte ihn. Dann erblickte er ihr Gesicht.
    Er wurde ganz aufgeregt, denn es geschah selten, dass sie direkt zu ihm sah. Und es bedeutete, dass sie in genau diesem Moment irgendwo selbst in das Glas hineinschaute. Womöglich dachte sie in ebendieser Sekunde an ihn.
    Oh, sie war wunderschön! Ein Lächeln erstrahlte auf ihrem Gesicht, das niemals alterte. Schließlich war sie Argoleanerin und würde folglich nicht alt, oder? Jedenfalls nicht, bevor sie ihre letzten Lebensjahre erreichte. Solange sah sie für jeden aus, als wäre sie Anfang dreißig, dabei war Max sicher, dass sie viel älter sein musste. Ihre Haut war wie Seide, ihre Augen besaßen einen verträumten Violettton, sehr ähnlich seinen – wie er hoffte. Ihr rotbraunes Haar fiel ihr heute bis zu den Schultern, und Max war überzeugt, dass es sich ebenso weich anfühlen würde, wie es aussah. Als er jedoch genauer hinsah, jeden Millimeter von ihr in sich aufsog, bemerkte er, dass ihre Züge verhärtet schienen und ihre Lippen zusammengekniffen waren. Zwar hatte er schon viele Gesichtsausdrücke bei ihr gesehen, diesen hier aber kannte er noch nicht. Sie sah … traurig aus.
    Prompt regte sich sein Beschützerinstinkt, der Wunsch, herauszufinden, wer sie verletzt hatte und warum, um denjenigen dafür bezahlen zu lassen. Doch ehe er noch mehr in ihre Miene hineinlesen konnte, drehte sie sich weg und das Bild verblasste. Das Glas wurde wieder zum mattierten, welligen kalten Oval.
    »Nein, warte! Komm zurück.« Er schüttelte das Glas. »Zeig mir meinen Herzenswunsch. Komm zurück!« Wieder und wieder sprach er die Worte, nur geschah nichts. Die Hitze, die Sekunden vorher noch da gewesen war, schwand mit ihrem Bild.
    Als er begriff, dass er heute Abend nicht mehr bekommen würde, streckte er sich auf seinem Bett aus, schloss die Augen und drückte das Glas an seine Brust. Tränen brannten hinter seinen Lidern, und wieder rumorte sein Magen. In seinem ganzen Leben hatte er sich nicht so schmutzig und eklig gefühlt wie in diesem Moment.
    Vielleicht konnte sie ihn in dem Glas sehen und das war der Grund, weshalb sie traurig gewesen war und sich voller Ekel abgewandt hatte. Doch noch während er das dachte, wusste er, dass es nicht stimmte. Die alte Frau in dem weißen Gewand hatte ihm gesagt, dass das Glas nur in die eine Richtung wirkte. Es war jedoch ein schwacher Trost, dass allein der Gedanke an sie ihn an alles erinnerte, was er nicht haben konnte.
    Er stellte sich gern vor, dass sie stolz auf ihn wäre. Stolz, weil er sich gegen Atalanta auflehnte, weil er dem treu blieb, der er tief in seinem Innern war. Aber wäre sie das wirklich? Würde sie nicht vielleicht nur das in ihm sehen, was alle anderen sahen? Einen schmutzigen Zehnjährigen, den keiner wollte?
    Er drehte sich von dem Essen weg, nach dem sein Körper so dringend verlangte, kämpfte gegen die Tränen, die ihm nun die Wangen hinabliefen, und umklammerte das Glas. Die Wärme, die vorhin aus dem Oval in

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