Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)
unsicher von einem Bein aufs andere, stemmte die Hände in die Hüfte und blies seinen Atem aus. »Ich denke nur, dass Ihr in dieser Sache die Wahl haben solltet. Eine Frau sollte immer wählen können, mit wem sie zusammen sein will.«
Solch ein Gespräch hatte Isadora nicht erwartet. Weder mit ihm noch sonst jemandem. Im Gegensatz zu ihrem Vater wollte er sie nicht zu einer Heirat zwingen. Und obgleich sie den Eindruck hatte, dass er selbst sich ungern binden wollte – warum auch immer –, überließ er die endgültige Entscheidung ihr. Man erzählte sich, dass menschliche Frauen eher sein Geschmack wären und er noch nie mit einer Argoleanerin gesehen wurde, jedenfalls nicht dass sie wüsste. Und gewöhnlich war sie auf dem Laufenden, was die Argonauten anging, zumindest indirekt, denn Saphira und ihre Freundinnen tratschten gern. Er hingegen blieb immerzu höflich, schien sich wenig um die intriganten Geschäfte des Rats zu scheren. Und überdies war er ein furchteinflößender Wächter. Einer, der, wie es die Gerüchte besagten, nie getötet werden konnte.
Das waren guten Gene für ein gemeinsames Kind.
Sie dachte an den anderen Argonauten, Cerek mit dem freundlichen Lächeln und den sturmgrauen Augen, die von Geheimnissen kündeten, wie Isa sie sich nie erträumen würde. Titus, den sie immerfort als stoisch erlebte, und dessen wissende Blicke sie verlässlich unsicher machten. Gryphons helle, selbstbewusste Miene, die von Eroberungen nah und fern kündeten – und von mehreren gleich hier in der Burg. Und Phineus, der Abenteurer und Rebell, von dem es hieß, er würde Feuer speien.
Sie wollte ganz sicher nicht eines Morgens verkohlt in ihrem eigenen Bett aufwachen; oder sich bei jeder Gynaíka , die ihr diente, fragen, ob sie auch schon ihren Gemahl privat bedient hatte. Ebenso wenig wollte sie, dass ihr ungefragt ihre Geheimnisse aus dem Kopf gesogen wurden; und erst recht konnte sie auf einen finsteren Ehemann verzichten, der sie noch tiefer in jenen Abgrund zog, von dem sie jetzt schon nicht wusste, wie sie wieder herauskommen sollte.
Sie blickte wieder zu Zander und schloss, dass er noch das kleinste Übel war. Zumindest hoffte sie es um ihrer selbst willen. »Ich wähle … dich.«
Einen Moment lang sagte er gar nichts. Dann aber streckte er ihr die Hand hin. »Komm zu mir.«
Sie zog das Badelaken fester um ihre Brüste und ging zaghaft auf ihn zu. Auf ihren nackten Füßen bewegte sie sich lautlos vom Teppich auf den Dielenboden. Einen halben Meter vor ihm blieb sie stehen und legte den Kopf in den Nacken, um zu ihm aufzusehen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie groß er war. Und wie muskelbepackt – überall. Aus ihrem gegenwärtigen Blickwinkel nahm er sich geradezu riesig aus.
Er trat näher, so dass sie seine Körperwärme fühlen konnte, Sandelholz und etwas Zitroniges roch. Doch obwohl ihr Puls schneller ging, weil er ihr so nahe war, empfand sie nicht den geringsten Hauch von Erregung.
Zander hob ihr Kinn mit einem Finger an, worauf Wärme aus seiner Hand auf ihre kalte Haut strahlte. »Ich werde dir niemals absichtlich wehtun, Isadora. Wenn du ehrlich zu mir bist, werde ich ehrlich zu dir sein. Hast du mich verstanden?«
Sie nickte.
»Vertrauen ist alles, worum ich dich bitte. Nicke, damit ich weiß, dass du mir glaubst.«
Sie tat es.
»Gut.« Er sah sie an. »Und jetzt küss mich und zeig mir, dass es dir mit dieser Bindung genauso ernst ist wie mir.«
Isadora rührte sich nicht; doch sie sträubte sich auch nicht, nicht einmal, als er den Kopf senkte und ihre Lippen mit seinen streifte.
Es fühlte sich weich an. Sein Mund war voll und fest zugleich, und sobald er ihren ein weiteres Mal neckte, merkte sie, wie sie reagierte. Wie von selbst bewegten sich ihre Lippen, was weniger Zustimmung als … Einverständnis war.
Der zarte Kuss endete schnell. Zander wich zurück und blickte sie an. Beide schwiegen sie, wussten offenbar nicht, was sie sagen könnten. In Zanders Augen war kein Anflug von Hitze oder gezähmter Leidenschaft, und Isadora vermutete, dass das ein gutes Zeichen wäre. Denn für sie war der Kuss auch nichts weiter gewesen als ein weiterer Punkt auf der Liste aller Dinge, die sie noch nicht erlebt hatte.
»Ich komme in sechs Tagen zur Zeremonie.« Leise verließ er das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Wieder allein, ging Isadora zu ihrer Frisierkommode und sank auf den weichen Hocker vor dem Spiegel. Irgendwann im Gespräch mit Zander hatte sie jenes
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