Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)
wieder Selbstgespräche, alter Mann?«
Zander blieb am Fuße der Treppe im ersten Stock stehen, eine Hand auf dem Geländerpfosten, und linste in den schattigen Korridor.
Nahe der gegenüberliegenden Wand trat Titus hinter einer Säule hervor, an der er offensichtlich wartend gelehnt hatte. »Ich hatte schon länger den Verdacht, dass du ein bisschen senil bist.«
»Hey!«, sagte Zander, dem es nicht behagte, von einer unangenehmen Situation in die nächste zu stolpern. »Was ist los?«
Titus verschränkte die Arme vor seinem breiten Oberkörper und stellte die Beine leicht auseinander. Es war eine eindeutig defensive Pose, nicht jedoch aggressiv, und das beruhigte Zander. Er war nicht in der Stimmung, sich heute noch einmal den Arsch versohlen zu lassen.
»Theron hat gesagt, ich soll auf dich warten. Er hat Nachricht von Nick, dass Dämonen ein Dorf irgendwo nahe den nordamerikanischen Kolonien überfallen haben. Anscheinend leben dort Halbblute und Menschen. Nick bittet um Hilfe bei der Suche nach Überlebenden. Die anderen hat Theron schon hingeschickt, und er will, dass du dich bereitmachst.«
Ein wohliges Kribbeln überkam Zander. Theron ließ ihn kämpfen? Eigentlich hatte er gedacht, von jetzt ab dürfte er nicht mehr in den Kampf ziehen, solange Isadora keinen Erben geboren hatte. Aber da sie ja noch nicht offiziell gebunden waren, wollte Theron ihm anscheinend einen letzten Auftrag gönnen. »Ja, klar. Ich muss nur meine Waffen holen, dann können wir gehen.«
»Eines noch.« Titus versperrte Zander den Weg zur Treppe, und prompt verkrampften sich Zanders Muskeln in Erwartung dessen, was als Nächstes kommen würde. Revanche nervte, aber letztlich hatte er es provoziert.
»Was du vorhin getan hast, im Königsgemach, das war …« Titus hob eine Hand und betrachtete sie, als wäre er unschlüssig, ob er sie Zander auf die Schulter legen oder in den Magen rammen sollte. Zander machte sich sehr steif, doch dann nahm Titus seinen Arm wieder herunter. »Das war heldenhaft, Z. Ich will dir nur sagen, dass wir alle, vor allem Demetrius, dir das nicht vergessen werden.«
Jener flüchtige, überwältigende Stolz traf Zander frontal in die Brust. Ja, er mochte gegen seine eigenen Dämonen kämpfen, was Isadora und Callia betraf, aber dies hier war der Grund, aus dem er das Opfer brachte. Für Titus, der ausschließlich im Zorn jemand anderen berühren konnte; für Demetrius, der so verkorkst war, dass keiner einen Schimmer hatte, was mit ihm nicht stimmte; für Cerek, der sich von allen Frauen fernhielt. Zander tat es für all seine Wächtergefährten, die dasselbe Opfer aus tausenderlei Gründen nicht bringen konnten.
»Demetrius vergisst alles. Spätestens nächste Woche kratzt ihn die ganze Geschichte gar nicht mehr.«
Ein Lächeln erschien auf Titus’ sonst so ernsten Zügen. Oder zumindest kam dieses kleine Heben des einen Mundwinkels für seine Verhältnisse einem Lächeln gleich. »Wahrscheinlich nicht. Oder aber ihm fällt eine irrwitzige Begründung ein, du könntest dich auf die Sache eingelassen haben, um uns alle reinzulegen.«
Zander schüttelte den Kopf, grinste und folgte Titus, als der sich umdrehte und voraus die Treppe hinunterstieg.
»Und eines will ich gleich klarstellen«, sagte Titus im Gehen. »Auf keinen Fall werde ich dich mit Königliche Hoheit anreden, nur weil du Isadora heiratest. Königliche Hohlheit vielleicht schon.«
Zanders Grinsen wurde breiter, als sie um die Ecke bogen und Richtung Krypta gingen, dem Raum im untersten Geschoss der Burg, wo die Argonauten ihre Waffen und sonstige Ausrüstung lagerten. Das war schon eher der Titus, wie Zander ihn kannte.
»Oder Eure Majestät«, fuhr Titus fort. »Dann schon eher Eure Maulverdreht. Nein, warte, ich habe was noch Besseres! Der Rat spricht doch immer vom König als Seine treueste, allerdurchlauchigste Hoheit, nicht? Dich nennen wir einfach Seine irreste, samenspendende Hohlheit.« Diese Variante schien ihm zu gefallen. »Ja, das passt.«
Zanders Lächeln erstarb, als Titus die schwere Tür zur Krypta mit einer Schulter aufschob. Stimmt, die letzte Bezeichnung passte zu ihm. Seine gesamte Zukunft war in diesem Schmähtitel zusammengefasst.
Er nahm sich eine neue Schwertscheide und ein Parazonium, hängte sich den Gurt quer über die Brust und rückte ihn so hin, dass die Waffe auf seinem Rücken war, bevor er sich seine Jacke überstreifte und jeden Gedanken an den König, Isadora und erst recht Callia aus seinem Kopf
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