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Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Naughton
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dumpfe Gefühl wieder eingeholt. In wenigen Tagen wäre sie seine Syzygos , seine Ehefrau. Und der Kuss? Er war lediglich eine Andeutung dessen, was er mit ihr tun würde, wenn sie erst Mann und Frau waren.
    Keine Erregung, keine Vorfreude, nicht einmal Sorge regte sich bei dem Gedanken. Sie ließ das Badelaken bis zu ihren Hüften hinunterrutschen und fuhr sich mit den Händen durch ihr langes blondes Haar. Die dichte Lockenmasse reichte ihr weit über den Rücken. Als Thronerbin und Frau war sie an Traditionen gebunden, die viele Argoleaner seit langem aufgegeben hatten – sehr zum Verdruss des Rates. Ihr Haar durfte nicht geschnitten werden, sie musste bodenlange Kleider tragen, die sie vollständig verhüllten, und sie musste unberührt sein, in jeder erdenklichen Hinsicht.
    Stimmte das noch?
    Sie nahm die Hände aus ihrem Haar und verdrängte die Erinnerungen an ihre Zeit in der Unterwelt, die sich in ihr Denken zu schleichen drohten. Mühsam unterdrückte sie die innere Unruhe, die mit jedem Tag schlimmer wurde. In wenigen Monaten wurde sie zweihundert. Zweihundert Jahre alt, und sie war noch nie geküsst worden. Bis jetzt.
    Ihre Hände zitterten nicht so sehr, wie sie erwartet hätte, als sie die Schublade der Kommode aufzog und darin umherwühlte, bis sie ihre Schere gefunden hatte. Das Metall blinkte im frühen Abendlicht, während Isadora überlegte, wer sie zuvor gewesen und wer sie heute war.
    Ihr Vater wollte, dass sie sich an Zander band und einen Erben gebar, auf dass die Monarchie gefestigt wurde und der Rat Isadora nicht stürzen konnte, sowie ihr Vater nicht mehr war. Und sie würde tun, was er befahl, denn ihr Leben war nun geopfert. Aber damit hörte es auch auf. Es würde keine weiteren »Ersatzthronfolger« geben. Egal wie nett, umgänglich oder gut aussehend Zander sein mochte, würde sie ihn nicht wieder in ihr Bett lassen, war die Schwangerschaft erst bestätigt. Und sie wollte herrschen, auch wenn es den Argonauten, dem Rat und vor allem ihrem Vater mächtig gegen den Strich gehen dürfte.
    Ihr blieben fünfhundert Jahre, bevor sie von diesem Leben ins nächste überging. Dann gehörte ihre Seele nicht mehr ihr, sondern Hades. Es war also höchste Zeit, dass sie aufhörte, für alle anderen zu leben, und endlich anfing, für sich zu leben.
    Sie öffnete die Schere und packte eine dicke Haarsträhne nahe ihrer Schläfe. Ohne zu zögern schnitt sie zu.
    Zander blieb vor Isadoras geschlossener Schlafzimmertür stehen, atmete tief ein und rieb sich über die Stirn. Nicht dass er schwitzte, oh nein, vielmehr fühlte sich seine Haut so kalt und klamm an wie eben Isadoras.
    Unwichtig . Er verließ das Vorzimmer und ging auf die große Marmortreppe zu. Als er in ihr Zimmer kam, hatte er nicht mit einer splitterfasernackten Isadora gerechnet. Oder gar geplant, sie nackt zu überraschen. Skata , er hatte es sich nicht einmal gewünscht! Aber nun bekam er das Bild nicht mehr aus seinem Kopf. Nackt wie am Tage ihrer Geburt und so vollkommen geformt, wie es sich jeder Argoleaner nur erhoffte, hatte die Frau vor ihm gestanden, die bald ihm gehören würde. Und wieso in aller Welt ihn das nicht erregte, begriff er selbst nicht.
    Unwillkürlich wanderten seine Gedanken zurück und verglichen Isadoras Körper mit seiner Fantasie von Callia im Studierzimmer. Nur eines von beiden Bildern versetzte sein Blut in Wallung. Nur eine Frau schaffte es, seine Körpertemperaturen in unermessliche Höhen zu jagen. Nur bei einer Frau reichte der Gedanke an sie, um ihn steif zu machen.
    Was für ein Schlamassel. Eine Hand auf dem Treppengeländer, blieb er stehen und zwang sich, ruhig ein- und auszuatmen.
    Isadora ist es nicht.
    Sein Herzschlag beschleunigte, doch er strengte sich an, ihn zu bändigen. Zander sagte sich, nun gut, dann reagierte sein Körper eben nicht so, wie es sein Verstand wollte, aber das hieß nicht, dass diese Sache nicht funktionieren könnte. Es gab argoleanische Aphrodisiaka, die seine Libido ankurbeln konnten. Und falls die versagten, konnte er jederzeit ins menschliche Reich wechseln, in eine Apotheke einbrechen und sich Levitra, Viagra oder Cialis besorgen. Er hatte schon Medikamente für Menschen genommen und wusste, dass sie bei ihm wirkten. Warum sollte er sie um seiner Ehe und seines Volkes willen nicht wieder nehmen?
    Bei deiner Seelenverwandten hast du nie Mittelchen gebraucht, Vollidiot.
    »Egal«, murmelte er und ging weiter. »Ist nichts als Biologie, Dummkopf.«
    »Führst du mal

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