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Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Naughton
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verbannte. »Machen wir uns auf den Weg, Titus. Wir wollen ja nicht Demetrius den ganzen Spaß überlassen.«
    »Das ist der beste Plan, den ich heute höre.« Titus schnappte sich seine Ausrüstung und nickte zur Tür. »Ich bin so weit. Gehen wir ein paar Dämonen vertrimmen.«
    Zander war ebenfalls bereit, wenn auch auf eine Weise, die Titus oder die anderen Argonauten niemals verstehen würden.

Sechstes Kapitel
    Max schrak aus dem Schlaf, in kalten Schweiß gebadet und am ganzen Leib zitternd.
    Das Atmen viel ihm schwer. Rasch setzte er sich auf und blickte klopfenden Herzens in die Dunkelheit, während seine Sinne langsam wach wurden.
    Er war auf seinem Dachboden, lag auf seinem Strohbett. Mondlicht fiel durch das schmutzige Fenster an der gegenüberliegenden Wand und beleuchtete die dicke Staubschicht auf den kahlen Dielen, so dass es aussah, als läge eine Schneeschicht drauf.
    Dies war nicht das Übungsfeld. Er sah nach unten. Es war kein Blut an seinen Händen. Er hatte eben nicht in blinder Raserei getötet, wie er es in seinem Traum sah.
    Ein Traum. Bloß ein blöder Traum.
    Er holte tief Luft, zwei Mal, schloss die Augen und versuchte, seinen rasenden Puls zu beruhigen. Der Traum war genauso gekommen wie sonst. Und wie immer fiel es Max schwer, ihn von der Wirklichkeit zu unterscheiden. In diesem Traum hatte er seine Mutter gesehen, die ihn suchte – wieder einmal. Als sie jedoch erkannte, was aus ihm geworden war, was er getan hatte, kehrte sie ihm entsetzt den Rücken zu und floh.
    Das ist nicht passiert. Nur ein blöder, ganz blöder Traum.
    Er fühlte sich ein wenig ruhiger, öffnete die Augen und schaute sich um. Während sein Puls langsamer und seine Sicht im Dämmerlicht besser wurde, erkannte er, dass er sehr unruhig geträumt haben musste. Das Brot neben seinem Lager, das er nicht angerührt hatte, war überall auf dem Boden verstreut und größtenteils zerdrückt, der Teller in mindestens drei Teile zerbrochen und sein Wasser nur noch ein feuchter Kreis auf dem harten, kalten Holz.
    Komisch.
    Mit einem Achselzucken verscheuchte er den Gedanken und legte sich wieder hin. Er war nicht sicher, wie lange er geschlafen hatte, aber es mussten Stunden gewesen sein, ging man nach dem Licht. Von draußen war zu hören, dass Atalanta nach der Abendessenspause wieder bei der Arbeit war und ihre Dämonen trainierte. Zum Glück hatte sie Max schlafen lassen, wohl weil sie zu angewidert von seiner Menschlichkeit war und seinen Anblick nicht mehr ertrug. Waffenklirren, Schmerzensschreie und Atalantas Brüllen hallten durch die Luft, pochten in seinem Kopf.
    Er warf den Arm über seine Augen und versuchte, die Geräusche auszusperren. Bibbernd sehnte er sich seine Decke herbei, nur war jedwedes Wünschen zwecklos, denn heute Nacht bekäme er sie nicht wieder. Also sollte er sich damit abfinden, zu frieren.
    Um nicht an die Kälte zu denken, drehte er sich auf die Seite, rollte sich zusammen und stellte sich das Gesicht seiner Mutter vor. Wenn er sich ganz doll anstrengte, konnte er sogar fast die Wärme vom Glas wieder spüren.
    Der Spiegel!
    Er setzte sich ruckartig auf, nun hellwach, und erneut raste sein Herz. Nur dass diesmal kein Traum daran schuld war. Das war die Wirklichkeit.
    Er sprang auf, kniete sich wieder hin, suchte jeden Zentimeter seines Strohlagers nach dem Spiegel ab, doch er konnte ihn nicht finden. Seine Hände zitterten, und ihm kamen die Tränen. Wieso hatte er den Spiegel nicht zurückgelegt, bevor er einschlief? Blöder, blöder Max! Wo war er?
    Wieder und wieder tastete er sein Strohbett mit zittrigen Fingern ab, wurde mit jedem fruchtlosen Suchen verzweifelter. Dann aber ertastete er etwas Kleines, Rundes, Metallenes und erstarrte.
    Er hob die Münze ins Mondlicht, um sie besser sehen zu können, und ihm wurde eiskalt, als er den eingestanzten Buchstaben A im Gold entdeckte.
    Es war Atalantas Münze, ihr Erkennungszeichen. Folglich musste sie in seinem Zimmer gewesen sein, ihn mit dem Spiegel gesehen haben. Und nun war er fort. Das zerkrümelte Brot, das verschüttete Wasser, der zerbrochene Teller: Alles ergab jetzt einen Sinn.
    Binnen einer Sekunde war er auf den Beinen, angetrieben von einer Wut, wie er sie nie zuvor gekannt hatte. Er stieg die Leiter hinunter in den dritten Stock und stürmte über die Hintertreppe hinab zur Küche. Mit jedem Schritt wuchs der Zorn in ihm.
    Meiner. Meiner. Meiner!
    Ohne auf das Personal oder deren warnende Rufe zu achten, raste er durch den Raum.

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