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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Mochten sich in ihrem Heer auch Marodeure befinden, die alles an sich rafften, dessen sie habhaft wurden — hier lag das Gold, nach dem die meisten von ihnen wirklich gelüstete. Das Korn, das ihnen fehlte, um ihre Familien zu nähren.
    Das war das Gold der Iskander, das mehr wert war als aller glänzende und funkelnde Tand, der sich zwar schön ansehen ließ, aber keinen Magen füllte. Darum blieb es auch ihr oberstes Ziel, das Geschmeide der Jadeträgerin und Dagomars Schwingenschild an sich zu bringen, damit sie sich endlich von der Knechtschaft der Bannzauberei befreien konnten.
    Doch die magische Schattenjade zu rauben war Zerbe unmöglich, das hatte Alvin mit eigenen Augen gesehen, als der Lederhäuter seine Hand verloren hatte; diese Beute ließ sich nur in einer offenen Schlacht gewinnen. Doch bis es so weit war, wollte er gern stehlen, was den Greifensteinern ohnehin nicht zustand.
    »Sieht es in den anderen Stockwerken genauso aus?«, fragte er Zerbe, der neben ihm stand.
    »Ja«, antwortete der Lederhäuter. »Und in den weiteren königlichen Speichern ist es nicht viel weniger.«
    Verdammt, das bedeutete, dass sie sehr viele Säcke füllen und zum Hafen bringen oder auf bereitstehende Karren laden mussten. Oder was Zerbe sonst geplant hatte.
    »Und wie bekommen wir das alles hier heraus, ohne dass die königliche Garde auf uns aufmerksam wird?«, wollte Alvin wissen.
    Zerbes Flickenmaske erbebte unter etwas, das nach einem gehässigen Lachen klang. »Gar nicht!«, antwortete er …
    … und begann im gleichen Moment zu schrumpfen!
    Alvin war zunächst verwirrt, bis er sah, dass nicht nur Zerbes Naht am rechten Zeigefinger geöffnet war, sondern sich die ganze Flickenhand unbemerkt in ihre Bestandteile aufgelöst hatte. Summend schoss ein schwarzer Strom aus dem Ärmel hervor, der sich umgehend zu einer Insektenwolke aufspaltete, die über ihren Köpfen zu kreisen begann.
    »Was soll das?«, rief Alvin, ohne jedoch eine Antwort zu erhalten, denn Zerbes Hülle leerte sich mit solcher Geschwindigkeit, dass sie bereits zusammensank.
    Bornus und die anderen beobachteten mit offenen Mündern, was da geschah. Ihre Überraschung steigerte sich noch, als aus den umliegenden Schatten weiteres Ungeziefer drang und sich auf das Getreide stürzte. Dort, wo das Geschmeiß auf die Körner traf, verfärbten sie sich umgehend schwarz.
    Alvin wurde beinahe schlecht von dem, was er da sah. Nie zuvor hatte er Magie auf so fürchterliche Weise wirken sehen, nicht einmal im Kampf gegen die Greifen. Hätte die Käferplage die Vorräte aufgefressen, hätte er es noch ertragen, aber stattdessen verdarb sie nur alles, was sie mit ihren grotesken Leibern berührte.
    Auch die anderen Krieger heulten vor Entsetzen auf, als sie sahen, wie sich das Geschmeiß über die gedroschene Ernte legte und sich tief darin vorarbeitete. Durchdringender Fäulnisgeruch schwängerte die Luft, während die oberen Kornschichten verrotteten und verdarben.
    »Still!«, zischte Alvin den Waffenbrüdern zu. »Wenn die Garde auf uns aufmerksam wird, sind wir erledigt.«
    Die Männer verstummten sofort. Die meisten verstanden ohnehin immer noch nicht, was eigentlich vor sich ging. »Was soll das?«, riefen sie dem über ihnen kreisenden Schwarm zu, der einmal Zerbe gewesen war. »Warum vernichtest du, was wir erbeuten wollten?«
    Statt sich zu einer Antwort herabzulassen, flog Zerbe zur Tür hinaus. Alvin eilte ihm hinter, doch es war zu spät, um noch etwas zu verhindern. In dichter Formation jagte Zerbe auf eine der Schubkarren zu, mit denen das Getreide von der Winde und zurückgeschafft werden konnte. Wie von einer Riesenfaust gepackt, wurde das Holzgefährt in den dahinterliegenden Schacht geschleudert. Laut krachend schlug es gegen die Wände, sechs oder sieben Mal, so oft, dass nur noch Kleinholz im Erdgeschoss ankam.
    Der Lärm schreckte sämtliche Wachen auf, die ersten Alarmschreie gellten bereits durch die Stockwerke.
    Als die dunkle Zusammenballung zurückkehrte, schwenkte Alvin wütend die Fackel, doch es gelang ihm kaum, mehr als ein Dutzend Flügel in Brand zu setzen, und die abgestürzten und über den Boden huschenden Käfer zu verfolgen, war zu mühselig. Vor allem, da Alvin und seine Männer Wichtigeres zu tun hatten.
    »Los, raus hier!«, befahl er. »Wenn erst mal das ganze Viertel in Aufruhr ist, sind wir rettungslos verloren!«
    Die Krieger setzten sich nur langsam in Bewegung.
    »Warum hat uns der Urkrieger überhaupt hierher

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