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Bannsänger

Bannsänger

Titel: Bannsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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vorstellen. Er war nichtmenschlich...
    Sie schulterten ihr Gepäck und marschierten zum Rand der Lichtung. Jon-Tom plauderte mit Mudge und Clodsahamp, während Flor den barschen, aber willigen Pog in ein Gespräch verwickelte. Sie war neugierig, welche Aufgaben ein Famulus hat, und er versorgte sie nur zu gern mit einer langen Liste unangenehmster Tätigkeiten, die er regelmäßig zu bewältigen hatte. Er sprach leise – außerhalb der Hörweite seines Meisters.
    Hin und wieder leckte Wasser an ihren Stiefeln; der nächtliche Regen hatte kleine Pfützen in die Lichtung gesetzt.
    Sie mieden die größten, ohne daß einer von ihnen bemerkte, daß mehrere der Eindrücke eine identische Form hatten: In den Fels waren die Umrisse von Hufen geschmolzen worden.
    Jon-Tom war auf den Anblick des Flusses nicht vorbereitet. Der Tailaroam war alles andere als der ruhige Strom, den er erwartet hatte.
    Er war breit und wild; gelegentlich zeigte weiß strudelndes Wasser die von Osten nach Westen verlaufende Strömung an. Jon konnte nicht wissen, wie tief er war, aber er schien genug Wasser zu führen, um ein wirklich großes Schiff tragen zu können. Er erinnerte Jon an die Bilder, die er vom Ohio der Kolonialzeit gesehen hatte. Er erwartete allerdings nicht, irgend etwas so Technologisches wie ein Dampfboot zu sehen.
    Vielleicht war es der Kontrast, der den Strom so groß scheinen ließ – es war das erste Mal, daß er etwas sah, das größer war als ein Bach oder Flüßchen. Weiden und Zypressen drängten sich in dichtstehenden Ballungen an den Ufern. Hier und da streckten Birkengruppen dünne Skelettfinger in einen wolkengetupften Himmel.
    Sie wandten sich ostwärts und wanderten stetig stromauf. Das dichte Unterholz, das sich an den Fluß schmiegte, ließ sie nur langsam voran kommen. Wirre Knäuel aus Mondbeerbüschen zwangen sie oft, die Richtung zu wechseln, und Brombeersträucher zerrten an ihren Umhängen und versuchten ihre Dornen in die darunterliegende Haut zu bohren.
    Schließlich fanden sie, wonach Clodsahamp gesucht hatte: eine flache Halbinsel aus Sand und Kies, die in das Wasser hinaus ragte. Nur ein paar Büsche klammerten sich zäh in den unfruchtbaren Boden, und die kleine Sandbank wurde bei Hochwasser sicherlich überschwemmt. Gegenwärtig jedoch bildete sie eine natürliche Landestelle, und zwar eine gute, wie der Hexer erklärte, von der aus man ein vorüberziehendes Schiff anrufen konnte.
    Aber ein Tag zog sich in den anderen, ohne daß es irgendein Zeichen von Flußverkehr gab.
    »Der Handel ist schwach zu dieser Jahreszeit«, meinte Clodsahamp entschuldigend. »Im Frühling, wenn der Fluß höher steht und die oberen Stromschnellen leichter zu passieren sind, gibt es mehr Schiffe. Wenn wir nicht bald ein Transportmittel zu Gesicht bekommen, könnten wir genötigt sein, unser eigenes zu konstruieren.« Er klang verärgert, vielleicht vor allem deshalb, weil Talea mit ihrem Vorschlag, über Land zu reisen, recht gehabt haben mochte.
    Die nächsten beiden Tage boten lediglich hoffnungsvolle Zeichen. Mehrere Boote kamen vorbei, aber alle reisten flußabwärts, zum Glittergeistmeer und zum entfernten Snarken.
    Jon-Tom nutzte die Zeit, um auf seiner Duar zu üben, um den schwierigen doppelten Saitensatz zu beherrschen. Er achtete sorgsam darauf, nur sanfte Musik zu spielen und kein Lied zu singen, weil er fürchtete, zufällig etwas Gefährliches herbeizubannen. Zu solcher Zeit schienen ihn Gnietschies zu umschwärmen. Er lernte, der dauernden Versuchung zu widerstehen, eins mit dem Blick einfangen zu wollen.
    Einmal kroch eine Art unterarmlanger Glühwurm aus dem seichten Wasser und wand sich im Tanz in der Nähe seiner Füße. Sonst tat er nichts und schoß sofort ins Wasser zurück, als Jon-Tom mit dem Spielen aufhörte.
    Flor war von dem Instrument fasziniert. Trotz Jon-Toms anfänglicher Bedenken bestand sie darauf, es selbst zu versuchen. Es gelang ihr gerade, ein paar Grundakkorde zu schlagen, und sie begnügte sich wieder damit zu zuhören, während er spielte.
    So war es auch eines Morgens, als sie einen Schrei von Talea hörten.
    »Ein Schiff!« Sie stand am Ende der Sandbank und deutete nach Westen.
    »Wie groß?« Clodsahamp gesellte sich keuchend zu ihr. Jon- Tom schob die Duar auf den Rücken und stellte sich mit Flor hinter die beiden.
    »Kann ich nicht sagen.« Talea blinzelte und beschirmte die Augen. Eine Wolkendecke hielt viel vom Sonnenlicht zurück, aber das Gleißen der Flußoberfläche

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